Mit Fünfen ist man kinderreich
es ansehen wollten. Es stände übrigens in Bad Randersau.
Genau dorthin wollten wir ja!
Am nächsten Tag deponierten wir die Zwillinge bei Wenzel-Berta, luden die drei Großen ins Auto und fuhren zur Besichtigung.
Am Ortseingang informierte uns ein großes Schild, daß Bad Randersau ein Soleheilbad ist. Zehn Meter weiter lasen wir: Kurort! Bitte Ruhe halten! Irgendwo in der Nähe ratterte ein Preßluftbohrer.
Wir fuhren vorbei an freundlichen kleinen Häusern mit freundlichen kleinen Gärten und näherten uns dem Ortskern. Dort hielten wir erst einmal an. Die Bahnschranken waren geschlossen. Für mich ein herrlicher Anblick! Wo es Schienen gab, mußte es auch einen Bahnhof geben, und der wiederum bedeutete Rückkehr in die Zivilisation und Verbindung zur großen Welt! Der Bahnhof hatte eine himbeereisrosa Fassade, aber es war unzweifelhaft ein Bahnhof mit Fahrkartenschalter und Gepäckaufbewahrung. Gegenüberbefand sich die Post.
Wir fuhren weiter, kamen an einer hohen Mauer vorbei, die einen größeren Park begrenzte. Mitten drin stand etwas Schloßähnliches.
»Wohnt da ein König?« erkundigte sich Stefanie interessiert.
»Könige gibt es nicht mehr, aber vielleicht 'n Graf«, belehrte Sven seine Schwester.
»Schade, ich hätte gern mal mit einer Prinzessin gespielt.«
Wir hatten den Park zur Hälfte umrundet und mußten nun endlich Erkundigungen über die weitere Fahrtrichtung einziehen. Die ältere Dame, die wir nach dem Föhrenweg fragten, bedauerte. Sie sei Kurgast und wisse nicht Bescheid. Zwei junge Mädchen zuckten mit den Achseln. »Wir nix kennen Straße.« Rolf versuchte sein Glück bei einem Herrn mit eingegipstem Arm. Der war aber auch nicht von hier. Schließlich kamen wir zu einem Blumenladen. Rolf ging hinein.
»Wir sollen geradeaus weiterfahren, dann rechts, und dann fangen angeblich die Bäume an«, informierte er mich und drückte mir ein Kaktustöpfchen in die Hand.
Wir fuhren also geradeaus, dann rechts, dann weiter geradeaus, und dann standen wir vor einem großen Krankenhaus. Also kehrt, Straße zurück, die nächste rechts rein – sie hieß Tannenstraße – dann kreuzten wir die Lindenstraße, bogen in die Buchenstraße ein, überquerten den Lärchengrund und erreichten endlich den Föhrenweg. Am Straßenrand standen Birken!
Haus Nummer 8 erwies sich als nahezu quadratischer Steinkasten mit etwas verwildertem Vorgarten und Tiefgarage.
»Bißchen kahl, nicht wahr?«
»Wir wollen ja im Haus wohnen und nicht davor!« beschied mich mein Gatte und klingelte weisungsgemäß im Haus Nr. 6, einem efeubewachsenen Bungalow, wo die Schlüssel von Haus Nr. 8 deponiert sein sollten. Ein schon ziemlich betagter Herr öffnete, händigte Rolf die Schlüssel aus und fragte, ob wir allein zurechtkämen. Er sei schon 82 Jahre alt, und die Beine wollten nicht mehr so richtig.
»Du liebe Güte, da müssen wir ja ewig leise sein«, flüsterte Sascha entsetzt, »alte Leute schlafen doch immerzu!«
Das Innere des Hauses gefiel uns auf Anhieb. Der Wohnraum hatte eine normale Größe, das angrenzende Eßzimmer ebenfalls, das Bad war nur vom Schlafzimmer aus zu betreten und würde uns endlich einmal allein gehören, die Küche lag zentral, und ein Arbeitszimmer mit eingebauten Schränken gab es im Erdgeschoß auch noch.
Das obere Stockwerk erinnerte mich allerdings an ein Hotel der Mittelklasse: langer Gang mit tintenblauem Kunststoffbelag, rechts und links Türen. Eins der oberen Zimmer hatte einen kleinen Balkon und wurde sofort von Sven requiriert mit der Begründung, sein Wellensittich brauche Sonne und frische Luft. Sascha wollte das danebenliegende Zimmer haben, aber da war das Bad.
Wir verschoben die endgültige Raumverteilung auf einen späteren Zeitpunkt und bestaunten erst einmal den Garten. Der war nun wirklich riesig, nicht sonderlich gepflegt, was meinen mangelnden gärtnerischen Ambitionen aber durchaus entgegenkam, und bestand überwiegend aus Rasen und Klee. Außerdem gab es einen verrotteten Sandkasten und mehrere Obstbäume. Später stellten wir fest, daß sie nur kleine verschrumpelte Mostäpfel hervorbrachten. Die Kinder hatten genug gesehen, bekundeten ihr Einverständnis zur Anmietung des Hauses und verschwanden. Rolf und ich besichtigten noch einmal gründlich alles von oben bis unten. Unten entdeckten wir neben der Garage und dem Heizungskeller zwei weitere Kellerräume, einer davon mit Wasseranschluß. Das gab den Ausschlag! Rolf hatte schon seiner Dunkelkammer
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