Mit Chic Charme und Chanel
nicht mehr erwähnt, seit er Schluss gemacht hatte.
»Wir sind wieder zusammen.«
»Schade.« Joe hielt meinen Blick eine Sekunde zu lang fest, ehe ich mich abwandte und wieder auf die Hügel schaute. Was war heute los? Hatte ich das »Ich bin leicht zu haben und verzweifelt«-Zeichen auf der Stirn kleben? Oder steckte mein Kleid noch in meiner Unterhose?
»Erzähl mir doch, woher du James kennst. Hat er hier gewohnt?«, fragte ich. Eine tolle Interviewerin war ich vielleicht nicht, aber sehr erfahren darin, das Thema zu wechseln.
»Ne, ich bin ihm ein paar Mal begegnet.« Joe zog die Stirn kraus. »Der Typ ist nicht echt. Er gibt vor, was zu sein. Hält sich vermutlich für was Besonderes.«
»Das ist verrückt.« Ich konnte nicht glauben, dass wir über ein und dieselbe Person sprachen. »Er hat sich mir gegenüber wie ein Gentleman verhalten.«
»Mag ja sein, dass er sich Damen gegenüber anders verhält«, meinte Joe achselzuckend. »Und diese Schwuchtel, mit der er rumhängt. So ein Arsch.«
»Ja, Blake ist sicherlich eine Mimose«, sagte ich mit Nachdruck, »aber ich verstehe nicht, warum sein Schwulsein ihn zu einem Arsch macht.«
»Versteh mich nicht falsch«, Joe hielt seine Hände hoch, »ich habe damit kein Problem, Mann. Wir sind hier in Hollywood, und mehr als die Hälfte der Typen hier sind schwul. Er ist nur, nun... Er verhält sich anderen gegenüber nur nicht fair.«
»Wieso kommst du heute Abend nicht mit, wenn wir ausgehen?« Zwei Fliegen mit einer Klatsche, überlegte ich. Jenny würde mir verzeihen, wenn ich ihr Joe mitbrachte, und Joe würde mitkriegen, dass James nicht, nun ja, nicht der ist, für den er ihn hält. »Wir gehen ins Teddy’s.«
»Mit James Jacobs?«
»Und Jenny«, bot ich an. »Komm mit, ich bin mir sicher, dass wir James kaum zu Gesicht kriegen. Er wird nur dafür sorgen, dass wir reinkommen.«
»Mit mir wärt ihr da auch reingekommen«, meinte Joe ein wenig verschnupft.
»Also ich fände es wirklich toll, wenn du mitkommst. Und Jenny auch«, sagte ich und drückte seinen Arm.
Joe überlegte und warf einen Blick auf die Bar, an der er den ganzen Tag gearbeitet hatte, dann sah er mich an. »Wann?«
Als Jenny gegen acht Uhr in mein Zimmer geschneit kam, war sie viel besserer Laune als bei unserem letzten Gespräch. Aber sie hatte mit keinem Wort erwähnt, wo sie gewesen war und was sie gemacht hatte, und wehrte alle meine Fragen mit einem vagen »hab einfach Sachen gemacht« ab. Ohne dabei allzu gereizt zu sein. Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit unter der Dusche gestanden hatte, entstieg sie dieser wie eine Göttin, wobei ihre Lockenpracht ihr Gesicht wie einen Heiligenschein umgab, ihre Haut von zwei Tagen Sonnenschein leuchtete und sie ein so ansteckendes Lächeln zeigte, wie ich es schon seit Monaten nicht mehr an ihr gesehen hatte.
»Dann tut L. A. dir also gut?«, fragte ich sie, als wir uns vor dem Schminkspiegel den Platz streitig machten. Der Gerechtigkeit halber hätte sie sich ihr Make-up eigentlich blind auftragen müssen. Denn wo die Sonne ihrer Haut einen goldenen Schimmer verliehen hatte, war meine Haut vom Strandbesuch fleckig und mein Haar ein zerzaustes Durcheinander.
»Ich hatte vergessen, wie gut man hier draufkommt«, gab sie zu. »Ich bekomme Lust, verrückte Sachen zu machen. Habe das Gefühl – ich weiß auch nicht -, lebendig zu sein? Oder klingt das zu kitschig?«
»Nein. Ich weiß genau, was du empfindest«, sagte ich und umrandete meine Augen mit einem jettschwarzen Mac-Stift, um auf diese Weise von meiner wilden Mähne und der schuppigen Nase abzulenken. Was nicht zu viel verlangt war. »Hier in L. A. trifft das zwar nicht auf mich zu, in New York aber schon. Vielleicht musstest du einfach mal weg und brauchtest einfach nur einen kleinen Schubs.«
»Aber jetzt brauche ich was anderes.« Sie zwinkerte mir zu und trug ihre vierte Lage Mascara auf. »Mal im Ernst, ich weiß, dass James Jacobs für dich tabu ist, aber spricht irgendwas dagegen, wenn ich ihn mir mal für eine Testfahrt vornehme?
Dann erfährst du von mir die Einzelheiten. Das wäre dann mal ein Exklusivinterview, das zu lesen sich lohnt.«
»Jenny«, sagte ich warnend und schlüpfte in mein neues leuchtend gelbes Phillip-Lim-Minikleid. Ich hatte gehofft, die sonnige Farbe würde sich vielleicht auf meine Wahrnehmung von L. A. positiv auswirken. Doch bis jetzt hatte sich die Wirkung auf mein Kreditlimit beschränkt, schön war es trotzdem. »Ich glaube nicht, dass
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