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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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das in den Rahmen der geöffneten Kinderzimmertür gesetzt wurde und den Eingesperrten zwar freie Sicht, aber keine Ausreißversuche erlaubte. Kurz nach der erfolgreichen Montage hing Katja mit einem Fuß im Gitter fest. Wenig später klemmte sich Nicki einen Finger ein, und dann warfen wir das Gitter auf den Müll.
    Ein neuralgischer Punkt im Haus war die Treppe. Als ich Nicki erwischte, wie sie rückwärts die Stufen hinunterrutschte, rief ich Herrn Kroiher an. Der erschien mit Zollstock und Holzmustern, nahm Maß und brachte ein paar Tage später eine Tür, die oben an der Treppe angebracht und mit einem Karabinerhaken verschlossen wurde. Den Haken kriegten die Zwillinge nicht auf. Steffi auch nicht. Bei dem Versuch, über die Tür zu klettern, fiel sie sämtliche 19 Stufen hinunter, verstauchte sich den Arm und schlug sich zwei Zähne aus. Der Karabinerhaken wurde durch einen Riegel ersetzt. Der klemmte und ließ sich oft nur unter Zuhilfenahme eines Hammers schließen. Sven ölte ihn, aber so gründlich, daß er sich schon öffnete, wenn man die Tür nur berührte. Schließlich bauten wir sie wieder ab und sperrten statt dessen den hinteren Teil des Flurs mit einem soliden halbhohen Holzgitter ab. Wer ins Schlafzimmer oder ins Bad wollte, mußte notgedrungen über das Gitter steigen. Für Wenzel-Berta, die als einzige Röcke trug, stellten wir eine Fußbank parat. Sie beugte sich klaglos den notwendigen Gegebenheiten.
    »Wissen Se, ich denk mir immer, die Leute, wo Zwillinge so niedlich finden, sollten man erst mal selber welche haben!«
    Jawohl! Und dazu noch drei weitere Kinder, einen unberechenbaren Ehemann, ein Riesenhaus, einen Kleintierzoo und einen nie endenden Winter!
14
    Dann wurde es aber doch Frühling! Der Schnee taute und kam nicht mehr wieder, und an manchen Tagen konnten wir das Haus sogar schon ohne Gummistiefel verlassen. Überall im Garten blühten Schneeglöckchen und Krokusse – von Sven übrigens beharrlich Krokeen genannt, weil man ja auch nicht Kaktusse sagt! –, wir konnten unser Wohnzimmer ohne Kälteschauer betreten und gingen nur noch auf Zehenspitzen in die Garage, weil auf dem Dach ein Vogelpärchen brütete.
    Ostern kam und ging vorüber, leider ohne Omis Besuch, die bei ihrer Nichte Samariterdienste leistete. Die Ärmste war beim Frühjahrsputz von der Leiter gefallen und hatte sich ein Bein gebrochen.
    Etwas Ähnliches befürchtete ich auch bei Wenzel-Berta, die ebenfalls dem schönen deutschen Brauch des Großreinemachens huldigte und alles, was irgendwie transportabel war, auf die Terrasse oder in den Garten schleppte und dort unter Wasser setzte. Sogar die Gurkenmaschine kam dran.
    Ich hatte den beiden Knaben empfohlen, ihre Zimmer erst einmal durchzuharken, bevor Wenzel-Berta samt Scheuereimer und Möbelpolitur dort einziehen würde, aber die Herren behaupteten, das sei nicht nötig, sie hätten gerade erst aufgeräumt. Wenzel-Berta war anderer Meinung. Sie stopfte alles, was sie an Spielsachen, Sammlerobjekten, Comics und sonstigen Gebrauchsartikeln fand, in große Pappkartons und überließ es später den meuternden Eigentümern, ihre Habseligkeiten wieder auseinanderzusortieren.
    »Die hat ja einen wahren Putzfimmel«, beschwerte sich Sascha später bei mir, »jetzt hat sie sogar die Patina von meinem Degengriff abgescheuert!«
    Nur Rolfs Zimmer entging der Wasserschlacht. Die Säuberung dieses Raumes wurde schon seit langem beschränkt auf gelegentliches Fensterputzen, Entleeren der Aschenbecher und einmal monatlich Staubsaugen. Ansonsten war Unbefugten der Zutritt untersagt. Seitdem ich versehentlich einen zerknitterten Zettel weggeworfen hatte, der angeblich eine wichtige Besprechungsunterlage war, fühlte ich mich auch unbefugt, und so staubten ganz allmählich Möbel, Bilder und Farbtöpfe ein. Wenn der Zeitpunkt erreicht war, daß Rolf nicht einmal mehr einen Bleistift fand, dann räumte er selber auf. Er stapelte sämtliche herumliegenden Papiere in einer Ecke übereinander und schuf auf diese Weise genügend Platz für neue Papiere. Daß er immer irgend etwas suchte (und selten fand), versteht sich von selbst, und so manches Manuskript mußte ein zweites Mal geschrieben werden.
    Ein Frühjahrsputz hätte vermutlich segensreiche Auswirkungen gehabt.
    Anfang Mai entdeckte ich in unserer Zeitung die Notiz, daß die künftigen Gymnasiasten in den betreffenden Schulen angemeldet werden müßten. Zeugnisse seien mitzubringen, die Schüler selbst brauchten nicht

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