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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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eines Oberhofmeisters von fürstlichen Gnaden verteilte. Die Tischordnung wurde immer wieder geändert. Rücksprachen mit Sven, der auch seine Wünsche anmeldete, machten neuerliche Umgruppierungen notwendig, und als die ersten Kinder kamen, lief Sascha noch immer mit einigen Karten in der Hand herum.
    Frau Kroiher, deren drei Buben zu den Gästen gehörten und die deshalb einem außergewöhnlich ruhigen Nachmittag entgegensah, brachte mir einen gefüllten Streuselkuchen. »I hab mir denkt, Sie habet au so scho genug zum Schaffe, und i hab ja au scho backt, da hab ich äbe oin Kuchen mehr in die Ofen neig'schobe!« Sie bewunderte unsere Festtafel, kommentierte die Luftschlangendekoration mit »ha no, aber au so ebbes!« und zog wieder ab. Wir waren fertig, die Gäste konnten kommen!
    Aber erst kamen die Spaziergänger. Im allgemeinen verirrte sich ziemlich selten jemand auf unseren Hügel. Nur an Wochenenden beobachteten wir häufiger die Einwohner Heidenbergs, die ihren Sonntagsspaziergang mit einem kleinen Rundgang um unser Grundstück abschlossen, vielleicht in der Hoffnung, endlich einmal Näheres über die ›Neuen da oben‹ zu erfahren. Offenbar hatte sich herumgesprochen, daß bei uns irgend etwas im Gange war, jedenfalls hatten wir noch nie so viel Spaziergänger registriert wie heute. Sie kamen die Straße herauf, kreuzten todesmutig das Brennesselfeld, bogen in den rückwärtigen Hohlweg ein und wanderten langsam wieder zurück. Dabei hatten sie ausreichend Gelegenheit, die farbenfreudig dekorierte Terrasse zu besichtigen und sich über die ›spinnerten Leut‹ zu wundern.
    Man zerbrach sich in Heidenberg noch immer den Kopf, womit Rolf eigentlich sein Geld verdiente. Die anfänglich verbrämten, später sehr direkten Fragen nach dem Beruf meines Mannes hatte ich kurz und bündig mit »er ist selbständig« abgetan, aber das genügte offenbar nicht. Und was heißt überhaupt selbständig? Ein normaler Gewerbetreibender hatte eine Schreiner- oder Reparaturwerkstatt oder doch mindestens ein Ladengeschäft, ging morgens aus dem Haus und kam abends wieder. Rolf dagegen war oft tagelang daheim, dann wieder eine Woche unterwegs – irgendwas konnte da doch nicht stimmen! Wenzel-Berta, die man natürlich ausfragte, konnte keine befriedigende Auskunft geben, weil sie sich unter der Bezeichnung Werbeberater nichts vorzustellen vermochte. Und selbst Sascha, der sonst nie um Antworten verlegen ist, beschwerte sich einmal bei seinem Vater: »Anständige Väter sind Maurer oder Landwirte oder wenigstens Kaufmannsangestellte, bloß du hast so einen komischen Beruf. Werbeberater! Was is'n das schon? Ich weiß nie, was ich sagen soll, wenn mich jemand fragt.«
    Genaugenommen wußte ich das auch nicht. Als ich Rolf kennenlernte, war er Chefredakteur einer Jugendzeitung. Als wir heirateten, gehörte er dem Redaktionsstab einer Tageszeitung an. Während der sommerlichen Saure-Gurken-Zeit, wenn regelmäßig das Ungeheuer von Loch Ness fröhliche Auferstehung feiert und sogar ein entflogener Papagei als Schlagzeile herhalten muß, beorderte man meinen mir frisch angetrauten Gatten auf die friesischen Inseln, um einen ausführlichen Bericht über Seebäder zu schreiben. Der Anzeigenleiter gab ihm noch einen guten Rat mit auf den Weg: »Sieh mal zu, daß du den Kurdirektoren ein paar Inserate aus dem Kreuz leierst. Von den Provisionen kannst du zumindest deinen Schnaps bezahlen!«
    Als damalige Flitterwöchnerin erschienen mir die Gefahren, die meinem noch allzu ungeübten Ehemann in Gestalt von braungebrannten Blondinen drohten, zu groß. Ich fuhr mit. Natürlich nicht auf Spesen!
    Während Rolf in den Kurverwaltungen eifrig Informationsmaterial sammelte – es dauerte manchmal ziemlich lange, und die weiblichen Bürokräfte sahen nicht gerade aus wie Mauerblümchen –, inspizierte ich Hotels und Pensionen nach potentiellen Anzeigenkunden. Dort setzten wir uns abends an die Hausbar, irgendwann gesellte sich der jeweilige Besitzer zu uns, und der Rest war Routine. Rolf würde es auch schaffen, Eskimos die sprichwörtlichen Kühlschränke zu verkaufen, um wieviel einfacher war es also für ihn, Hotelbesitzer von der Notwendigkeit einer Anzeigenwerbung zu überzeugen: Mit ein paar Strichen skizzierte er das betreffende Gebäude, entwarf den in Public-Relations manchmal noch ungeübten Interessenten Texte in klassischem Werbedeutsch, und zum Schluß trennten wir uns in dem allseitigen Bewußtsein, ein gutes Geschäft gemacht zu

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