Mit diesem Ring
dabei ganz besonders für die alten Lampen, die über ihnen hingen, sonst hätte er sich Jillys schmale Hüften und die langen Beine ansehen müssen. Als sie oben ankamen, schlug sein Herz viel zu heftig.
Jilly wandte sich nach links und öffnete eine orangefarbene Tür mit einem aufgemalten lebensgroßen Engel in Bluejeans und langem hellblondem Haar. Der Engel besaß große
Ähnlichkeit mit Jilly. Der Raum hinter der Tür war angefüllt mit Möbeln, die jede Menge Farbflecken aufwiesen, staubigen Teppichen und Musikinstrumenten. Das Sonnenlicht fiel durch eine schmutzige Glaswand ohne Vorhänge herein.
"Hier entlang."
Sie führte ihn zwischen Instrumenten, Möbelstücken und Verstärkern hindurch. Die Wände waren mit Dschungelszenen bemalt. Schmetterlinge hatten die Köpfe von Tigern, Tiger die Köpfe von Menschen. Durch eine Küche mit übereinander gestapelten Pizzakartons und säuberlich angeordneten Reihen leerer Bierflaschen erreichten sie einen völlig verglasten Raum.
Überall standen oder lehnten Gemälde, jede freie Fläche wurde von Farbbehältern eingenommen, darunter der lange schmale Tisch in der Mitte dieses Chaos. Unter dem Tisch entdeckte Zach eine Kiste mit einem darauf montierten Ventilator, der sonderbarerweise in die Kiste blies. Zach hatte jedoch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, weil seine gesamte Aufmerksamkeit von etwas anderem gefangen
genommen wurde.
Auf dem Tisch stand ein heller Stein, ungefähr vierzig Zentimeter hoch und fünfundzwanzig Zentimeter im
Durchmesser. Der größte Teil der Außenfläche war rau und naturbelassen. Doch eine Seite war bearbeitet. Die Künstlerin hatte in den Stein hinein ein faszinierendes Tal aus Wurzeln und Gängen geschlagen, in denen sich eine winzige Welt aus pilzförmigen Siedlungen befand.
"Du lieber Himmel!" flüsterte er tief beeindruckt.
"Ich nenne die Skulptur Schatz."
Ein passender Name, fand er. Es war unglaublich. Er
betrachtete das Kunstwerk noch und fand ständig etwas Neues, als Jillian ihm schon ein anderes Stück reichte, das nur so groß wie seine Faust war.
Es verblüffte ihn, wie leicht der Stein war. Bei genauerem Hinsehen erkannte er einen Gnom, der aus der Oberfläche herausgearbeitet war. Doch schon wieder gab sie ihm etwas anderes.
"Das gehört alles zu meiner phantasiereichen
Schaffensperiode", erklärte sie und ging ans Ende des Tisches.
Die Stücke, die sie ihm jetzt gab, waren schwerer und glatter.
"Das hier würde ich gern in Bronze gießen", erklärte sie, während er den anmutigen Bogen des einen Stückes und die faszinierend gedrehte Form eines anderen bewunderte. Zuletzt kam er zu einem rötlichen Stein mit hellgelben Streifen. Es konnte sich um eine Blume mit drei Blütenblättern, die sich noch nicht der Sonne geöffnet hatten, handeln, vielleicht um eine Tulpe.
"Wie nennen Sie das hier?"
"Dreifaltigkeit."
Er drehte den Stein herum und beobachtete, wie die drei Blütenblätter miteinander verschmolzen. "Ist es ein religiöses Stück."
"Das könnte man sagen." Sie zog ein Tuch von einem anderen Stück. "Das ist meine neueste Arbeit."
Die Werkzeuge streifte Zach nur mit einem flüchtigen Blick, weil ihn das Werk an sich so stark bannte. Es war nichts weiter als eine Form, die aus einem harten, kristallin wirkenden graublauen Stein hervorkam und förmlich danach verlangte, berührt zu werden. Er streckte die Hand aus und stockte im letzten Moment. "Darf ich?"
"Aber sicher."
Behutsam strich er darüber und fühlte abwechselnd die polierte, glatte Oberfläche und die rauen Kanten. "Was ist das?"
"Ich weiß es noch nicht, aber es wird es mir bald sagen."
Zach war so gefangen, dass er völlig überrascht wurde, als eine Frauenstimme sagte: "Lieber Himmel, das ist ja ein Mann!"
Mit beiden Händen auf dem Stein blickte er hoch. Vor ihm stand eine Frau mit Sommersprossen im Gesicht. Das gelockte rote Haar umgab wild Kopf und Schultern. Der kompakte, muskulöse Körper steckte in einem hellgrünen T-Shirt mit schmalen Trägern und einer abgeschnittenen Jeans, die fast nur noch aus ausgefransten Rändern bestand.
"Denise", sagte Jillian, "das ist Zachary Keller."
Er zog die Hände von der Skulptur zurück, wischte die rechte an der Hose ab und reichte sie Denise, die jedoch nur breit lächelte und die Hände in die Hüften stützte. "Ein Typ aus dem Establishment, aber wenigstens sieht er gut aus."
Er hörte aus ihren Worten nur Wärme und Freundlichkeit heraus. Da Händeschütteln offenbar
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