Mit geschlossenen Augen
soll Ihnen von Ihrem Vater ausrichten, dass Sie die Wohnungstür besser hinter sich abschließen.«
Mein Vater ...? Ich ließ es durchgehen, es wäre sinnlos gewesen, ihr den wahren Sachverhalt zu erklären, und peinlich obendrein. Während ich die Tür aufschloss, kamen mir plötzlich Bedenken. Im Grunde wusste ich, dass es dumm und unvernünftig von mir war, mich auf diese Geschichte einzulassen ‒ eine Geschichte, an der mir nicht das Geringste lag.
Fabrizios dämliche Stimme hatte frohlockt, als er mir mitteilte, dass dies ein denkwürdiger Nachmittag werden würde, dass wir unser »Liebesnest« mit etwas ganz Besonderem einweihen würden. Das letzte Mal, als mir jemand etwas Denkwürdiges in Aussicht gestellt hatte, durfte ich in einem dunklen Zimmer, das nach Haschisch stank, fünf Männern den Schwanz lutschen. Ich hoffte, heute würde es interessanter werden. Die kleine Diele machte einen ziemlich tristen Eindruck, nur ein roter Teppich vermittelte etwas Wärme; von hier konnte ich alle anderen Zimmer, wenigstens teilweise, einsehen: ein Schlafzimmer, ein kleines Wohnzimmer, eine Miniküche und ein Abstellraum. Das Schlafzimmer habe ich gemieden, um nicht das grässliche Monster sehen zu müssen, das Fabrizio vor dem Bett hatte
aufbauen lassen; stattdessen steuerte ich direkt aufs Wohnzimmer zu. Im Vorübergehen fiel mein Blick jedoch zwangsläufig auf drei bunte Schachteln, die im Abstellraum auf dem Boden standen; also knipste ich das Licht an und ging rein. Vor den Schachteln lag ein Zettel: ÖFFNE DIE SCHACHTELN UND ZIEH AN, WAS DIR GEFÄLLT stand in Großbuchstaben darauf. Die Sache gefiel mir, meine Neugierde war geweckt. Ich habe in den Schachteln herumgewühlt und muss zugeben, dass es ihm an Phantasie nicht fehlt; in der ersten befand sich blütenweiße Spitzenunterwäsche: ein hauchdünner Unterrock, ein sinnlicher und doch keuscher Slip, ein Körbchen-BH. Auf einem wei
teren Zettel innen drin stand: FÜR EIN VERSCHMUSTES KLEINES
MÄDCHEN. Diese Schachtel schied also von vornherein aus.
Die zweite enthielt einen rosa String-Tanga mit weißen Federn hinten, als wäre es ein Hasenschwänzchen, halterlose Netzstrümpfe, rote Schuhe mit Schwindel erregend hohen Absätzen und einen Zettel mit der
Aufschrift: FÜR EIN HÄSCHEN, DAS VOM JÄGER GEFANGEN WERDEN
MÖCHTE. Bevor ich auch diese Schachtel ausschloss, wollte ich sehen, was die dritte zu bieten hatte.
Ich muss sagen, dass mir dieses Spiel gefiel, dieses Entdecken seiner Gelüste.
Meine Wahl fiel auf die dritte Schachtel: ein glänzender, schwarzer Latex-Overall, dazu hohe Lederstiefel, eine Peitsche, ein schwarzer Phallus und ein Döschen Vaseline. Neben verschiedenen Kosmetikartikeln lag in der Schachtel ein Zettel, auf dem stand: FÜR
EINE DOMINA, DIE IHREN SKLAVEN BESTRAFEN MÖCHTE. Eine bessere
Strafe als die hätte es nicht geben können, und er bot sie mir noch selber an, sozusagen auf dem Silbertablett. Etwas weiter unten das
Postscriptum: SOLLTEST DU DICH FÜR DIESEN OVERALL ENTSCHEIDEN, SO RUF MICH ERST AN, WENN DU IHN SCHON TRÄGST. Ich verstand
zwar nicht ganz den Sinn dieser Bitte, aber mir war es recht, das Spiel wurde dadurch nur [(interessanter: Ich konnte ihn auf- und abtreten lassen, wie es mir beliebte ... herrlich!
Ich durfte ihn zum Teufel jagen, ohne mir deshalb Vorwürfe machen oder ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Das Einzige, was mir an diesem spannenden Spiel mit ihm stank, war, dass er dazu bestimmt gar nicht in der Lage war. Mit dem professore dagegen wäre es sicher total abgefahren, so herumexperimentieren zu können! Aber es blieb mir nichts anderes übrig, Fabrizio hat viel getan, um sich ein paar Ficks mit mir zu sichern, zuerst die Wohnung, jetzt diese Geschenke ... Ich sah, dass der Bildschirm meines Handys blinkte, das musste er sein. Statt das Gespräch anzunehmen, schickte ich ihm eine SMS, in der stand, dass ich die dritte Schachtel ausgewählt hatte und ihn später selbst anrufen würde.
Danach ging ich ins Wohnzimmer und öffnete die Fenstertür zum Balkon, um ein bisschen frische Luft hereinzulassen und den abgestandenen Geruch aus der Wohnung zu vertreiben; dann legte ich mich auf den Teppich mit den warmen, gemütlichen Farben; die kühle Luft, die Stille, das Dämmerlicht der untergehenden Sonne geleiteten mich in einen kurzen Schlaf. Langsam schloss ich die Lider und atmete tief ein und aus, bis ich meinen Atem wie eine Woge empfand, die kommt und geht, sich an einem Felsen bricht
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