Mit Haut und Haar (German Edition)
Daniel schnaufte.
»Du willst das wirklich durchziehen, ja?«
Clarissa nickte.
»Okay«, sagte Daniel. »Dann ist das wohl beschlossene Sache.«
Beleidigt legte er sich auf das Bett und schaute Clarissa beim Packen zu.
Clarissa stopfte ungerührt immer mehr Kleidungsstücke in den Koffer und lief schließlich ins Badezimmer um ihre Kosmetikartikel zu holen.
»Weißt du wie ich mich fühle?« fragte Daniel plötzlich leise.
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Wie ein Idiot, der nicht in der Lage ist, seine Familie zu beschützen.«
Clarissa setzte sich neben ihn und griff nach seiner Hand.
»Du bist kein Idiot, Daniel. Aber es ist offensichtlich, dass du uns nicht beschützen kannst. Wie denn auch? Unser Feind ist unsichtbar. Er schlägt zu wenn wir nicht damit rechnen und auf eine so perfide Art, wie wir sie uns nicht im Traum vorstellen könnten. Wie willst du uns da schützen?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht Kleines, aber ich glaube, die haben diese Frau bald. Es dauert bestimmt nicht mehr lange.«
»Ich kann hier nicht bleiben, Daniel, ich fühle mich nicht mehr sicher. Es tut mir leid. Ich habe Angst und vor allem habe ich Angst um meine Kinder.«
-32-
Eine Stunde später befand sich Clarissa mit Damian neben sich und Charlotte auf der Rückbank auf der Autobahn Richtung Frankfurt. In der Frankfurter Innenstadt mieteten sie sich erst mal in einem bezahlbaren Hotel ein und während sie ihre Koffer auspackten, entschloss sich Clarissa, bei Patrizia anzurufen. Sie versuchte es bei Patrizia zu Hause, aber da ging niemand ans Telefon. Auch in der Galerie war sie offensichtlich nicht mehr, also versuchte sie es unter Patrizias Handynummer.
»Hallo«, sagte Patrizia, als sie Clarissas Stimme vernahm. Sie wirkte kühl, nicht so erfreut wie sonst immer, wenn Clarissa angerufen hatte.
»Ich muss mit dir sprechen, Patrizia«, sagte Clarissa. »Ich möchte mich entschuldigen.«
»Ja, ich hab schon gehört, die Dame um die es geht, hat wohl lange, rote Haare. Und da du mich als einen so hysterischen Menschen kennengelernt hast, der sich nicht im Griff hat und zur Gewalttätigkeit neigt ...«
»Patrizia, bitte«, sagte Clarissa mahnend. »Nein, so habe ich dich natürlich nicht kennengelernt. Aber ich würde darüber gerne mit dir persönlich sprechen, können wir uns sehen?«
»Wie stellst du dir das vor, glaubst du ich setz mich jetzt ins Auto und hetze nach Köln?«
»Ich bin in Frankfurt, Patrizia.«
Patrizia schwieg überrascht.
»Du bist hier?« fragte sie schließlich, und sie klang schon etwas sanfter.
»Ja.«
»Ist wieder was passiert?«
»Ja, aber das würde ich dir gerne persönlich erzählen. Ich wohne mit den Kindern in einem Hotel. Können wir uns sehen?«
»Sicher. Wann und wo? Soll ich ins Hotel kommen?«
»Nein«, sagte Clarissa. »Lass uns was essen gehen, ich habe Hunger. Kennst du was Nettes?«
»Silvio«, sagte Patrizia. »Sehr gute, italienische Küche und man hat dort seine Ruhe.«
»Fein, ich bringe allerdings Damian und Charlotte mit. Ich lasse meine Kinder nicht aus den Augen und außerdem haben sie auch Hunger.«
»In Ordnung«, sagte Patrizia.
Clarissa schlüpfte unter die Dusche und entschied sich nach der Dusche für den braunen Hosenanzug, den sie im Koffer hatte. Sorgfältig föhnte sie ihr langes Haar trocken und legte ein leichtes Makeup auf.
Charlotte sah ihr aufmerksam zu. »Ich krieg das nie hin«, sagte sie.
»Was genau?«
»Das mit der Wimperntusche.«
Clarissa musste lachen. »Das stimmt, Tochter, das kriegst du nie hin. Es sieht immer so vollgekleckst aus, wenn du Wimperntusche benutzt.«
»Würdest du mir mal zeigen, wie man das macht?«
Clarissa lächelte und drehte sich zu ihrer Tochter um.
»Gerne.« Es war das erste Mal, dass Charlotte sie in solchen Dingen um Rat fragte. Irgendwie hatte sie sich in letzter Zeit auch verändert. Seit dem Gespräch, das sie an dem Abend miteinander gehabt hatten, als die Kinder zugegeben hatten, dass sie lange schon Bescheid wussten über die außerehelichen Aktivitäten ihrer beiden Elternteile. Charlotte erschien ihr seither viel offener und auch Damian schien nun besser mit ihr klar zu kommen, wo ehrlich alles ausgesprochen worden war.
»Liebst du sie noch?« fragte Charlotte, während Clarissa ihr die Wimpern sorgfältig tuschte.
»Wen?« fragte Clarissa. »Meinst du Patrizia?«
»Ja.«
»Keine Ahnung, Kind. Irgendwie schon, ja.« Sie seufzte und setzte sich auf den Badewannenrand. »Weißt
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