Mit Haut und Haar (German Edition)
den Kindern, neben ihm. Lange Jahre über hatte sie sich einen Hund gewünscht, aber diesen Wunsch immer zurückgestellt, weil die Kinder erst ein gewisses Alter haben sollten, damit ihr genügend Zeit für das Tier bleiben würde. Und nun war ihr der Hund genommen worden, nachdem er nur ein halbes Jahr bei ihnen gewesen war. Vor allem quälte es Daniel innerlich, dass der Hund offensichtlich so qualvoll gestorben war. Das tat man doch nicht einfach so einem Tier an! Wer immer das gewesen sein mochte, derjenige sollte dafür bezahlen.
Die Tierärztin hatte bereits auf sie gewartet und als sie den großen, toten Hund sah, standen ihr für einen Moment selbst die Tränen in den Augen.
Clarissa sah erbärmlich aus. Ihre Augen waren rot verschwollen, die Wimperntusche war völlig verschmiert und man sah ihr an, welchen Schmerz ihr dieser Verlust bereitete.
»Leider zu spät«, murmelte Daniel. Er trug Sparky im Arm und legte ihn auf den Untersuchungstisch in der Praxis.
»Ich will wissen, woran er gestorben ist«, sagte Clarissa. »Ich will wissen, warum!« Die Tierärztin sah nachdenklich den Hund an, tastete ihn ab und sah ihm in die offenen Augen, bevor sie ihm für immer die Lider verschloss.
»Sie sagten am Telefon, er hätte Unmengen von Wasser getrunken?«
Daniel nickte.
»Und sonst? Welche Auffälligkeiten?«
»Naja, das war schon sehr auffällig, aber da dachten wir uns noch nichts dabei. Aber plötzlich fing er an zu jaulen, sich zu wälzen, er ist richtig ausgeflippt. Er wollte sogar nach mir beißen, obwohl er das normalerweise niemals getan hätte.«
»Lagern Sie irgendwo Rattengift?« fragte die Tierärztin.
»Rattengift?« fragte Clarissa verwundert. »Nein, natürlich nicht!«
Die Tierärztin sah Clarissa einen Moment lang an, als müsste sie darüber nachdenken, ob sie ihr die Wahrheit sagen konnte, ob sie diese verkraften konnte. »Es klingt für mich wie eine typische Vergiftung mit Rattengift«, erklärte sie. »Die Tiere bekommen einen unglaublichen Durst. Bei Ratten geht das soweit, dass sie die nächste Wasserquelle suchen – meist finden sie diese in Form von Regenfässern oder ähnlichem. Und darin ertrinken sie dann meist, weil sie solche Schmerzen haben, dass sie nicht mehr schwimmen können.«
»Mein Gott«, flüsterte Clarissa. »Ich kann ihm den Mageninhalt auspumpen«, sagte die Tierärztin. »Dann könnte ich Ihnen was Endgültiges sagen.«
Clarissa nickte. Daniel legte seinen Arm um ihre Schultern. »Komm, wir warten draußen«, sagte er. »Das tun wir uns nicht an.«
»Sparky ...« flüsterte Clarissa mit tränenerstickter Stimme. »Mein Sparky ...« Daniel führte sie nach draußen in das leere Wartezimmer und sie legte ihren Kopf in seinen Schoß und ließ sich trösten. Allerdings hatte Clarissa in diesem Moment das Gefühl, als gäbe es nichts und niemanden auf dieser Welt, das ihr diesen Schmerz nehmen könnte. Es wollte sie innerlich fast zerreißen.
»Das Fleisch heute Mittag«, flüsterte sie weinend. »Ich dachte, er hätte es irgendwo ausgegraben. Das war bestimmt vergiftet ...«
»Möglich«, sagte Daniel. Er versuchte ruhig zu bleiben. Natürlich ging auch ihm durch den Kopf, dass der Tod des Hundes von jemandem gewollt herbeigeführt worden war. Ein teuflischer Anschlag. Und selbstverständlich brachte er das in Verbindung mit den anonymen Briefen, die in den vergangenen Wochen im Briefkasten gelegen hatten. Nach einer halben Stunde kam die Tierärztin aus dem Untersuchungszimmer und setzte sich im Wartezimmer neben Clarissa.
»Es war Rattengift«, sagte sie. »Und zwar eine Unmenge. Das hätte sogar ein Pferd getötet. Es muss ihm jemand mit einem großen Stück Fleisch verabreicht haben, denn ich habe auch noch unverdautes Fleisch im Mageninneren gefunden.«
»Er hatte heute Mittag ein großes Stück Fleisch im Maul, aber ich dachte mir nichts dabei, weil Sparky gerne mal was eingegraben hat, um es irgendwann wieder auszugraben und zu fressen.«
Die Tierärztin nickte. »Ja, das machen Hunde gerne, aber daran stirbt keiner. Dieses Fleisch war mit einer ganz fiesen Sorte Rattengift versetzt. Der Täter hat das Fleisch praktisch damit gefüllt. Rattengift ist körnig, jedenfalls diese Sorte. Für eine Ratte genügen normalerweise schon ein oder zwei Körnchen, und das war mindestens eine große Tasse voll.«
»Das gibt es nicht«, weinte Clarissa. »Wer kann einem unschuldigen Tier so etwas antun?«
Die Tierärztin erhob sich. »Es tut mir unendlich
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