Mit dir an meiner Seite
werden.«
Ronnie wechselte einen kurzen Blick mit Will, bevor sie sich wieder Jonah zuwandte. »Dürfen wir dir vielleicht helfen?«
Jonah schüttelte den Kopf. »Ihr wisst doch gar nicht, wie das geht.«
»Dann musst du es uns zeigen.«
Nachdem Ronnie Jonahs Wunde verarztet und mit einem großen Pflaster versehen hatte, führte Jonah die beiden wieder in die Werkstatt.
Das Fenster war fast fertig. Die verbleibende Arbeit bestand nur noch darin, Hunderte von kleinen Glasstücken zusammenzufügen, um das göttliche Licht am Firmament entstehen zu lassen.
Jonah zeigte Will, wie das mit den Bleiruten ging, und brachte Ronnie bei, wie man lötete. Jonah schnitt das Glas, wie er es den ganzen Sommer über getan hatte, und schob es zwischen die Bleiruten, bevor er für Ronnie beiseite trat, damit sie die Stücke an ihrem endgültigen Platz im Fenster anbringen konnte.
Es war heiß und eng in der Werkstatt, aber mit der Zeit fanden sie alle drei ihren Rhythmus. Zum Mittagessen holte Will ein paar Burger und für Ronnie einen Salat. Sie machten eine kurze Pause, aber schon bald waren sie wieder bei der Arbeit. Im Laufe des Nachmittags rief Ronnie dreimal im Krankenhaus an. Aber es hieß immer, dass ihr Vater gerade bei einer Untersuchung sei oder dass er schlafe. Sein Zustand sei stabil, versicherte man ihr. Bei Einbruch der Dämmerung waren sie mit der Arbeit ungefähr halb fertig, und Jonahs Hände wurden allmählich müde. Also legten sie wieder eine Essenspause ein und holten dann ein paar Lampen aus dem Wohnzimmer, um in der Werkstatt mehr Licht zu haben.
Es wurde Nacht. Um zehn gähnte Jonah nur noch. Sie gingen ins Haus, um sich ein bisschen auszuruhen, und Jonah schlief sofort ein. Vorsichtig trug Will ihn in sein Bett. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, war Ronnie bereits wieder fort, in der Werkstatt.
Will übernahm jetzt das Glasschneiden. Er hatte Jonah den ganzen Tag über zugesehen. Anfangs war er noch etwas ungeschickt, hatte aber schnell den Bogen raus.
Gemeinsam arbeiteten sie die Nacht durch, und bei Tagesanbruch waren sie beide völlig kaputt. Vor ihnen auf dem Tisch lag das fertige Fenster. Wie würde Jonah reagieren, wenn er erfuhr, dass er bei den letzten Arbeitsschritten nicht dabei gewesen war?, fragte sich Will. Na ja - Ronnie schaffte es sicher, es ihm schonend beizubringen.
»Ihr zwei seht aus, als hättet ihr die Nacht durchgemacht«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
Pastor Harris stand in der Tür, auf seinen Gehstock gestützt. Er trug einen Anzug - wahrscheinlich für den Sonntagsgottesdienst -, aber Will bemerkte gleich die schrecklichen Narben auf seinen Handrücken. Dass die Arme genauso aussahen, wusste er. Wie so oft dachte er voller Schrecken an das Feuer in der Kirche. An das Geheimnis, das er all die Monate für sich behalten hatte. Vor Scham konnte er dem Pastor nicht in die Augen blicken.
»Wir haben das Fenster fertig gemacht«, verkündete Ronnie mit heiserer Stimme.
»Darf ich?«, fragte der Pfarrer höflich.
Ronnie nickte. »Aber natürlich.«
Pastor Harris betrat die Werkstatt mit vorsichtigen Schritten. Andächtig blieb er am Tisch stehen und fuhr mit seiner knorrigen, vernarbten Hand über das Glas.
»Unfassbar«, murmelte er. »Es ist noch viel schöner geworden, als ich zu hoffen gewagt habe.«
»Die Hauptarbeit haben mein Dad und Jonah gemacht«, erklärte Ronnie. »Wir haben es jetzt nur zu Ende gebracht.«
Er lächelte. »Euer Vater wird sich sehr freuen.«
»Wie geht der Wiederaufbau der Kirche voran? Ich weiß, mein Vater würde das Fenster sehr gern an seinem eigentlichen Platz sehen.«
»Dein Wort in Gottes Ohr.« Der Pfarrer zuckte die Achseln. »Die Kirche ist nicht mehr so beliebt, wie sie es einmal war, deshalb haben wir viel weniger Mitglieder. Aber ich glaube fest daran, dass wir es schaffen.«
An Ronnies bekümmertem Gesichtsausdruck konnte Will ablesen, dass sie Angst hatte, das Fenster könnte nicht rechtzeitig eingebaut werden. Sie traute sich aber nicht, dies offen auszusprechen.
»Deinem Vater geht es im Übrigen gut«, sagte Pastor Harris. »Er dürfte bald aus dem Krankenhaus entlassen werden. Bestimmt kannst du ihn heute Morgen besuchen. Gestern hast du nicht viel verpasst. Ich habe die meiste Zeit allein in seinem Zimmer gesessen, während er bei irgendwelchen Untersuchungen war.«
»Danke, dass Sie bei ihm geblieben sind.«
»Nein, meine Liebe«, sagte er mit einem Blick auf das Fenster. »Ich muss mich bei dir
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