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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Mannschaft und in der chinesischen Nationalmannschaft
gebraucht, andererseits ist es für die VR China auch eine Ehre, wenn sie in Deutschland
spielt. Außerdem kann sie hier wertvolle Erfahrungen sammeln.« Wang San machte eine
kleine Pause, bevor er weitersprach. »Für nächsten Sonntag ist in Bad Neuenahr ein
Freundschaftsspiel mit der männlichen B-Jugend aus Köln angesetzt worden.«
    »Ein Test
für Wang Ai?«
    »Genau.
Danach wird entschieden, ob sie sie haben wollen, oder nicht.« Mit einem Seitenblick
versuchte Wang San herauszufinden, ob irgendetwas mit Bruni nicht stimmte. Sie ging
ungewohnt schnell.
    »Ach, die
nehmen sie doch mit Kusshand. Der Verein ist froh, wenn er so eine gute Spielerin
kriegen kann. Das Problem ist das Geld. Es muss endlich ein neuer Sponsor her.«
    »Und wenn
sie den nicht finden, können sie auch Wang Ai nicht bezahlen.« Er seufzte. »Der
chinesische Verband übernimmt die Kosten für ihren Aufenthalt in Deutschland bestimmt
nicht zu 100 Prozent. Aber …« Er blieb stehen. »Bei uns gibt es ein ganz interessantes
Sprichwort, abgeleitet von einem chinesischen Schriftzeichen.«
    Verblüfft
sah Bruni ihn an, denn er hielt ihr seinen Handteller vor die Nase und begann, mit
den Fingern seiner rechten Hand ein Zeichen hineinzumalen.
    »Das ist
das Sinnbild für Krise«, erklärte er, während Bruni ihm zusah. »Und das«, unerwartet
griff er nach ihrer Hand und hielt sie einen Moment fest. »Schau …«
    Bruni verspürte
den Impuls, ihm ihre Hand zu entziehen, überlegte es sich dann aber anders und ließ
es zu, dass er sie festhielt und streckte, und langsam damit begann, mit seinem
Finger in ihre Handfläche zu malen.
    »Das ist
das Zeichen für Chance«, sagte er aufblickend, als er fertig war.
    »Und was
willst du mir damit sagen?«
    »In jeder
Krise steckt auch eine Chance. Komm in den nächsten Tagen einfach wieder zum Qi
Gong.«

41
     
    Bruni sah nur halb hin, die Nacktheit
ihres großen Körpers verstörte sie. Während sie versuchte, den Reißverschluss des
Rockes, in den sie sich gezwängt hatte, zuzuziehen, vermied sie jeden weiteren Blick
in den Spiegel. Ihr helles Fleisch, das an den Oberarmen schon die Anzeichen erster
Schlaffheit zeigte, erschien ihr alles andere als sexy, und der Ring um den Bauch,
der sich in den letzten Jahren dort ausgebreitet hatte, war scheußlich anzusehen.
Bruni begann zu schwitzen. Es war eng und stickig in der Garderobe. In letzter Zeit
hatte sie häufiger leichte Anflüge von Hitze verspürt, aber jetzt schien das Wasser
in einem unaufhörlichen Strom förmlich aus ihr herauszufließen. Der Rock klebte
an ihren Schenkeln. Mit hochrotem Gesicht zog sie das Futter glatt, zerrte ungeduldig
den Fummel von Bluse vom Kleiderbügel, den Caro ihr eben gereicht hatte, zog ihn
rasch über und knöpfte ihn zu. Dann riss sie den Vorhang auf.
    »Stark siehst
du aus«, sagte Caro, die vor der Garderobe bereits neugierig auf sie wartete, freudestrahlend.
»Grün und orange sind genau deine Farben. Dreh dich mal um.«
    »Gib mir
erst einmal ein Taschentuch, ja? Ich zerfließe«, stöhnte Bruni beinahe ärgerlich
und wischte sich mit dem nackten Arm übers glänzende Gesicht. Mitleidig reichte
die Verkäuferin, die nur zwei Schritte von ihnen entfernt stand, ihr ein Papiertuch.
Die Außentemperaturen waren heute nicht so, dass man in der Boutique, die an der
Rodenkirchener Hauptstraße lag, ins Schwitzen geraten müsste.
    »Ich fühle
mich ein bisschen wie beim Karneval.« Bruni trocknete sich mit dem Tuch die Stirn
und spürte, wie sie begann, sich für ihren Schweißausbruch zu schämen. Vermutlich
musste sie das Outfit allein deswegen kaufen, weil sie es gleich durchnässt hatte.
Aber so schlecht sah es gar nicht aus, registrierte sie nach einem Blick in den
Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing.
    »Soll ich
Ihnen ein Glas Wasser bringen?«, fragte die Verkäuferin, die vielleicht gerade mal
30 war.
    Bruni nickte
dankbar und die Frau verschwand.
    »Mensch,
du hast ja richtig schöne, lange Beine! Warum hast du die nur immer versteckt? Und
dein Hals ist topp. Die Sachen stehen dir super«, sagte Caro euphorisch und begutachtete
sie von allen Seiten.
    Bruni murmelte
etwas Unverständliches und tat so, als ob sie dem Kommentar der Freundin keine weitere
Beachtung schenke. Sie drehte sich hin und her und warf kritische Blicke in den
Spiegel. So schlimm sahen ihre Arme gar nicht aus, und der Ring um den Bauch fiel
kaum auf. Vielleicht war aber

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