Mit Fünfen ist man kinderreich
nichts Rundes.« – »Den nenne ich nicht so, der heißt tatsächlich Pfannkuchen mit Nachnamen.«
Gottfried Pfannkuchen war nicht nur Lehrling, sondern bald Mädchen für alles. Er kaufte ein, spülte Geschirr, und wenn sein Herr und Meister nach durchzechter Nacht seinen Kater spazierenführte, besorgte Gottfried Rollmöpse und kühlte seinem Brotherrn mittels einer mit Eis gefüllten Wärmflasche die Stirn. Nebenbei erlernte er das Gewerbe eines Buchbinders so gründlich, daß er später eine glänzende Prüfung ablegte.
Gottfried war ohne Vater aufgewachsen, mit seiner Mutter verstand er sich nicht besonders gut, und so ging er bald nur noch nach Hause, um sich frische Wäsche zu holen. Neben der eigentlichen Werkstatt lag eine kleine Kammer mit einem winzigen Oberlicht, in der die Putzfrau ihre Utensilien und Felix seine leeren Flaschen verstaute. Diese Kammer wurde geräumt, mit einem Feldbett, einem Stuhl und vier Kleiderhaken versehen – mehr ging beim besten Willen nicht hinein –, und oft genug verbrachte Gottfried dort seine
Nächte. Er erblickte in Felix wohl so eine Art Vaterersatz. Jedenfalls ertrug er es klaglos, als der ihm eines Tages unter Zuhilfenahme eines Kochtopfs die Haare schnitt. Die so entstandene Frisur war zumindest recht eigenwillig! Gottfried existierte also immer noch, und wenn Felix ihm so einfach seinen ganzen Laden überließ, mußte er in seinem einstigen Lehrling einen würdigen Vertreter sehen.
Als die Mücken anfingen, uns aufzufressen, gingen wir hinein, das heißt natürlich nur wir verweichlichten Zivilisationsgeschädigten, zu denen auch Rolf gehörte. Er hatte die Einladung, im Zelt zu schlafen, mit dem Hinweis abgelehnt, er sei über das Wandervogelalter hinaus. Felix kroch in sein Zelt, zog ostentativ den Reißverschluß zu, der immer noch klemmte, und zeigte uns damit, was er von uns angekränkelten Naturverächtern hielt.
In der Nacht wachte ich plötzlich von einem ungewohnten Geräusch auf. Regen! Der erste seit Wochen! Es war auch nur ein kurzes Gewitter mit einem wolkenbruchartigen Regenguß, aber der genügte, um den Freiluftfanatiker auf die Terrasse stürzen und verzweifelt an die verschlossene Glastür klopfen zu lassen.
»Wer wird sich denn von so einem kleinen Schauer in die Flucht schlagen lassen?« sagte ich, als ich das zitternde Häuflein Elend ins Trockene ließ. »In Italien scheint auch nicht immer die Sonne.«
»Ach, laß mich doch in Ruhe«, knurrte Felix und goß sich einen doppelstöckigen Cognac ein. »Das Zelt ist löchrig wie ein Sieb, überall regnet es rein, die Luftmatratze hat ein Loch, ich habe sie schon zweimal aufpumpen müssen, und dann kam auch noch der Regen in wahren Sturzbächen unten ins Zelt. Alles schwimmt drin herum, die Lampe ist umgekippt, und die Taschenlampe funktioniert nicht. Dabei ist sie nagelneu. Kann ich hier drin schlafen?«
Am nächsten Morgen sahen wir die Bescherung. Das Zelt war so ziemlich in sich zusammengefallen (dabei waren die paar Windböen doch wirklich nicht so schlimm gewesen), und zwei Zeltstangen waren total verbogen. Außerdem war es innen und außen klatschnaß.
»Wer kann denn auch ahnen, daß es ausgerechnet in dieser Nacht regnet, sonst hätte ich doch einen Abflußgraben um das Zelt gezogen«, entschuldigte sich Sven. »Das mußt du dir merken, Onkel Felix, sonst säufst du beim nächsten Regen wieder ab.«.
Jedenfalls wurde die Weiterreise nochmals um einen Tag verschoben, wir bauten das Zelt zum Trocknen wieder auf. Felix besorgte Imprägnierspray und nebelte seine Behausung mehrmals ein. Nachts schlief er wieder im Gästezimmer. Vorher hatte er zum sechsten oder siebenten Male seine Taschenlampe untersucht, die, wenn man ihre Größe berücksichtigte, die Leuchtkraft eines 1000-Volt-Scheinwerfers haben mußte.
»Verstehe ich einfach nicht. Im Laden funktionierte das tadellos.« Er drückte erneut auf den Schalter.
Sven nahm ihm die Lampe aus der Hand, schraubte sie auf und grinste. »Ich würde es mal mit Batterien versuchen!«
Um acht Uhr wollte Familie Böttcher zur Weiterreise starten. Um zehn Uhr band Felix den letzten Koffer auf dem Autodach fest, um halb elf hatten wir endlich Max gefunden, der nicht mitfahren wollte und sich versteckt hielt, um elf Uhr war er wieder halbwegs sauber, und kurz danach winkten wir mit Handtüchern dem gefährlich schaukelnden Auto nach. Wenzel-Berta, die gerade die Betten abzog, schwenkte ein Laken.
»Is ja man eine ulkige Familie, aber so
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