Mit dem Kühlschrank durch Irland
werden. Bisher war es recht anständig mit allen Aufgaben fertig geworden, aber diese Strecke war über eine Meile lang und kaum mit den Bahnsteigen zu vergleichen, für die es eigentlich konstruiert war. Wir machten uns auf den Weg, ich und das Team aus Rucksack, Kühlschrank und Wägelchen, und verursachten bald ein interessantes und nicht unbedingt angenehmes Geratter, als die Räder des Wägelchens über die unebene Oberfläche von Bunbegs Highway Number 1 rollten. Der Kühlschrank wirkte wie ein Resonanzkörper und verstärkte das Geräusch so weit, dass zusätzliche Aufmerksamkeit auf jemanden gelenkt wurde, der auch ohne diesen besonderen Effekt eine ziemlich auffällige Figur abgab. Ich rief damit die Aufmerksamkeit eines amerikanischen Touristen hervor. Zumindest vermutete ich, dass es sich um einen amerikanischen Touristen handelte, denn der Mann trug diese karierte Kleidung, die jedem sagt »Ich bin ein amerikanischer Tourist«.
»Sie haben Ihren eigenen Kühlschrank dabei?«, fragte er mit einem Akzent, der meinen Verdacht bestätigte.
»Ja, genau.«
»Das nenn ich reisen.«
»Genau.«
»Ich hab leider nicht daran gedacht. Echt cool.«
Ich ließ mich durch diese witzige Zustimmung nicht beeindrucken, bummelte weiter und erreichte fünf Minuten später einen Punkt, an dem der Blick über die Bucht zu meiner Rechten ein Foto verlangte. Ich positionierte meine Kamera auf einen Zaun und warf mich für ein Selbstauslöserfoto in Positur. Das Foto hätte kein Problem sein dürfen, da ich eine idiotensichere Kamera habe, bei der alles automatisch funktioniert. Auf dem Kameramarkt herrscht jedoch neben dem Zwang, immer kleinere und einfachere Geräte zu produzieren, der Zwang, immer mehr Funktionen anzubieten. Zusätzliche Funktionen bedeuten zusätzliche Hebel und Schalter. Konsequenterweise ist die beste Kamera auf dem Markt die kleinste und am leichtesten zu bedienende mit den meisten Hebeln und Schaltern. Also die, die ich habe. Daher wurde, als ich das drückte, was ich für den Selbstauslöser hielt, der Film wieder aufgespult, und in der Konfusion, die daraufhin entstand, schaffte ich es, alle Fotos zu vernichten, die ich bisher gemacht hatte. Da ich schon gut gegessen hatte, was ja das Beste ist, das man tun kann, wenn die Nerven geprüft werden, tat ich jetzt das Zweitbeste und fluchte.
»Scheiße!«, rief ich und zwar gerade so laut, dass der amerikanische Tourist zu mir herüberschaute, was ich wenig freundlich mit einem »Das gilt auch für dich!« beantwortete.
Das war unnötig, aber das Kameramissgeschick war, wie ich wusste, mein Fehler gewesen, und daher brauchte ich jemanden, dem ich die Schuld geben konnte. Amerikanische Touristen sind für solche Zwecke ideal.
Verfluchte Kamera. Wie bei allen Neuerwerbungen hatte ich das Begleitheft, auf dem mit großen Lettern »Bitte lesen Sie diese Gebrauchsanweisung sorgfältig« geschrieben stand, völlig ignoriert und war gleich ins tiefe, kalte Wasser gesprungen im Vertrauen darauf, dass gesunder Menschenverstand und ein kräftiger Schuss Glück ausreichen würden, um eine lange und erfolgreiche Beziehung zu diesem japanischen Dreckszeug aufzubauen.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
Der amerikanische Tourist begann Erleichterung darüber zu verspüren, dass er nicht versucht hatte, unsere Beziehung über den heiteren Wortwechsel hinaus zu vertiefen. Ich setzte mich auf meinen Kühlschrank und war wütend auf mich selbst, die Kamera und das Verlangen der Welt, die Dinge immer kleiner zu machen, und übersah dabei, dass ich eben diesem Verlangen der Welt, die Dinge immer kleiner zu machen, den ungeheuren Luxus verdankte, mich auf meinen Kühlschrank setzen zu können.
Ein Auto hielt an, und das Fenster wurde heruntergekurbelt. »Wo wollen Sie hin?«
O nein, der Fahrer meinte, ich wäre ein Anhalter. Er musste die untröstliche Verzweiflung in meinem Blick bemerkt und daraus geschlossen haben, dass ich ein gestrandeter Anhalter war. Ich versuchte, ihn nicht zu abrupt zu enttäuschen.
»Nun, ich will eigentlich gar nicht trampen, ich wollte...«
»Sie sind der Typ, der einen Kühlschrank rund um Irland transportiert, nicht wahr?«
Ich brachte nur ein Nicken zustande.
»Ich habe Sie gestern im Radio gehört. Wo wollen Sie hin?«
»Bunbeg.«
Der Mann, der ungefähr vierzig war und einen schicken Anzug trug, zögerte einen Moment lang. »Aber das hier ist Bunbeg.«
»Ehrlich? Großartig, dann habe ich ja für heute mein Ziel schon
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