Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
Vom Netzwerk:
Stattdessen erklärte ich, dass die Bilder »großartig« seien, schloss die Broschüre rasch und lenkte das Gespräch auf ein Terrain, auf dem ich viel mehr zu bieten hatte.
    »Das Wetter ist also besser geworden, Lois?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, das ist der schönste Tag, den wir bisher gehabt haben«, antwortete sie. »Wissen Sie, was die Leute hier oben sagen? >Wenn man die Berge sieht, regnet es bald. Sieht man sie nicht, regnet es längst.<«
    »Entweder das, oder die Vorhänge sind noch zugezogen«, antwortete ich.
    Sie lachten. Mein Gott, war ich ein unterhaltsamer Begleiter! Ich fühlte mich in meiner Entscheidung, nicht die Privilegierung der Abstraktion und deren Legitimität in einer Welt des Konflikts zu diskutieren, bestätigt.
    Die Damen erläuterten mir, dass wir uns in Gweedore befanden, einer >Gaeltacht<, d. h. in einer Region, wo man Gälisch spricht. Die Landschaft war felsig und dürftig mit Stechginster bedeckt. Kleine weiße Häuser waren über sie verstreut wie Konfetti, die ein Riese vom Himmel hat regnen lassen. Wir erreichten das Bloody Foreland, das Blutige Kap, ein Stück Küste an der nördlichen Spitze von Donegal, das wegen der intensiven roten Tönung, die die kahlen Felsklippen bei Sonnenuntergang annehmen, so heißt, und nicht etwa, weil sein Entdecker sich hier das Knie aufgeschlagen hat, wie ich annahm. Man hatte einen sehr guten Blick auf das ferne Tory Island, und ich fragte mich zwangsläufig, ob es ein Fall von »so nah und doch so fern« werden würde.

    Als die Damen mich vor dem Bunbeg House absetzten, waren der Kühlschrank und der Rucksack verschwunden, was hieß, dass sie entweder von den Eigentümern reingeholt oder von einem exzentrischen Opportunisten gestohlen worden waren. Ich setzte darauf, dass Ersteres der Fall war, und verabschiedete mich von meinen reizenden Reiseführerinnen. Als sie weggefahren waren und ich eine beunruhigend lange Zeit darauf wartete, dass jemand auf mein Klingeln reagierte, begann ich mir die peinliche Unterhaltung vorzustellen, die ich mit der Garda würde führen müssen, falls mein Zeug doch gestohlen worden sein sollte.
    »Ich möchte den Diebstahl eines Rucksacks und eines Kühlschranks melden.«
    »Eines Kühlschranks?«
    »Ja, ich reise mit einem Kühlschrank.«
    »Sehr witzig! Was sind Sie, Komiker?«
    »Ahm... ja.«
    »Verschwinden Sie lieber und vergeuden Sie nicht unsere Zeit!«
    Dann begann ich mich zu fragen, worauf ich mich eingelassen hatte, indem ich hierher gekommen war. Was für eine Sorte Mensch ruft bei einer Radiostation an und bietet jemandem, der mit einem Kühlschrank reist, eine kostenlose Unterkunft an? Ein toleranter Philanthrop? Ein gestörter Psychopath? Oder — die Tür öffnete sich und jemand sagte in astreinem Cockney »Hallo, wie geht’s?« — ein Engländer?
    Ja, ein Engländer! Andy aus Bermondsey, jetzt ein Bewohner von Bunbeg. Und verflucht noch mal, was freute er sich, mich kennen zu lernen! Er bat mich ins Wohnzimmer. »Komm rein und setz dich! Erzähl mal, was du vorhast! Ich hab heute Morgen Frühstück gemacht und gehört, wie du von dir und deinem Kühlschrank erzählt hast, und da dachte ich mir, ich ruf mal an und biete freie Logis an. Jeder, der mit einem Kühlschrank rumreist, hat das verdammt noch mal verdient.«
    Da hatte er Recht. Er redete weiter und gab mir immer noch keine Gelegenheit zu antworten.
    »Ich dachte mir, was für eine super Idee: ein Kühlschrank. Dich nehmen sie sicher sofort mit, jetzt, wo die Gerry Ryan Show dir hilft. Gerry ist in Ordnung. Was hältst du von Gerry? Kommst du mit ihm klar? Setz dich, setz dich! Wow, das ist großartig! Ein Kühlschrank! Ich habe meiner Frau Jean davon erzählt, und sie konnte es nicht glauben. Sie ist schwanger, weißt du.«
    Es klang, als wäre die Schwangerschaft der Grund für ihre Überraschung. Naja, Schwangerschaften haben eine seltsame Wirkung auf Frauen.
    »Willst du eine Tasse Tee?«
    Sie würde mir etwas zu tun geben, während er redete.
    »Ja, das wäre nett.«
    »Es tut mir Leid, dass wir nicht schon vorhin hier gewesen sind. Ich musste Jean zum Krankenhaus bringen. Ihr geht’s aber gut. Keine Probleme.« Er sah mich an und schüttelte erstaunt den Kopf. »Der Fridge Man. Der Mann mit dem Kühlschrank. Ich kann es nicht glauben. Setz dich!«
    Ich saß schon seit langem. Wir unterhielten uns weiter auf diese Weise. Andy ließ es gelegentlich zu, dass ich eine seiner Fragen beantwortete, aber es gab kein Anzeichen

Weitere Kostenlose Bücher