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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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wohnt in der Black Point Road?«
    »Nehme ich an.«
    »Und dann?«
    »Er hatte die Hand auf ihrem Rücken und hat sie ins Haus geschoben. Oder in den Zugang zum Garten.«
    »Und dann?«
    »Nichts dann. Sie ist in das Haus gegangen. Seine Hand war auf ihrem Rücken.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich bin weitergefahren und habe Brandy alles erzählt, und wir haben den ganzen Tag darüber geredet, mehr oder weniger.«
    »Hast du deine Mom darauf angesprochen? Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Ich weiß auch nicht. Ich wollte nur noch weg. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, sie in deiner Nähe zu sehen. Ich war so was von sauer auf sie, und du hast mir wahnsinnig leidgetan. Als ich ins Internat zurückgefahren bin, habe ich gedacht, so, das war’s. Ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie hat gewusst, dass ich es weiß. Deswegen hat sie mich ja wieder weggeschickt. Sie wollte mich nicht hierhaben.« Alex zieht die Knie an. »Ich wollte dich anrufen und dir alles erzählen, aber dann kam der Unfall. Und da wollte ich es dir nicht mehr sagen. Ich dachte, ich warte lieber, bis sie wieder aufwacht.«
    »Das tut mir leid, Alex. Es ist nicht gut, dass du dich mit solchen Problemen herumschlagen musst.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Ich kann nicht … wir können nicht wütend auf sie sein.«
    Alex sagt nichts. Wir sehen zu, wie der Hubschrauber ständig über derselben Stelle kreist.
    »Wie sieht er aus?«, frage ich.
    Alex zuckt die Achseln. »Keine Ahnung.«
    »Woher hat sie gewusst, dass du es weißt?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich ihren Anblick nicht mehr ertrage und dass ich weiß, was sie macht. Direkt ins Gesicht gesagt habe ich es ihr aber nicht.Wir haben uns gestritten. Und dann bin ich gegangen. Und alle haben gejubelt, dass ich endlich wieder weg bin.«
    »Alex«, sage ich, »wir müssen miteinander auskommen.«
    Sie wendet den Blick ab, was normalerweise bedeutet, dass sie zustimmt.
    »Ich muss wissen, wer es ist«, sage ich.
    Alex gleitet zurück ins Wasser. Ich schließe mich ihr an und lasse mich nach unten sinken. Wir drücken uns beide unter die Wasseroberfläche, und unsere Beine und Arme beschreiben kleine Kreise. Ihre Haare wogen über ihrem Kopf. Das Wasser glitzert um ihren Körper. Meine Zehen streichen über den Boden des Schwimmbeckens. Wir schauen einander an, bis eine Luftblasenkette aus ihrem Mund kommt. Sie stößt sich ab, und ich folge ihr nach oben, um Luft zu holen.
    »Ich gehe rüber zu den Mitchells«, sage ich. »Möchtest du mit?«
    »Weshalb?«
    »Um ihnen das mit Mom zu sagen und sie zu fragen, wer er ist.«
    »Ich muss noch auf Sid warten«, sagt sie.
    Wir klettern aus dem Becken, und ich sehe offenbar ziemlich mitgenommen aus, denn meine Tochter fragt mich immer wieder, ob alles in Ordnung ist. Wir gehen in die Küche. Ich stehe an der Theke, aus meiner Badehose tropft Wasser auf den Fußboden. Scottie löffelt Eis auf einen Bagel, und ich sehe, wie ihre Zungenspitze aus dem Mundwinkel lugt, während sie den Löffel in die Eispackung gräbt. Ich möchte weinen. Alex berührt mich am Handgelenk, ich zucke zusammen, dann schaue ich sie an und lächle, aber meine Lippen zittern.
    »Ich gehe zu den Mitchells«, sage ich noch einmal.
    Esther kommt mit einem Stapel Geschirrtücher herein. Sie mustert erst die Mädchen, dann mich. Offenbar bin ich sehr blass und wirke desorientiert, denn sie schüttelt den Kopf und schnalzt mit der Zunge. Sie räumt die Handtücher in eine Schublade, flüstert Alex etwas ins Ohr und kommt dann direkt auf mich zu. Ich weiche einen Schritt zurück, aber sie fasst mich am Kopf und zieht mich an ihre Brust. Entsetzt starre ich auf ihren Busen, doch dann ergebe ich mich, und zum ersten Mal weine ich, als hätte ich erst in diesem Moment begriffen, was meiner Frau und mir und dieser Familie widerfährt. Meine Frau kommt nicht zurück, meine Frau hat mich nicht geliebt, und ich bin jetzt für alles zuständig.

15
    Ich biege in die rondellartige Einfahrt der Mitchells ein. Im Garten wachsen üppige Farne und Teebäume. Selbst die Pfeiler ihres Carports sind bewachsen: Um die weißen Pfosten ranken sich grüne Kletterpflanzen. Alex hat mir aufgetragen, süße Teilchen beim Bäcker zu besorgen, aber ich vermute, sie ist nur scharf auf die Reste. Sie kann eine ganze Schachtel Malasadas auf einmal essen. Sie liebt diese hawaiischen Donuts.
    Ich gehe mit meinem Karton die Stufen zur Haustür hinauf. Irgendwie denke ich, dass dieses Mitbringsel

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