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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sagte energisch:
    »Herzlichen Glückwunsch, und ich glaube, du stehst doch besser auf, wir haben das mit den Windeln nicht so richtig hingekriegt!«
    Als nächster baute sich Sascha vor mir auf. Er präsentierte einen riesigen Strauß Pfingstrosen (hoffentlich hatte er Karlchens Vorgartenbusch nicht restlos geplündert!) und erklärte:
    »Ich hatte dir auch noch ein Bild gemalt, aber als ich gestern von Papis Lack etwas drüberspritzen wollte, habe ich die falsche Flasche erwischt. Jetzt ist alles zusammengeklebt. Ich gratuliere dir aber trotzdem.«
    Sven hatte Tulpen geklaut und überreichte mir außerdem etwas Eingewickeltes. »Das habe ich im Werkunterricht gemacht, hoffentlich gefällt es dir.«
    Natürlich gefiel es mir, ich wußte nur nicht, was es sein sollte. Das Geschenk bestand aus glasiertem Ton, ähnelte in seiner Form einem riesigen Champignon, dem man die Wölbung der Kappe abgeschnitten hatte, und war in verschiedenen Farbtönen bemalt.
    Schließlich kam mir die Erleuchtung.
    »Endlich mal ein Aschenbecher, der nicht so aussieht wie die üblichen!«
    Sven war beleidigt. »Von wegen Aschenbecher! Das ist ein Kerzenständer!!«
    Na ja, wenn wir die Gewohnheit hätten, Altarkerzen im Hause aufzustellen, wäre ich vielleicht auch von selbst darauf gekommen.
    Den Abschluß der Meute bildete Rolf, beladen mit einem Frühstückstablett, das er nun aufatmend auf mei
    nem Deckbett abstellte und das mir die Möglichkeit nahm, seinen liebevollen Geburtstagskuß rechtzeitig abzubremsen. Sascha sammelte die Scherben auf, Stefanie holte ein Aufwischtuch, Sven zog den Bettbezug ab, und ich verschwand im Bad.
    Nach dem Frühstück – die Knaben hatten den Küchendienst übernommen und stritten sich, wer die begehrtere Arbeit des Abwaschens erledigen durfte – eröffnete mir Rolf, daß wir heute zur Feier des Tages außerhalb essen würden. Früher hatten wir das öfter mal getan, aber in den letzten Monaten waren derartigeAuftritte in der Öffentlichkeit dank der noch nicht vorführungsreifen Tischmanieren unserer beiden Jüngsten unterblieben.
    »Wenzel-Berta holt nachher die Zwillinge«, beruhigte mich Rolf, »ich habe das schon mit ihr abgesprochen.«
    »Und wo wollen wir essen gehen?«
    »Ich dachte, wir fahren nach Mehringen. Dort ist doch die Segelfliegerschule, da wollten wir schon immer mal hin.«
    Was heißt wir?! Rolf und die Jungs interessierten sich dafür, ich nicht. Hoffentlich kamen sie nicht auch noch auf die Idee, mir einen Rundflug zu spendieren. Mir ist fester Boden unter den Füßen lieber, und ich besteige ein Flugzeug nur, wenn ich muß. Vermutlich komme ich deshalb so selten nach Berlin!
    Um halb elf erschien Wenzel-Berta und brachte eine prachtvolle Torte mit. »Ich tu Ihnen man auch ganz herzlich gratulieren und Gesundheit wünschen und so. Älter werden wir ja man alle, und für Ihre Jahre tun Sie doch noch ganz passabel aussehen, sagt mein Eugen auch immer.«
    Ich nehme an, hierbei sollte es sich um ein Kompliment handeln, nur klang es leider ein bißchen wie das Gegenteil.
    Nach einigen Irrfahrten und einem beträchtlichen Umweg erreichten wir schließlich unser Ziel: Ein paar schiefe Holzschuppen, einige Flugzeuge in den verschiedenen Stufen des Zusammenbaus, ein knappes Dutzend in der Luft, und das Ganze auf dem kahlen Gipfel eines Berges, wo es scheußlich windig war. Für die Piloten mochte das vorteilhaft sein, ich fror aber, und Steffi bibberte auch. In ungefähr 300 Meter Entfernung entdeckte ich ein Restaurant. Das sah zwar auch aus wie ein Schuppen, nur ein bißchen solider gebaut, aber wenigstens war es da drin windstill. Voll war es auch. Ich bestellte Kaffee, Kakao und die Speisekarte. Auf der waren acht Gerichte verzeichnet, drei davon bereits gestrichen. Dann erschien die Kellnerin und strich das vierte durch. Jetzt konnten wir noch wählen zwischen Wiener Schnitzel, Maultaschen, Rostbraten und Salatplatte. Russische Eier sowie Bockwurst waren auch noch zu haben. Beide rangierten unter ›Kalte Speisen‹.
    Als sich die männlichen Familienmitglieder endlich von ihrem Beobachtungsposten losgerissen hatten und ziemlich durchgefroren auftauchten, war meine Laune auf einem Tiefpunkt angelangt. Ich forderte einen Lokalwechsel. Die Knaben hatten Hunger und waren dagegen. Rolf auch. Wir bestellten Schnitzel mit Pommes frites. Da war es halb zwei. Um zwei Uhr reklamierten wir. Nein, wir seien nicht vergessen worden, das Essen käme gleich. Um halb drei reklamierten wir nochmals.

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