Mit dir im Paradies auf Erden
unterhielt. Ehe sie sich entscheiden konnte, ob sie sich nicht lieber unbemerkt zurückziehen sollte, hatten die beiden Männer sie auch schon entdeckt und blickten ihr erwartungsvoll entgegen.
Fleur bewahrte Haltung und schritt gefasst die letzten Stufen hinunter. Doch das war gar nicht so einfach, denn der Ausdruck in Sebastians Augen brachte ihr Herz zum Klopfen und machte sie scheu und befangen.
„Fleur … darf ich dir einen alten Freund vorstellen? Rudolph Malone, genannt Rudy … Wir waren ziemlich lange Nachbarn.“ Sebastian kam auf sie zu. „Dies, Rudy, ist Fleur … Mias Freundin.“
Rudy streckte Fleur die blasse, weiche Hand entgegen. „Guter alter Sebastian, du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut“, meinte er anstelle einer Begrüßung. „Schon wieder eine Schönheit an deiner Seite! Wo hast du sie nur aufgetrieben? Dein Vorrat scheint ja unerschöpflich zu sein, du musst mir unbedingt die Quelle verraten.“
Fleur fand Rudy etwas klein geraten und unscheinbar, das Auffallendste an ihm waren ungewöhnlich breite Lippen. Er hatte dichtes braunes Haar und war bestimmt nicht hässlich, doch gegen einen Mann wie Sebastian besaß er einfach keine Chance. Er hielt ihre Hand übertrieben lange, Fleur entzog sie ihm schließlich und lächelte unverbindlich.
„Ich habe Fleur nirgends aufgetrieben, das sagte ich bereits.“ Sebastian blieb ruhig. „Sie ist lediglich noch ein paar Tage länger geblieben als Mia und ihre Freunde, um sich etwas zu erholen. Fleur hat einen anstrengenden Job, sie ist im Labor eines Londoner Krankenhauses mit wissenschaftlicher Forschung beschäftigt.“
„Schau einer an! Und du bist auch gerade hier, was für ein Zufall!“
Sebastians Miene verfinsterte sich immer mehr, und Fleur fragte sich, ob Rudy tatsächlich ein gern gesehener Gast war. Was er hier wohl wollte?
Als könne er Gedanken lesen, beantwortete Sebastian mit den nächsten Sätzen ihre Frage. „Rudy arbeitet auch in London, Fleur, und spannt über die Feiertage zu Hause aus.“ Er zögerte kurz, redete dann jedoch entschlossen weiter. „Und da wir das ganze Jahr keine Gelegenheit hatten, uns ausführlich zu unterhalten, ist er heute Abend unser Gast.“
„Ich bin wirklich ein Glückskind!“ Rudy war begeistert. „Darf ich neben der bezaubernden Fleur sitzen? Den Gefallen musst du mir einfach tun, Sebastian.“
Fleur wurde es unbehaglich zumute. Sie fand Rudys Benehmen abstoßend, in ihren Augen war er ein Schleimer und damit der Typ Mann, den sie nicht ausstehen konnte.
„Das Essen ist fertig“, rief Pat aus der Küche. „Ich habe im Speisezimmer gedeckt.“
Unwillkürlich musste Fleur lächeln. Pat liebte, die Dinge mit Stil zu tun, und ließ sich keine Gelegenheit dazu entgehen. Wie erwartet, war der Tisch festlich gedeckt. Bewundernd betrachtete Fleur das auf Hochglanz polierte Silber, das funkelnde Kristall, den Leuchter mit der Kerze und das üppige Gesteck aus Christrosen und Ilexzweigen. Fleur fühlte sich bestätigt, mit der Gießkanne bestimmt Pats Geschmack getroffen zu haben.
So hervorragend das Menü auch war, Fleur konnte es nicht entspannt genießen. Ohne zu fragen, hatte Rudy sich direkt neben sie gesetzt und den Stuhl so hingerückt, dass er ihr ins Gesicht sehen und ihr Bein mit seinem berühren konnte. Fleur musste sich zusammenreißen, bei dem körperlichen Kontakt nicht jedes Mal angewidert zurückzuzucken.
„Ich weiß, wie berühmt das Essen auf Pengarroth Hall ist“, verkündete Rudy jetzt. „Aber was sind schnöde Speisen gegen den Anblick meiner bezaubernden Tischnachbarin? Letzteres ist der wahre Genuss.“
„Rudy, bitte hör mit dem Gesülze auf!“ Sebastian schien ausgesprochen ärgerlich. „Zu deiner Erklärung, Fleur, Rudy ist in der Welt des Theaters zu Hause, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.“
Fleur wünschte, sie hätte sich nicht ausgerechnet heute Abend so elegant gekleidet und sorgfältig zurechtgemacht. Die Komplimente, mit denen Rudy sie überhäufte, waren entweder überzogen oder zweideutig. Einige Male fing sie Sebastians Blick auf, doch das ihr mittlerweile schon vertraute Lächeln war aus seinen Augen verschwunden.
Er schien die Situation ebenso unerträglich zu finden wie sie, doch er reagierte darauf mit eisiger Miene, was sie unsicher werden ließ. Richtete sich seine Ablehnung auch gegen sie?
Sebastian dagegen war wütend über sich selbst, weil er sich verpflichtet gefühlt hatte, Rudy einzuladen. Warum
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