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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tritt gibst!«
    »Zum Donner, ich habe dir keinen Tritt gegeben. Ich habe dir nur erklärt, daß das mit Diano Marina nicht geht.«
    »Es geht doch.«
    »Nein!«
    »Ich ziehe in eine kleine Pension in eurer Nähe.«
    »Unmöglich!«
    »Warum! Wegen der anderen?«
    »Es gibt keine andere!« schrie Walter. »Was willst du in Diano Marina?«
    »Dasselbe, was du dort willst. Mich sonnen, schwimmen, ausruhen, Fisch essen, die Gegend begucken – und dich sehen. Oder willst du mir vorschreiben, wo ich meinen Urlaub verbringe? Willst du den Ort bestimmen?«
    »Ich will gar nichts.« Walter ahnte Komplikationen, die er bisher nicht einkalkuliert hatte. »Was heißt hier überhaupt eine Pension? Dafür hast du doch kein Geld.«
    »Und ob ich es habe!« rief Ingeborg voller Triumph. »Ich habe zu Hause angerufen. Mein Alter schickt mir tausend Mark.«
    »Dieses vertrottelte Rindvieh!«
    »Noch ein Wort über meinen Vater, und es knallt wieder«, sagte Ingeborg kalt.
    »Vor zwei Jahren bist du ihm weggelaufen. Überall hat er verkündet, er habe keine Tochter mehr – und kaum gibst du einen Laut von dir, pflastert er dich mit Geld zu. Das ist doch hirnrissig.«
    »Das ist Vaterliebe, du Affe!« Ingeborg lehnte sich an die Wand des Treppenhauses. »Aber du siehst – ich komme nach Diano Marina. Und ich werde jeden Morgen vor eurem Haus sitzen und warten, was da passiert.«
    »Damit erreichst du gar nichts!« knirschte Walter voller Wut.
    »Steter Tropfen höhlt den Stein.«
    »Bei mir nicht. Bei mir setzt er Kalk an und versteinert mich.«
    »Was glaubst du, welche Wirkung es hat, wenn ich mit einem Plakat vor eurem Haus aufkreuze.«
    »Was für ein Plakat?« fragte Walter geschockt. So gut kannte er Ingeborg inzwischen, um zu wissen, daß sie irgend etwas ganz Unerhörtes plante. Auf Plakat-Parolen war sie in der Demo-Szene spezialisiert.
    »Da wird drauf stehen: ›Der Beischlaf hört nicht am Morgen auf!‹«
    »Die ganze zerschmetternde Verachtung meines Vaters wird dich treffen!«
    »Schön, dann schreibe ich eben: ›Erinnerst du dich nicht mehr?‹ – Ja, das ist es! Da kann keiner was sagen, aber jeder weiß, was es bedeutet. Dazu werde ich einen ganz knappen Bikini anziehen, so einen Tanga, und vor eurem Haus sitzen und warten …«
    »Bis du schwarz wirst!« zischte Walter.
    »Hoffentlich scheint die Sonne, und ich werde schön braun. Ich werde schnell braun. Ich habe viel Pigmente … Ich habe überall viel von dem, was man braucht …«
    In diesem Augenblick betrat Eva Aurich das Haus. Zehn Minuten zu spät und deshalb so eilig, daß sie fast mit Ingeborg auf dem Treppenflur zusammengestoßen wäre. Wie bei einer Giftschlange, die man gerade getreten hat, schoß Ingeborgs Kopf nach vorn.
    »Ha!« sagte sie laut. »Das ist sie!«
    »Ja.« Eva nickte dem total verlegenen Walter mit einem strahlenden Lächeln zu. »Da bin ich endlich. Ihr habt schon auf mich gewartet, was?«
    »Aha, so weit ist es schon. Die Familie akzeptiert sie. Mit Familienanschluß …«
    »Das Wort hat mir sofort gefallen«, sagte Eva ahnungslos.
    »Du feiger Lügner!« Ingeborg schlug wieder zu, und die Ohrfeige saß. Ihre Hand war schnell und ihr Auge zielgewohnt. Sie hatte sogar einen Minister mit Tomaten beworfen und jedesmal getroffen.
    Eva Aurich, noch etwas atemlos, erkannte erst jetzt, daß hier eine grundsätzliche, ernste Meinungsverschiedenheit vorliegen mußte. Sie tippte Ingeborg auf die Schulter und diese fuhr wieder wie ein gereiztes Raubtier herum.
    »Ich weiß nicht, was dich berechtigt, so mit Walter umzugehen«, sagte Eva ruhig. »Aber ich nehme an, ihr habt was miteinander, und irgend etwas läuft nun schief. Nur, so ist es die denkbar schlechteste Methode, sich zu einigen.«
    »O Gott, eine Intellektuelle!« schrie Ingeborg. Ihre grauen Augen flammten. »Damit du's weißt: Er schläft mit mir.«
    »Na und?«
    »Das stört dich nicht?«
    »Nicht im geringsten …«
    »Pervers bist du auch noch! Aber da mache ich nicht mit. Ich bin normal, bei mir gibt's keine Dreiecksverhältnisse …«
    »Nun reg dich mal ab«, sagte Eva Aurich. Es war erstaunlich, wie perfekt sie in den Sprachschatz von Ingeborg einstieg. »Darf sie nicht in die Wohnung, Walter?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er macht sich die Hosen vor seinem Vater naß«, schrie Ingeborg. »Mit neunzehn Jahren! Da sind andere schon selber Vater!«
    »Komm mit«, sagte Eva und ging an dem erstarrten Walter vorbei in die Diele. Er wollte den Arm wie eine Schranke

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