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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ganz schöne Kalorienmenge zusammen.
    »Neulich habe ich es mal mit einer Traubenkur versucht, und obwohl ich eisern eine ganze Woche lang durchgehalten habe, bin ich nicht ein einziges Pfund losgeworden!« beklagte sich Tante Lotti, als sie seufzend von der Badezimmerwaage gestiegen war. »Dabei hatte mir mein Arzt gesagt, diese Kur habe schon bei vielen seiner Patientinnen angeschlagen.«
    »Wie viele Trauben waren denn pro Tag erlaubt?«
    »Ein Kilo, aber über den ganzen Tag verteilt. Manchmal ist es mir richtig schwergefallen, alle aufzuessen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich eine ganze Woche unbeschadet durchstehen würde, wenn ich bloß Weintrauben im Magen hätte.«
    »Wieso bloß Weintrauben? Natürlich habe ich ganz normal gegessen. Allerdings habe ich die Kekse weggelassen, dafür hatte ich ja die Trauben!«
    Mit Tante Lotti kam auch endlich Bildung ins Haus. Sie ist eifrige Konsumentin aller einschlägigen Zeitschriften, die sich mit europäischen Fürsten- und Königshäusern befassen. Sie kennt genau die Familienbande zwischen dem belgischen Monarchen und dem englischen Thronfolger, sie weiß, welcher Preußenprinz zu welcher Seitenlinie gehört und wer eventuell als ebenbürtiger Gemahl für die jüngste Tochter des monegassischen Herrscherhauses in Betracht kommt. Natürlich ist Tante Lotti glühende Verfechterin der Monarchie und sieht in Prinz Louis Ferdinand immer noch das heimliche Staatsoberhaupt Großdeutschlands und in den jeweiligen Bundeskanzlern unzulängliche Statthalter. Alle Sissi-Filme hat sie fünfmal gesehen, ›Der Kongreß tanzt‹ sogar achtmal.
    Sven und Sascha, die Könige allenfalls aus Märchenbüchern kannten, fanden Tante Lottis Schilderungen der aristokratischen Vergangenheit einigermaßen nebulös und begehrten statt dessen Auskunft über die gängigen Leinwandhelden wie Lex Barker oder Roger Moore, Namen, mit denen Tante Lotti absolut nichts anfangen konnte. Dafür war Stefanie eine unermüdliche Zuhörerin. Sie brachte Tante Lottis Erzählungen über deutsche Prinzen und Prinzessinnen mit der Fantasiewelt von Dornröschen und dem Froschkönig in Verbindung und behauptete allen Ernstes, Kaiser Wilhelm sei früher eine Kröte gewesen. Außerdem lief sie den ganzen Tag in meinem Faschingsnachthemd herum und erklärte, Prinzessin Caroline zu sein und als solche nur noch Schokolade zu essen.
    Eines Tages meinte Rolf, dem das Geschwafel über Fürstenhäuser langsam auf die Nerven ging, mit einem boshaften Seitenblick zu mir: »Wie wäre es denn, wenn du mit Tante Lotti übermorgen zur Zollernburg fahren würdest? Ich muß zu Hause arbeiten, du kannst also gerne den Wagen haben.«
    Tante Lotti konnte ihr Glück nicht fassen. »Meinst du wirklich die Zollernburg in Hechingen?«
    »Aber sicher. In gut zwei Stunden könnt ihr dort sein und habt den ganzen Tag Zeit, herumzulaufen und alles anzusehen.«
    Es nützte nichts, daß ich unter dem Tisch Rolfs Schienbein mit Fußtritten bearbeitete und ihm über den Tisch flehentliche Blicke zuwarf. Nicht einmal mein Einwand, ich hätte schon länger kein Lenkrad mehr in den Händen gehabt, hatte die erhoffte Wirkung.
    »Dann wird es Zeit, daß du wieder einmal fährst«, bemerkte mein Gatte seelenruhig, »sonst verlernst du es noch völlig.«
    Die Vorstellung, stundenlang mit Tante Lotti allein im Auto eingesperrt zu sein und mir die Biographien der blaublütigen Prominenz anhören zu müssen, war beängstigend. Ich versuchte, Sven oder wenigstens Sascha zum Mitkommen zu bewegen und stellte ihnen ein glaubhaftes Entschuldigungsschreiben wegen des versäumten Unterrichts in Aussicht. Die Knaben zogen den Schulbesuch vor. Stefanie, mein letzter Rettungsanker, zögerte noch ein bißchen.
    »Die Herumlauferei wird für das Kind viel zu anstrengend«, entschied Tante Lotti. »Wenn du brav zu Hause bleibst, bringe ich dir auch etwas Schönes mit.«
    Das gab den Ausschlag. Steffi wollte sowieso lieber mit Rita spielen, aber eine Belohnung hatte sie dafür noch nie bekommen.
    Am Ausflugstag waren weder die Zwillinge krank noch Wenzel-Berta; Sascha und Sven hatten auch kein schuleschwänzendes Leiden, und nicht mal das Wetter zeigte sich einsichtsvoll. Statt der gewohnten Nebelschwaden flimmerten Sonnenstrahlen durch die Luft.
    Tante Lotti war schon um sechs Uhr aufgestanden, hatte sich ihren Kamillentee gekocht und füllte ihn gerade in die Thermosflasche, als ich verschlafen in die Küche schlurfte.
    »Ich mache den Kindern schon das

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