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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausstrecken, aber Eva schob ihn zur Seite. »Wenn du sie nachts kennst, solltest du sie auch am Tage nicht vergessen.«
    Ingeborg schüttelte verwirrt den Kopf, ging an Walter vorbei hinter Eva her, tippte sich an die Stirn und betrat somit die Woltersche Wohnung. Die gediegene Bürgerlichkeit, in die sie kam, gefiel ihr im Grunde, aber ihrer Einstellung gemäß zog sie eine Grimasse vor der ›verstaubten Bourgeoisie‹.
    Hermann Wolters riß die Wohnzimmertür auf, als er die Schritte in der Diele hörte. Zunächst sah er Eva, und ein erfreutes Leuchten flog über sein Gesicht. Aber dann fiel sein Blick auf ein Wesen, das zwar nicht ganz, aber doch immer noch im Ansatz dem entsprach, was Manfred verkündete hatte: ›So eine, wie sie im Fernsehen bei den Demonstrationen herummarschieren.‹ Als letzter stand Walter an der jetzt geschlossenen Wohnungstür und sah ausgesprochen dämlich aus.
    »Wolters«, sagte Hermann Wolters steif und nickte Ingeborg zu. »Sie wollten mich sprechen?« Er wandte sich zu Eva, gab ihr die Hand und lächelte sie an. »Entschuldigen Sie, Fräulein Eva, gehen Sie doch bitte schon ins Wohnzimmer. Da ist etwas Außerplanmäßiges dazwischengekommen.«
    »Ich habe die junge Dame in die Wohnung gebeten«, sagte Eva und blieb in der Diele. »Walter hatte draußen im Treppenhaus eine Diskussion mit ihr. Ich bin der Ansicht, daß man so etwas nicht im Flur erledigen sollte.«
    »Was es auch ist …« Wolters wandte sich wieder zu Ingeborg. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin Ingeborg von Vredden.«
    »Erfreut.« Wolters hob die Augenbrauen. Von Vredden, das klang ganz passabel.
    »Mein Vater ist Erster Oberarzt der Chirurgie an der Universitätsklinik in Homburg an der Saar.«
    »Ich weiß, wo Homburg liegt«, sagte Wolters steif.
    »Es gibt auch ein Homburg vor der Höhe.«
    »Fräulein von Vredden, ich bin Studienrat und unterrichte Geographie.«
    »Das weiß ich.«
    Vater Chirurg und Erster Oberarzt, dachte Wolters. Das hört sich noch besser an. Eine Schande, daß die Kinder sich immer seltener ihrer Eltern würdig erweisen. Die Moral unserer Tage ist völlig ins Wanken geraten.
    Er räusperte sich. »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie mit meinem Sohn … wie soll ich sagen … befreundet sind?«
    »Ich liebe ihn!« antwortete Ingeborg, ohne zu zögern.
    Das ist infam, durchfuhr es Walter. Das ist ja so gemein! Hätte sie gesagt, wir schlafen miteinander, so wäre das zwar ordinär gewesen, aber es hätte bei Paps genau die Reaktion hervorgerufen, die ich brauche. Aber zu sagen: Ich liebe ihn … das weckt bei Paps romantisch-moralische Gefühle.
    »Mein Sohn hat mir kaum etwas von Ihnen erzählt.«
    »Ich kann doch nicht über alles sprechen«, sagte Walter laut.
    »So ist er eben!« Ingeborg strich sich über ihr hübsches Gesicht. »Alles! Als ob ich nur ›alles‹ wäre! Übrigens sind Sie gar nicht so …«
    Wolters zuckte zusammen. »Was ›nicht so‹?«
    »Ich habe mir Walters Vater immer als typischen Pauker vorgestellt. Aber nun stehen Sie da, sehen ganz vernünftig aus und tragen sogar ein modernes gestreiftes Hemd.«
    Wolters blickte zu Walter hinüber. Der verdrehte die Augen und benahm sich so passiv, daß Wolters begann, sich seines Sohnes zu schämen.
    Ingeborg holte tief Atem. »Ich will Ihnen gleich sagen, daß ich die heutige vermiefte Gesellschaft bekämpfe.«
    »Das freut mich.«
    »Das freut Sie?« Ingeborg starrte Wolters ungläubig an. »Wieso denn?«
    »Da komme ich nicht aus der Übung. Walter will nämlich auch alles verändern, und auf dem Gymnasium habe ich in zwei Oberprima-Klassen jeden Tag genügend Revolutionäre vor mir sitzen. Ich bin also sozusagen im vollsten Einsatz. Aber damit ist noch immer nicht geklärt, was Sie von mir wollen, Fräulein von Vredden.«
    »Nennen Sie mich Ingeborg – oder einfach Ibo! Ibo können nur ganz harte Freunde zu mir sagen.«
    Du Luder, dachte Walter und wurde wider Willen rot. Ibo durfte doch nur ich sagen, als einziger, weil wir zusammen … na ja. Wenn Paps jetzt Ibo sagt, weiß er nicht, was das bedeutet. Oh, du Luder!
    »Also, Ibo, was wollen Sie von mir?« frage Wolters versöhnlicher.
    »Ich wollte Sie fragen, warum ich nicht mit nach Diano Marina darf.«
    »Davon war nie die Rede.«
    »Zwischen Walter und mir schon. Aber plötzlich sagte er: Schluß. Bleib zu Hause. Ich muß auf Familie machen …«
    »Allerdings fährt die ganze Familie geschlossen …«
    »Mit Walters neuer Flamme da, nicht

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