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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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bringt er es zu seinen arbeitslosen Eltern, die voller Dankbarkeit Medizin für ihr krankes Baby kaufen können, oder die Schwester des Jungen bekommt endlich ein Schreibheft für die Schule, oder sie können sich ausnahmsweise etwas anderes kochen als diese furchtbare Pampe, die du niemals anrühren würdest. Denk mal drüber nach!‹
    Ich konnte nicht denken. Die beiden Kumpels meines Vaters schauten mich an, als hätten sie jedes Wort unserer Unterhaltung verstanden.
    › Mensch, Junge, du sitzt hier und bläst Trübsal, während du ein paar Ecken weiter gerade eine ganze Familie glücklich gemacht hast. Was sind schon die paar Kröten gegen die Lektion, die du eben gelernt hast. Wie ich schon sagte: Wechsel die Perspektive! Versuche dich in die Lage dieses Jungen hineinzuversetzen, der wahrscheinlich nichts besitzt außer den Klamotten, die er am Leib trägt. Was hättest du an seiner Stelle getan, wenn du nichts mehr zu verlieren hättest? Du kennst seine Geschichte nicht, aber eines ist sicher: Der Junge war geistesgegenwärtig und hat seine Chance ergriffen, als sie da war. Du dagegen warst mit deinen Gedanken sonst wo. Jede Wette, die Bande hätte dich nackt ausziehen können, und du hättest nichts davon bemerkt.‹
    › Haha, sehr witzig!‹
    › Oder stell dir vor, du hättest die Situation aus einem der Häuser oberhalb der Favela beobachtet. Was hättest du wohl über dich gedacht?‹
    Ich zuckte mit den Schultern.
    › Du hättest mich gerufen und gesagt: Komm schnell her. Da unten wird ein dämlicher Tourist abgezockt. Das musst du dir ansehen. Bringst ’n Bier mit?‹
    Jetzt musste ich auch lachen. Mit seiner Vermutung hatte er nicht ganz Unrecht.
    › Sei dir einfach immer im Klaren darüber, was gerade in deinem Leben passiert, und folge nicht dem erstbesten Gefühl, das in dir aufsteigt, denn, wie gesagt, Zorn und Hass werden dich niemals weiterbringen. Sie trüben deine Objektivität und Urteilsfähigkeit und bereiten dir nur Bauchschmerzen.‹
    › Ich verstehe‹, nickte ich meinem Dad zu und stieß mit ihm an. Er legte seinen Arm um mich und sagte irgendwas auf Portugiesisch zu seinen Kumpels, worauf auch sie ihre Gläser in die Luft hielten und ebenfalls nickten.
    › Und übermorgen kommt Duppa wieder vorbei‹, flüsterte er mir ins Ohr. › Dann packen wir ein paar Sachen zusammen, fahren mit seinem Auto die Küste entlang, surfen eine Runde und besorgen uns mächtig was zu rauchen.‹
    Mir kam fast der Rum wieder hoch, so heftig musste ich anfangen zu lachen.
    › Bin dabei‹, prustete ich und merkte gar nicht, dass sich mein Zorn auf den Jungen völlig in Luft aufgelöst hatte.«
    Eine geile Zeit mit Dad
    » Du hast aber einen tollen Dad!«, sagte Maia.
    Ich steckte gedanklich so tief in der Geschichte drin, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie sie mich anstarrte.
    » Hey!«
    » Was denn?«
    » Du guckst mich ja an!«
    » Darf ich nicht?«
    » Doch. Doch.«
    Ich schaute wieder an die Wand, und Maia legte jetzt auch ihr zweites Bein auf meine Decke.
    » Wir fuhren zu dritt die kleinen Surfer-Städtchen ab und genossen das Leben. Duppa hatte irgendwo eine Gras-Connection aufgetan und wollte uns für meinen restlichen Aufenthalt versorgen. Mein Dad und ich warteten im Wagen vor diesem Laden – keine Ahnung, was dort genau verkauft wurde, während Duppa das Geschäftliche regelte.
    Das Zeug war derbe günstig, fast geschenkt, aber Duppa, dieser Idiot, konnte einfach nicht aufhören zu feilschen – typisch hanseatischer Kaufmann eben. Er besorgte auch gleich eine ganze Tüte voll, doch der Preis, mit dem der Dealer schon runtergegangen war, war ihm noch immer zu hoch.
    ›Mensch, Duppa , mach hier nicht so ’n Stress wegen den paar Reais‹, rief ich ihm vom Rücksitz seines Autos zu. › Lass uns ’ne Biege machen!‹
    Mein Vater saß am Steuer und amüsierte sich königlich – über meine Nervosität und über Duppa im Allgemeinen.
    › Nööö, das sehe ich gar nicht ein‹, rief Duppa leicht gekränkt zurück. › Die Einheimischen bezahlen ganz andere Preise. Ich lass mich nicht verarschen hier.‹
    › Mann, Duppa, Alter, mach dich mal locker. Ist doch immer noch saubillig.‹
    › Ja, aber die brauchen gar nicht zu denken, dass der weiße Idiot hier ankommt und sein Geld rausschmeißt. Nicht mit mir.‹
    › Ey, jetzt gib dem Typen doch sein Geld, damit wir endlich weiterfahren können.‹
    › Nee, nee, nee, Mario. Jetzt will er auch noch, dass ich ihm eine Pfeife abkaufe.

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