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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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erreicht.«
    »Was wollen Sie in Bunbeg? Hier gibt es nichts.«
    »Ich möchte die Fähre rüber nach Tory Island nehmen.«
    »Ich glaube, die fährt nicht. Ist die nicht in Killybegs zur General...
    ...Überholung. Ja, ich glaube, das ist sie.«
    Mir wurde plötzlich klar, dass es vielleicht wenig Sinn machte, noch länger hierzubleiben, denn Tory Island war unerreichbar, und damit hatte sich diese Sache erledigt. Kevin würde sicher nicht darauf bestehen, dass ich jedes Detail der Wette erfüllte. Ich nahm mir vor herauszufinden, ob dieser Typ, der wie ein weiterer Handelsvertreter aussah, mir eine Hilfe sein konnte.
    »Wo fahren Sie hin?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Dunglow, und dann fahre ich nach Donegal Town. Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit!«
    Meine Reise war eine Verherrlichung des Absurden, dessen Champion ich war, aber selbst unter dieser Voraussetzung konnte ich die Absurdität, einen ganzen Tag mit Trampen zugebracht zu haben, nur um am Abend an genau dem Ort wieder anzukommen, in dem ich am Morgen aufgebrochen war, nicht ertragen. Aus diesem Grund, und nur aus diesem Grund, beschloss ich, dort zu bleiben und herauszufinden, ob es irgendeine andere Möglichkeit gab, nach Tory Island zu gelangen. Ich dankte dem Mann, und er fuhr mit einem Gesichtsausdruck davon, der dem des Buschauffeurs auf dem Weg nach Cavan sehr ähnlich sah. Ich hatte erstaunlich wenig Gewissensbisse. Herrje, das Leben auf der Straße härtete mich ziemlich schnell ab. Mir war es inzwischen egal, wem ich auf die Füße stieg.
    Fast kam die Sonne hervor, als ich mein Gepäck einen kleinen Hügel hinabrollte und hinter einem Pub, dessen Gastfreundlichkeit ich bewundernswerterweise widerstand, rechts abbog. Ich war jetzt auf einer ganz besonders stillen Straße, und die Vibrationen eines Kühlschranks auf der Durchreise hallten als lautstarke Huldigung des Absurden von den umliegenden Hügeln wider. Ich bog um eine Ecke, und dort in der Ferne stand ein verfallenes Haus, davor standen zwei Damen, die auf Staffeleien malten. Ich kam immer näher und wurde immer mehr von dem Gedanken in Anspruch genommen, wie wohl ihre Reaktion auf den bizarren Anblick sein würde, der sich ihnen gleich bieten würde. Sie erschraken über das entfernte Rattern, blickten auf, und während ich näherrückte, wurde ihr Interesse an ihren Bildern zweitrangig. Ich hielt schließlich neben ihnen, einer älteren und einer jüngeren, attraktiven Lady.
    »Guten Tag«, sagte ich. Die Ältere der beiden betrachtete mich ungläubig.
    »Mein Gott, ein Gentleman, der mit einem Kühlschrank reist«, stellte sie mit amerikanischem Akzent fest.
    »Stimmt nicht! Ich bin nur Teil eines surrealen Traums, den Sie beide gerade haben.«
    »Das glaub ich gerne«, sagte die Jüngere von beiden mit einem Akzent, der eindeutig aus der Nähe stammte. Sie hatte schöne Augen.
    Ich warf einen kurzen Blick auf ihre Leinwände und ihre Interpretationen des verfallenen Hauses vor ihnen. Aha. Ich verstehe zwar nicht viel von Kunst, aber ich weiß, was mir nicht gefällt.
    »Ich suche den Hafen«, erklärte ich und erwähnte schlauerweise nicht, wie wenig mir ihre Arbeiten zusagten.
    »Gehen Sie einfach um die Kurve und den Hügel runter, und schon sind Sie da. Es ist sehr hübsch dort.«
    Das war es, aber es war kaum ein Hafen. Es war nicht mehr als ein schmales Becken mit fünf Fischerbooten, drei im Wasser und zwei auf einem Trockendock, wo sie frisch gestrichen wurden. Der Kai wurde von zwei Gebäuden flankiert: einem Hotel, das geschlossen war, und dem Bunbeg House, einem Bed & Breakfast und dem Grund meines Hierseins. Ich klingelte und machte mich daran, meine Kleidung zu ordnen und mich überhaupt vorzubereiten, gab das aber bald wieder auf, weil mir klar wurde, dass ich nicht wusste, auf was ich mich vorbereitete. Es spielte sowieso keine Rolle, weil niemand da war, was eine neuartige Methode war, eine Pension zu führen, aber keine, die mich völlig überraschte. Dann entdeckte ich einen handgeschriebenen Zettel im Fenster, auf dem »Sind bald zurück« stand, woraus ich schloss, dass ich es mit Leuten zu tun hatte, die ihren Finger direkt am Puls des Geschäftslebens hatten. »Bald zurück« hatte eine Vieldeutigkeit an sich, die mich ein bisschen beunruhigte. >Bald< hieß einer vernünftigen Interpretation gemäß >in ein paar Stunden<, aber ich war hier in Bunbeg, im County Donegal, und das Schild bedeutete vielleicht, dass sich Mitte Oktober jemand um mich kümmern würde.

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