Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
nicht, ich habe Bauchschmerzen.«
    Jeden Tag das gleiche Theater! Ich habe zwar immer vermieden, die drei Großen als Kindergärtner zu verpflichten, aber im Augenblick hatte ich den Ausnahmezustand verhängt. Es war nicht zu übersehen: Die Zwillinge wurden größer; und sie wurden vor allem selbständiger. Hatte ich sie bisher doch unbesorgt in den Garten setzen können mit der Gewißheit, sie in einer halben Stunde an derselben Stelle wiederzufinden. Als ich Nicki entdeckte, wie sie hingebungsvoll am Gartenschlauch nuckelte, während Katja im Blumenbeet herumkroch und Dahlien aß, wurde mir klar, daß es ohne Aufsicht nicht mehr ging. Abends tagte der Familienrat.
    »Laufställchen geht nicht mehr, das ist zu klein«, überlegte Rolf, »aber vielleicht zwei?«
    »Unmöglich, dann brüllen sie von morgens bis abends, weil sie zusammensitzen wollen. Sie sind es ja nicht anders gewöhnt.«
    »Wir könnten doch eine Tür reinmachen, so wie bei Löwenkäfigen«, schlug Sascha vor.
    »Wie wär's mit Anleinen? Strick um den Bauch und irgendwo festbinden. Ich habe das mal bei einer Ziege gesehen.« Sven fand seine Idee ausgezeichnet.
    »Du bist ja selten dämlich! Dann wickeln sie sich den Strick um den Hals und hängen sich auf!«
    Bevor der brüderliche Umgangston noch herzlicher wurde, unterbrach Rolf die fruchtlose Diskussion mit dem Vorschlag, erst einmal mit dem Tischler sprechen zu wollen.
    Nun hatte ich zu dem guten Herrn Kroiher seit dem Debakel mit meinem Elektroherd kein allzu großes Vertrauen mehr, aber vielleicht beherrschte er sein eigentliches Metier besser. Elektriker war er ja nur so nebenbei.
    Nach zweistündiger Beratung, einem halben Dutzend Bleistiftskizzen und diversen Gläsern württembergischen Weins war man sich einig geworden. Herr Kroiher würde ein großes Holzgitter bauen, ungefähr sechs Meter im Quadrat, das fest im Rasen verankert werden sollte. Bis zur Fertigstellung des Rohbaus in Form eines Lattenzaunes vergingen fünf Tage. Der Lackanstrich war im Gegensatz zur schriftlichen Gebrauchsanweisung nicht nach 24 Stunden trocken, sondern erst nach einer Woche, und in der Zwischenzeit wurden Sven, Sascha und Stefanie stundenweise zum Babysitten abkommandiert.
    Dabei hätte ich ein freiwilliges Kindermädchen haben können! Carmen, das Schwein, hatte eine rührende Anhänglichkeit entwickelt und hockte fast täglich bei uns im Garten. Leider stopfte sie den Zwillingen wahllos Kaugummi, Hundekuchen und unreife Pflaumen in den Mund und offerierte ihnen Dauerlutscher, die sie vorher selbst gründlich abgeleckt hatte. Einmal drückte sie Katja zum Spielen einen Regenwurm in die Hand!
    Ich hatte bisher vergeblich versucht, Stefanie und Carmen zusammenzubringen. Sie waren annähernd gleich alt und ergänzten sich großartig, weil Carmen zurückhaltend war, bewundernd zu Steffi aufschaute und sich bedingungslos deren manchmal reichlich diktatorischen Anordnungen unterwarf. Aber von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen, lehnte Steffi eine Freundschaft mit Carmen ab. »Die stinkt!« erklärte sie kurz und bündig.
    Dem war ja abzuhelfen. Also steckte ich Carmen eines Tages kurzerhand in die Wanne, opferte eine Handvoll von meinem Badesalz, schrubbte sie ab, wusch ihr die Haare (was mit erheblichem Geschrei und anschließender Überschwemmung des Badezimmers verbunden war) und zog ihr nach beendeter Vollreinigung eines von Steffis Kleidern an. Aus der unscheinbaren Raupe war ein niedlicher Schmetterling geworden. Sogar Wenzel-Berta hatte die Verwandlung nicht gleich durchschaut und vom Küchenfenster herunter gefragt: »Die Kleine kenne ich ja gar nicht, is wohl nicht aus'm Dorf hier?«
    Dabei hatte ich sie erst ein paar Tage vorher um Aufklärung gebeten. Im allgemeinen kümmerte mich der Dorfklatsch herzlich wenig, aber der Zusammenhang zwischen dem ständig herumstreunenden, schwäbelnden Mädchen und der Berliner Schlampe, die mich gleich bei unserem Einzug beschimpft hatte, interessierte mich nun doch.
    Wenzel-Berta war in ihrem Element. »Also die Carmen is ja hier geboren, weil ihre Mutter is die Tochter vom Schmied unten im Dorf. Der lebt aber nich mehr. Und wie eines Tages die Catcher-Truppe in Aufeld war, da hat sich doch die Christa in den Obercatcher verknallt, und denn haben se ja auch bald geheiratet. Das war ja man damals eine sehr schöne Hochzeit. Erst is die Christa immer noch mit über die Jahrmärkte und so, aber wie denn die Carmen da war, ging das nich mehr. Nu hat die Christa zu

Weitere Kostenlose Bücher