Mit der Liebe eines Highlanders
den Grund für diesen drohenden Zusammenstoß zu finden. Warum hier, in Mercedes’ Tal? Und warum ausgerechnet jetzt, da er es endlich geschafft hatte, Morgan in einem neuen und vielversprechenden Leben zu verwurzeln?
Daar rieb seinen Nacken und seufzte matt. Soviel er wusste, war der gewaltsame Tod Jedediah Plums nie gesühnt worden, und das habgierige Wesen des Mörders lebte in seinen Nachkommen weiter. Eine vor achtzig Jahren begangene Untat war ungesühnt geblieben, und das Böse verschob das Energiegleichgewicht in diesem Tal nun zu seinen Gunsten. Die Schwärze, die Daar und Morgan früher im Sommer erschienen war, hatte sich hier seit diesem Mord festgesetzt.
Und erst vor Kurzem, in der gegenwärtigen Generation, hatte Daar dank seiner Zauberkraft erfahren, dass die Finsternis sogar noch an Kraft gewonnen hatte. Andere Morde, die irgendwie mit Jedediah Plum in Verbindung standen, waren ebenfalls ungesühnt geblieben.
Das gelbe Licht, das nicht nur Mercedes, sondern auch ihre Familie symbolisierte, schien ebenso damit verquickt. Es war möglich, dass Caroline Quill das zweite Opfer der Finsternis geworden war und Frank Quill das dritte.
Und Mercedes lief womöglich Gefahr, das vierte zu werden.
Daar hatte in den letzten Wochen verschiedene Zaubersprüche ausprobiert und versucht, die Schwärze zu bezwingen. Doch die brodelnden Kräfte wollten nicht weichen. Es geschah hier und jetzt und zum Schaden aller, die ihr in den Weg gerieten. Das Energiegleichgewicht musste wiederhergestellt werden. Ein einfacher, einsamer Goldsucher wollte seinen Frieden.
Dass Mercedes und Morgan mitten in diesem Kampfgetümmel saßen, lag außerhalb der Zauberkraft des Magiers. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um sie zu schützen. Jetzt lag es an dem Krieger, sich mit der Frau gegen die Finsternis zu verbünden und sie beide wohlbehalten durch den kommenden Mahlstrom zu lotsen.
Daars dünner Stab begann in seiner Hand zu summen. Er hob ihn himmelwärts und schwenkte ihn in Richtung des Tales.
Er sah den Schein eines bekannten grünen, mit Energie geladenen Lichtes, das den Wald durchlief, verzweifelt, getrieben, ziellos nach Sicherheit suchend.
Daar schüttelte den Kopf. Morgan ließ sich auch durch beruhigende Worte nicht überzeugen, dass er nicht in Gefahr schwebte, wieder auf eine Zeitreise geschickt zu werden. Zwei Jahre lang hatte der Zauberer allen Highlandern hoch und heilig versprochen, dass sie nicht gefährdet waren, aber nur Greylen schien ihm Glauben zu schenken.
Wahrscheinlich weil Grey glaubte, dass Daar seiner Macht beraubt worden war, als er seinen Zauberstab eingebüßt hatte.
Das Summen wurde lauter. Drängender. Daar kämpfte darum, seinen Stab zu zügeln, als dieser gegen die Turbulenz des aufziehenden Gewitters aktiv wurde. Gelbes Licht, hell und vibrierend wie die Sonne, sprühte durch das Bewusstsein des Zauberers.
Daar lächelte. So viel Leidenschaft von jemandem, der so unschuldig war. So viel Entschlossenheit und potente Energie. Wenn es jemanden gab, der Morgan MacKeages Interesse erregen und festhalten konnte, so war es Mercedes Quill.
Sie war die ideale Ergänzung des Kriegers – stark und intelligent besaß sie den Mut, dessen es bedurfte, um an seiner Seite zu kämpfen. Und Daar war froh darum, denn wenn er die Zeichen, die er in den letzten Wochen gelesen hatte, richtig deutete, schickte die Suche nach dem Gold Mercedes Quill mitten in einen grausamen Konflikt.
Morgan lief ziel- und richtungslos davon. Er wusste nur, dass er von Mercedes fort wollte. Er musste sie vor dem Unwetter beschützen, vor den Schrecken einer Reise, die ihn, und möglicherweise jeden in seiner Nähe, in eine andere Zeit befördern würde.
So sehr er sich wünschte, zu Mercedes hin- und nicht von ihr wegzulaufen – sich in ihrer sanften Kraft zu begraben und sich an ihr festzuhalten, bis sich das Unwetter verzogen hatte –, er konnte sie nicht auf diese Weise gefährden.
Wenn er aber nicht zur Stelle war, wer würde sie vor der Finsternis beschützen, die dieses Tal jetzt heimsuchte?
Dieser Gedanke ließ Morgan auf seiner Flucht unvermittelt innehalten und angestrengt durch den prasselnden Regen spähen, um sich zu orientieren. Obwohl es ihm so vorkam, als hätte er hundert Meilen hinter sich, war er vom Fluss doch nicht weiter als eine halbe Meile entfernt. Einem Blitz folgte sofort ein Donnerschlag, der die Erde erschütterte. Er steckte mitten im Gewitter. Der Wind beugte die Wipfel
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