Mit den scharfen Waffen einer Frau
sie da war.
Wahrscheinlich fiel ihm das allerdings nur auf, weil er im Gegensatz zu ihnen immer finster dreinblickte.
Er wollte gerade in den Gesellschaftsraum gehen, blieb jedoch auf der Schwelle stehen. Während er sich aufmerksam umsah, erkannte er, dass sie hier ebenfalls einige Veränderungen vorgenommen hatte. Vor dieser Frau war wirklich nichts sicher. Daisy hatte den Dachboden geplündert, auf dem sich im Laufe der Zeit diverser Krempel der verschiedenen King-Generationen angehäuft hatte. Sie sprach im Zusammenhang mit dem Schrott nur von „Schätzen“. Und jetzt hatte sie das nüchtern gehaltene Mobiliar mit handgearbeiteten Quilts und den von seiner Großmutter bestickten Kissen dekoriert. Mit Teppichen und bunten Farbtupfern wirkte der Raum tatsächlich freundlicher.
„Sie nistet sich ein“, murmelte er und wartete darauf, dass er bei dem Gedanken von Panik ergriffen wurde. Doch erstaunlicherweise geschah nichts.
Warum nicht?
Hatte er sich mittlerweile so sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass es ihm nichts mehr ausmachte, wenn sie seine geordnete Männerwelt auf den Kopf stellte? Hatten die gemeinsamen Nächte ihn derart benebelt, dass ihm plötzlich egal war, wie eng die Beziehung wurde? Wenn das der Fall war, war es höchste Zeit, auf Abstand zu gehen.
Denn ganz egal, wie sehr er die Zeit mit ihr genoss, allmählich ging sie zu weit. Daisy gehörte immer noch nicht hierher und konnte auch nicht bleiben. Ein harter Winter würde genügen. Danach würde er das plappernde Stadtmädchen dahin zurückschicken, wo es sich die Zeit in Coffeeshops und Boutiquen vertreiben konnte.
Merkwürdigerweise verbesserte sich seine Stimmung bei der Vorstellung nicht. Denn er wusste, dass ihm der Abschied nicht leichtfallen würde. Verdammt, natürlich würde er sie vermissen. Bloß, dass er damit am allerwenigsten gerechnet hatte!
„Hi“, erklang es hinter ihm. „Du bist aber früh hier. Ich dachte, du wolltest heute in die Berge, um die Zäune bei der Kammlinie zu überprüfen.“
„Habe ich schon“, antwortete er und wich aus, um sie vorbeizulassen. Doch sie machte keinerlei Anstalten, weiterzugehen, sondern stellte sich dicht vor ihn. Sie war ihm so nah, dass er den Duft des Pfirsichshampoos wahrnahm, das sie so sehr mochte. Und ihre Nähe genügte, um wieder hitzige Erregung auszulösen. Er spürte ihre Wärme, und darauf reagierte sein Körper sofort.
Er war davon ausgegangen, dass er nicht länger an Daisy denken musste, nachdem er einmal mit ihr im Bett gewesen war. Doch dieser Plan war leider nicht aufgegangen. Ganz im Gegenteil, seit sie miteinander schliefen, war sie ständig in seinen Gedanken. Nur ein Hauch ihres Dufts, eine flüchtige Berührung mit ihr genügte, und er wurde hart – und ungeduldig wie ein Teenager auf dem Rücksitz eines Autos.
Konzentriere dich, ermahnte er sich. Konzentriere dich auf alles, nur nicht auf sie.
Das war gar nicht so einfach. „Morgen kommen drei Anwälte. Ist alles vorbereitet?“
Sein harscher Ton verunsicherte sie anscheinend. Vorsichtig lächelnd sagte sie: „Ja, die Zimmer sind fertig, und ich habe schon alle Informationen, die ich für den Speiseplan brauche. Tim war so nett, die Einkäufe zu erledigen, aber …“
Er hob eine Hand, um ihren Redefluss zu unterbrechen, und fragte: „Tim? Eigentlich sollte er die Kletterwand inspizieren.“
„Das hat Sam schon getan“, erwiderte sie, während sie zu einem der Sofas hinter ihm ging und die Kissen zurechtrückte. „Tim meinte, es würde ihm nichts ausmachen. Außerdem wollte er die Gelegenheit nutzen, um bei seiner Mutter vorbeizufahren und Hallo zu sagen …“
Jericho konnte sich nur mit Mühe zusammenzureißen. Allem Anschein nach wurden ihm hier langsam die Zügel aus der Hand genommen! Das durfte er nicht zulassen. „Wenn ich gewollt hätte, dass Sam geht, hätte ich es angeordnet“, entgegnete er.
Daisy drehte sich um und sah ihn an. „Worüber ärgerst du dich eigentlich?“
„Ja, worüber nur?“, fragte er sarkastisch. „Vielleicht darüber, dass du meine Anordnungen zunichtemachst, wie es dir gerade passt?“
„Anordnungen?“
Sie klang empört, aber das kümmerte ihn nicht. Sie hatte seine Männer tatsächlich dazu gebracht, seine Anweisungen zu missachten. Allmählich wurde es Zeit, sie daran zu erinnern, wer hier der Boss war. „Ja, Anordnungen. Du arbeitest für mich, Daisy! Nicht umgekehrt.“
„Habe ich denn etwas anderes behauptet?“
„Das musst du gar
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