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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wahr?«
    »Moment mal! Hier liegt ein Irrtum vor.« Eva Aurich begriff erst jetzt, welche Rolle man ihr hier zutraute. »Ich bin engagiert, um Manfred, den jüngsten Sohn des Hauses, zu betreuen. Sonst nichts.«
    »Engagiert?« Ingeborg war zwei Schritte weitergegangen, weil Wolters einladend auf die Wohnzimmertür gezeigt hatte. Jetzt blieb sie stehen. »Du bist nicht …«
    »Nein.«
    »Verzeihung …«
    »Irren ist menschlich.«
    »Dann gibt es also noch eine andere?«
    »Keine andere gibt es!« schrie Walter aus dem Hintergrund. »Mein Gott, wie kann man nur so eine hysterische Kuh sein!«
    »Ich glaube, daß es vernünftiger ist, wenn wir das Gespräch im großen Kreis fortsetzen«, sagte Wolters. »Vor allem darf ich darum bitten, den Wortschatz nicht ausufern zu lassen. Darf ich Sie hereinbitten …«
    Es wurde ein sehr interessanter Abend, das muß man gestehen. Ingeborg, nun von allen Ibo genannt, was Walter ausgesprochen makaber fand, hinterließ einen erstaunlich günstigen Eindruck.
    Mit Dorothea unterhielt sie sich über ein neues Strickmuster, das aus dem indianischen Kulturkreis um den Ontariosee kommen sollte. Hermann Wolters gestand sie, daß sie zwar von daheim ausgerückt sei, weil die bürgerliche Gesellschaft in ihrer heutigen heuchlerischen Form sie ankotze, daß sie aber trotzdem Thomas Mann und Hermann Hesse lese und sehr gern Händel, Bach und Mozart höre. Auf die Frage, wie sie sich denn nun ihr ferneres Leben vorstelle, antwortete sie einfach: »Ich weiß es nicht. Ich lebe eben …«
    Und als Wolters meinte: »Wo kämen wir hin, wenn alle so dächten?« hob sie die Schultern.
    »Ganz gut, daß nur ich so denke …«
    Mit Alternativen zu diskutieren ist eben eine Kunst, die man lange üben muß, sonst rennt man gegen Gummiwände.
    Später ging Ingeborg mit Gabi auf deren Zimmer, hörte Rockplatten und besuchte anschließend Manfred, der ins Bett mußte. Ihm gab sie den Rat, wenn er alles doof fände, solle er ruhig dabei bleiben, was den Kleinen hellauf begeisterte.
    Danach erschien Ingeborg wieder im Wohnzimmer, wo Walter schmollend in der Ecke saß und sich überlegte, wie man ohne Geld selbständig werden konnte. Sein Vater hatte ihm in einer Form die Leviten gelesen, wie sie ein Neunzehnjähriger mit etwas Stolz nicht akzeptieren konnte. Erschwerend kam hinzu, daß dies alles vor den Augen und Ohren von Eva geschehen war. Einem jungen Mann mit Mut zur Konsequenz blieb danach eigentlich nur eines: ausziehen.
    Aber wohin? Wovon leben als Abiturient? Das heißt, das Abi hatte er in der Tasche, mit Note 1,9. Den Winter hatte er noch verbummeln, aber dann im Sommer in Berlin mit Politologie und Soziologie loslegen wollen. Hermann Wolters' Vorschlag, doch besser Zoologie zu belegen, da seine, Walters, Genossen als Rindviecher bestimmt einen Tierarzt brauchten, betrachtete er als einen verbalen, aus Minderwertigkeitskomplexen geborenen Ausrutscher.
    Aber das war jetzt sowieso unwichtig. Wichtig war nur die Frage: Wohin jetzt? Auch ein halbes Jahr des Herumgammelns muß schließlich eine gesunde Grundlage haben. Im Notfall kann man Väter natürlich auf Unterhalt verklagen, aber so weit wollte Walter nicht gehen.
    »Wir sind jetzt unter uns«, sagte Wolters und schenkte rundum Wein ein – den vollmundigen Volkacher. »Der Kleine ist im Bett, wir können ungezwungen reden. Ibo, Sie haben in meiner Frau eine gute Anwältin. Ich selbst, das gebe ich zu, denke da etwas strenger. Sie sind Walters … nun ja … Freundin. Wir müssen das akzeptieren; er ist ja ein erwachsener Mann, wenngleich er doch immer unser Sohn bleibt. Also: Wenn es Ihnen Spaß macht, fahren sie mit uns nach Diano Marina.«
    »Gegen meinen Protest!« sagte Walter finster aus der Ecke.
    »Dann möchte ich nicht.« Ingeborg nippte an dem Wein. »Ich möchte mich nicht aufdrängen. Das habe ich gar nicht nötig. Ich liebe Walter, aber wenn er meint, ich sei eine Wegwerfpackung, dann ist es besser …«
    »Und wenn ich Sie einlade, Ibo?« fragte Dorothea.
    »Sie – mich, Frau Wolters?«
    Walter zog die Schultern hoch. Er wurde aus seiner Mutter nicht mehr klug. Ein Jahr lang hatte sie konstant behauptet, Ingeborg sei der falsche Umgang für ihn. Selbst als er gestanden hatte, daß er mit ihr schlief, hatte sie gesagt: »Trenne dich von ihr, solange es noch möglich ist. Ein Gammelmädchen …« Und jetzt lud Mutter sie an die Riviera ein!
    »Ich habe das Gefühl, es käme etwas Nützliches dabei heraus«, meinte Dorothea in

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