Mit Haut und Haar (German Edition)
konnte keiner rechnen. Ich hätte auch vermutet, dass er es irgendwo ausgegraben hat.«
Er streichelte ihren Nacken und ihre Schultern bis er spürte, dass sie eingeschlafen war. Er hasste es, wenn sie Schlaftabletten nahm und noch mehr, wenn sie dazu Alkohol trank. Aber in dieser Nacht hatte er vollstes Verständnis dafür.
-29-
Die nächsten Tage verbrachte Clarissa wie in Trance. Der Schmerz um den Verlust ihres geliebten Hundes schien sie fast aufzufressen und sie fühlte sich nicht in der Lage ihre Kinder zu trösten. Damian kam in solchen Dingen offensichtlich sehr nach seinem Vater, Clarissa sah ihn ständig mit zusammengepresstem Kiefer, mit einem Gesicht, das einer erstarrten Maske glich. Charlotte hingegen ließ ihren Tränen freien Lauf, Clarissa hielt sie auch oft im Arm und sie weinten gemeinsam, aber das war alles was Clarissa ihrer Tochter geben konnte. Sie konnte nur mit ihr gemeinsam unter dem Verlust leiden und mit ihr gemeinsam den Hund betrauern. Sie fand keine tröstenden Worte und immer wenn sie es versuchte, rannen ihr sofort die Tränen über die Wangen und sie konnte nur noch flüstern, heiser, unfähig wirklich zu sprechen. Die Tierärztin hatte eine Bescheinigung über den Tod des Hundes durch Rattengift ausgestellt und Daniel hatte es übernommen, eine Anzeige bei der Polizei zu machen, weil Clarissa dazu nicht in der Lage war. Die Polizisten zeigten sich sehr betroffen, konnten aber leider nicht mehr tun als eine Anzeige wegen Tierquälerei und Sachbeschädigung gegen Unbekannt aufzunehmen. Daniel wies auf die vorangegangenen anonymen Briefe hin. Der diensthabende Polizist runzelte die Stirn und wählte eine Telefonnummer.
»Ja, hier Brinkmann«, meldete er sich. »Herr Meierhofer, ich habe hier einen Herrn Ostermann, der gerade bei mir eine Anzeige gegen Unbekannt aufgegeben hat, sein Hund ist vergiftet worden. Er sagte mir gerade, dieser Sache wären anonyme Briefe vorausgegangen, seine Frau war wohl mehrfach hier und hat mit Ihnen gesprochen?«
Daniel konnte die Antwort von Herrn Meierhofer nicht hören, aber Brinkmann legte relativ schnell auf.
»Mein Kollege möchte Sie gerne sprechen in dieser Angelegenheit«, sagte er. »Gehen Sie einfach hier durch die Glastür in den ersten Stock, Herr Meierhofer empfängt Sie dort auf dem Flur.«
»Danke«, sagte Daniel und machte sich auf den Weg.
Fünf Minuten später saß er Herrn Meierhofer gegenüber, der bereits die anonymen Briefe vor sich liegen hatte.
»Denken Sie nicht langsam auch, dass man diese Briefe ernst nehmen sollte?« fragte Daniel. »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich weiß schon dass die Möglichkeiten begrenzt sind, herauszufinden, wer diese Briefe geschrieben hat. Ich verstehe auch, dass Sie diese Briefe vielleicht weniger ernst nehmen als wir. Aber meine Frau haben sie zu Tode erschreckt und jetzt ist unser Hund tot. Ein schrecklicher Verlust für uns alle, aber besonders für meine Frau. Der Hund wurde in den Briefen erwähnt und ich persönlich sehe den Zusammenhang. Was können wir tun?«
Meierhofer starrte Daniel nachdenklich an.
»Herr Ostermann, denken Sie bitte nicht dass wir Sie nicht ernst nehmen, das habe ich auch Ihrer Frau bereits gesagt. Normalerweise ist es nur so, dass Menschen, die anonyme Briefe schreiben, in der Regel zu feige sind, um tatsächlich etwas zu unternehmen. Solche Menschen sind in der Regel neidisch, wurden in irgend einer Form zurückgewiesen, sind voller Hass, aber im Prinzip eben auch zu feige um wirklich etwas zu unternehmen.«
»Wie Sie aber sehen, unternimmt dieser Briefeschreiber etwas«, sagte Daniel.
»Ja, ich muss zugeben, den Zusammenhang sehe ich auch. Allerdings können das auch zwei voneinander unabhängige Leute sein«, sagte er. »Die wissen vielleicht nicht einmal was voneinander und zufällig kommt gerade alles geballt auf Sie zu.«
»Ich bitte Sie«, sagte Daniel. »Es ist doch offensichtlich!«
»Nein«, sagte Meierhofer. »Leider können wir das anhand der vorliegenden Tatsachen nicht beweisen. Vielleicht stammen die anonymen Briefe von jemandem der Unfrieden stiften will, Ihnen Angst machen will. Und das Rattengift könnte ein Hundehasser aus der Nachbarschaft dem Hund gegeben haben. Beweisen können wir gar nichts.«
»Und was sollen wir jetzt tun?« fragte Daniel.
Meierhofer starrte ihn nachdenklich an.
»Herr Ostermann, ich verstehe Ihre Gedankengänge, ich persönlich sehe da auch einen Zusammenhang, nur können wir es nicht beweisen und wir
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