Mit der Liebe eines Highlanders
gegen den Heckenschützen abschirmte. Keine drei Schritte, und er hatte die Sandbank hinter sich gebracht und tauchte just in dem Moment in den Wald ein, als wieder ein Schuss die Luft durchschnitt und die Kugel zu seinen Füßen in die Erde einschlug.
Morgan lief weiter, tiefer in den Wald, flußabwärts auf den Schützen zu, in der Hoffnung, der Schurke würde ihn aus dieser Richtung nicht erwarten. Nach einigen hundert Yards legte er Mercedes sanft auf den Boden.
Sie war über und über mit Blut bedeckt, ihr Flanellhemd vorne und hinten rot durchtränkt. Die Kugel hatte ihren Körper glatt durchschlagen.
Mit zitternden Händen riss Morgan das Hemd auf, dass die Knöpfe absprangen, und enthüllte eine kleine Wunde knapp unterhalb ihrer rechten Brust. Ihr Atem kam stoßweise. Sie war bewusstlos, ihr Gesicht fahl wie der Wintermond, ihre Augen unter den Lidern eingesunken, die schon der nahe Tod blau färbte.
Morgan zwang seine Hände zur Ruhe, während er ihr das Hemd über die Schultern zog und sie in Sitzposition stützte. Er wickelte das blutdurchtränkte Hemd über Rücken, Brust und die Wunde und band es mit den Ärmeln so fest, wie er es wagte.
Morgan wischte sich mit zitternder und blutiger Hand über die Stirn. Er blickte auf und lauschte, den Kopf schräg gelegt, aufmerksam nach Geräuschen eines anschleichenden Schützen.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte er sein rasendes Herz zu beruhigen. Sie waren meilenweit von der nächsten Siedlung entfernt, und Mercedes würde verbluten, ehe er sie in zivilisierte Gefilde schaffen konnte. Er musste zu Daars Zauberholz und an den Bach gelangen, um sie zu heilen, ehe es zu spät war.
Da hörte er von der anderen Talseite her ein Geräusch. Den unverkennbaren Schrei eines Mannes, der von etwas überrascht wurde. Dem Knurren eines Wolfes folgte wieder ein Schuss, diesmal aber wurde die Mündung in eine andere Richtung gehalten.
Im Vertrauen darauf, dass der Schütze nun anderweitig beschäftigt war, hob Morgan Mercedes behutsam hoch und lief wieder durch den Wald, zurück flussaufwärts. Er hielt sich im Wald, passierte die Sandbank und rannte weiter, bis eine Biegung des Baches ihn Blicken von der anderen Talseite her entzog. Er legte seine Frau auf den Kiesboden und lief zurück zur Sandbank.
Mit nur einem flüchtigen Blick zur anderen Talseite trat Morgan auf den Sand und nahm Schwert und Kleider an sich. Schon im Zurücklaufen hängte er sich hastig den Holzknorren um.
Er warf alles auf den Boden neben Mercedes, hob sie hoch und watete in den Bach, bis das Wasser tief genug war, dass er darin sitzen konnte. Kaum wurde das Holzstück nass, fing es an seiner Brust zu summen an. Das Wasser schäumte brodelnd um sie herum auf und erwachte mit Tausenden Bläschen, die als explodierende grüne Lichtpunkte an die Oberfläche stiegen, sprudelnd zum Leben.
Er band das Hemd los und zog es weg. Mercedes stöhnte und krümmte den Rücken vor Schmerzen. Morgan drückte sie an seine Brust und legte sich zurück, so dass er tief im Wasser versank. Sein Körper schien in Brand zu geraten, als blendend grünes Licht um ihn herum aufflammte. Er legte seine Arme fester um den schlaffen Körper seiner Frau und hielt ihren Kopf gute zehn Minuten knapp über der Oberfläche, wobei er sich mit zusammengebissenen Zähnen gegen die starke Hitze wappnete.
Schließlich setzte er sich auf und begutachtete die Wunde. Sie blutete noch immer und sonderte schäumende rote Bläschen ab. Mercedes war noch bleicher und schlaffer als zuvor.
Morgan brüllte auf. Der Zauber wirkte nicht. »Verdammt! Ich befehle dir zu wirken!«, rief er aus, packte den Holzknorren und riss ihn sich vom Hals.
Sie mit den Knien stützend, legte Morgan die Lederschnur um Mercedes’ Hals. Er streckte seine Beine aus, um sie ins Wasser gleiten zu lassen.
Die grünen Bläschen verfärbten sich plötzlich gelb und gaben ein zorniges Blubbern von sich, das die Luft mit Dampf erfüllte. Morgan hob Mercedes gerade so weit hoch, dass er die Wunde sehen konnte. Sie pulsierte zwar nicht wie seinerzeit der Schnitt an seinem Schenkel, doch schien die Blutung nicht mehr so stark zu sein.
Das reichte nicht.
Sie war noch immer dem Tode nahe.
Faol trat aus dem Wald, blieb aber am Saum des Wassers stehen. Morgan blickte auf und sah den keuchenden Wolf verzweifelt von einem Fuß auf den anderen tänzeln, als wäre er aufs Höchste erregt. Der Wolf winselte, stieß ein Heulen aus und trottete ein paar Schritte
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