Mit der Liebe eines Highlanders
Schlucht, für deren Erhaltung er sich so energisch eingesetzt hatte, war durch ihre Schuld völlig vernichtet worden. Er hatte ihre Lage und ihre Zauberkraft verraten, um ihr Leben zu retten, und dann hatte er sie zerstört, um ihr das Leben ein zweites Mal zu retten.
Und sie hatte ihm im Gegenzug nichts zu bieten, nicht einmal ihre Schönheit, die er am Tag zuvor, als sie den Nachmittag mit Liebe zubrachten, so genossen hatte.
Jetzt war sogar das Gold unerreichbar.
Aber deswegen war sie froh.
Morgan hatte recht. Gold brachte die Menschen dazu, schreckliche Dinge zu tun. Es machte sie zu Mördern.
Sadie zog den Reißverschluss der Zeltklappe auf, um ihren Schlafsack herauszuholen, den sie auf den Rucksack schnallte, den Eric auf dem Boden liegen gelassen hatte. Rucksack, Schlafsack und Proviant würden es Sadie erlauben, die nächsten paar Tage zu überleben, bis sie sich entschieden hatte, was sie tun sollte.
Den ganzen nächsten Tag folgte Morgan unauffällig seiner Frau und wartete geduldig, bis Mercedes ihren Anfall von Selbstmitleid überwunden hatte, obwohl er es kaum erwarten konnte, sie in sein Haus zu bringen und ihr friedliches Zusammenleben zu beginnen, doch hielt er ihr zuliebe Abstand. Es sah so aus, als brauchte sie diese Zeit, um sich über die Ereignisse der letzten Tage Klarheit zu verschaffen.
Daher saß er im Schatten der Nacht und bewachte ihren Schlaf. Am Morgen hatte er sie baden gesehen, und seine Sorge war geschwunden, dass der Zauber, den sie ihm gegeben hatte, um sein Leben zu retten, ihres rauben würde. Er hatte die Brandnarben auf ihrem Körper wieder gesehen und dazu die Schusswunde von Eric Hellmans Kugel. Morgan hatte ein stilles Dankgebet gesprochen, dass ihrem Körper nicht der ganze Zauber entzogen worden war. Es war ihr so viel geblieben, dass die Heilung nur eine Frage der Zeit sein würde. Ihre Kräfte hatte sie fast zur Gänze wiedergewonnen.
Doch die Narben, die Sadie an den Tod ihres Vaters und ihrer Schwester erinnerten, würden für immer bleiben. Morgan machten sie nichts aus, solange sie wohlauf war.
Doch fürchtete er, dass sie Sadie sehr wohl etwas ausmachten. An jenem Tag im Tümpel war sie ihm gegenüber so offen gewesen, nachdem der Zauber ihren Körper geheilt hatte. Morgan fragte sich seufzend, ob Mercedes jemals wieder so unbefangen sein würde.
Er würde es von ihr fordern.
Nein. Er würde darum bitten.
Er liebte sie mehr, als er das Leben liebte, und er wurde dieser ziellosen Bußwanderung, auf die seine eigensinnige Frau sich begeben hatte, überdrüssig. Wie lange würde es dauern, bis ihr klar wurde, dass ihr Herz ihm gehörte?
Morgan rückte sich bequemer am Baum zurecht, zog sein Plaid enger um sich und schloss wieder seufzend die Augen. Wenn sie nicht bald Vernunft annahm, würde er Mercedes einen kleinen Schubs versetzen müssen und dann sehen, wie das Resultat ausfiel. Sein gràineag würde entweder noch tiefer ins Tal hinein laufen oder zornsprühend und um sich schlagend und fluchend zu ihm kommen.
Er hoffte aus ganzem Herzen, es würde Letzteres sein.
Sadie rollte sich aus ihrem Schlafsack und tänzelte rasch zum Feuer, schürte es und legte erst Kienspäne und dann größere Zweige nach, um es wieder anzufachen.
Sie stellte ihren verbeulten Topf mit Wasser auf den Rost und wollte es kraft ihres Willens zwingen, rascher zu kochen, während sie sich die Hände rieb und sie über das dürftige Feuer hielt.
Höchste Zeit, dass sie aus ihrem Trübsinn herausfand. Heute wollte sie zu Morgan gehen und ihm sagen, dass sie zusammengehörten, egal, was sich zugetragen hatte.
Aber zuerst musste sie die Dolan-Brüder finden. Sie hatte immer noch ein wenig Gold in der Tasche. Diese Nuggets wollte sie ihnen überlassen und sie davon in Kenntnis setzen, dass es darüber hinaus kein Gold mehr gab.
Sadie trank ihren Kaffee, brach das Lager ab und machte sich auf den Weg, in südlicher Richtung das Ufer des Prospect entlang. Ihre Entschlossenheit, Morgan reinen Wein darüber einzuschenken, wie es zwischen ihnen stünde, beschleunigte ihren Schritt.
Doch binnen zehn Minuten merkte Sadie, dass sie verfolgt wurde. Es vergingen weitere drei Minuten, bis sie ihren Verfolger erkannte.
»Komm heraus, mein Großer«, lockte Sadie lachend und klatschte in die Hände.
Keine fünf Schritte vor ihr vertrat Faol ihr mit hängender Zunge und gespitzten Ohren den Weg. Seine großen grünen Augen waren voller Leben, sein Schweif wedelte
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