Mit Fünfen ist man kinderreich
Kanada auswanderte und die Einfuhrbestimmungen für Schildkröten nicht kannte.
Die getigerte Katze Frau Schmitt, so genannt, weil sie angeblich genauso hochnäsig auf ihre Umwelt herabsah wie Rolfs ehemalige Zimmerwirtin.
Den Wellensittich Tachchen, der so getauft wurde, weil er nie ein anderes Wort gelernt hat, obwohl man mir beim Kauf versichert hatte, er gehöre zu einer gelehrigen und redefreudigen Abart.
Ungefähr 25 bis 30 Goldfische. Eine genaue Zahl ließ sich nie ermitteln, weil Sven neue Fische nach ihrer Schönheit kaufte und nicht nach ihrem sozialen Verhalten. Immer waren irgendwelche Kannibalen darunter, aber wir haben nie herausgefunden, welche der vielen Guppys, Skalare und was da sonst noch herumschwamm, ihre Artgenossen auffraßen. Aber wenigstens brauchten wir uns keine Sorgen wegen einer etwaigen Bevölkerungsexplosion im Aquarium zu machen.
Dann gab es auch noch vorübergehend vierbeinige Mitbewohner wie zum Beispiel eine kleine verhungerte Katze, die wir auf einem Spaziergang gefunden und mitgenommen hatten. Ich päppelte sie mühsam auf, aber als ihre Augen wieder klar waren und ihr Fell endlich glänzte, verschwand sie und tauchte nie wieder auf. Einmal brachte Stefanie ein winziges Hundebaby mit, das sie im Straßengraben aufgelesen hatte. Es war noch zu klein oder vielleicht auch zu schwach zum Trinken, jedenfalls mußten wir es mit einer Pipette füttern; später bekam es Säuglingsnahrung. Nach ein paar Wochen hatte es bereits die Größe eines kleinen Schafes, und als Sven in dieser Promenadenmischung die typischen Merkmale eines Bernhardiners zu erkennen glaubte, schenkte ich den inzwischen sehr kräftigen
Findling einem Bauern, dessen Hofhund gerade überfahren worden war. Aus der Ferne beobachtete ich jetzt, wie das einstige Hundebaby zu einem Riesenhund heranwuchs. Als es eines Tages die Größe eines Kalbes erreicht hatte, rechnete ich nach, wieviel Geld ich dank meiner weisen Voraussicht gespart hatte. Hundefutter ist teuer!
Die nachlassende Aufmerksamkeit ihrer Besitzer schien die Goldhamster animiert zu haben, sich nun doch miteinander zu befassen. Jedenfalls lagen eines Tages fünf nackte raupenähnliche Lebewesen in dem Wollnest, ganz offensichtlich Hamsternachwuchs. Am nächsten Morgen waren sie tot. Allgemeine Ratlosigkeit. Ich rief eine Tierhandlung an und erfuhr, daß man tunlichst das Hamstermännchen entfernt, wenn es seine Pflicht getan hat. Aber wie sollte man um Himmels willen feststellen, wann das war? Außerdem bezweifelte ich entschieden, daß Elsa noch einmal intime Beziehungen zu ihrem kannibalischen Gatten aufnehmen würde. Wer lebt schon gern mit einem Massenmörder zusammen? Doch Elsa schien weder mütterliche Gefühle noch ethische Grundsätze zu haben, und die kriminelle Veranlagung ihres Partners störte sie auch nicht, denn Sven, der sie täglich auf die Küchenwaage setzte, stellte bald eine rapide Gewichtszunahme fest, schmiß Lohengrin aus dem ehelichen Hamsterschlafzimmer, verordnete ihm Isolierhaft und wartete ab. Tatsächlich gebar Elsa neue Raupen, diesmal nur vier, aber die überlebten und wuchsen zu niedlichen Hamsterkindern heran. Darunter war ein fast weißes, das Sven Schneewittchen nannte, obwohl es sich einwandfrei um ein Männchen handelte.
Als Lohengrin bald darauf starb und Elsa ihm kurze Zeit später in den Hamsterhimmel folgte, wurde Schneewittchen der nächste Ahnherr der Dynastie, denn Sven gab seine Hamsterzucht erst auf, als so ziemlich jedes Kind in Heidenberg einen Abkömmling besaß und er keine weiteren Abnehmer mehr fand.
Stefanie war eigentlich die einzige, die uns nicht ständig Kinder ins Haus schleppte und als neue Freundinnen vorstellte. Sie trieb sich ohnehin lieber bei anderen Leuten herum, vorzugsweise solchen, zu deren Hauswesen auch Ställe mit brüllenden, krähenden und quiekenden Insassen gehörten. Zu Hause erschien sie fast nur noch zum Schlafen und Essen, meistens nur zum Schlafen. Als ich es leid war, jeden Tag mindestens eine Hose zu waschen und jede Woche mindestens zwei neue Hosen zu kaufen, bekam sie Krachlederne, die nach kurzer Zeit zwar in allen Farben glänzten, aber wenigstens nicht kaputtgingen.
Dann fand sie doch eine Freundin, nämlich Rita. Rita war blaß und dünn und trug am rechten Bein eine Metallstütze. Ihre Mutter erzählte mir, daß Rita ein deformiertes Hüftgelenk habe und diese Stütze noch ungefähr zwei Jahre lang benutzen müsse. Nur so bestehe Aussicht auf Heilung. Als Rita
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