Mit Herz, Charme und Mut (German Edition)
oft genug mit ihm zum Fluss gehen. Außerdem wollen beide Kinder in diesem Sommer in einen Verein gehen, um in einer Mannschaft Ball zu spielen, also ist es gut, wenn sie jetzt schon mal fangen üben.“
Clay verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. „Sie sind bisher noch nie so freundlich zu mir gewesen“, sagte er. „Liegt es daran, dass ich versprochen habe, Sie nie wieder zu fragen, ob Sie mit mir ausgehen?“
„Nein, es liegt daran, dass ich neben der Spur war. Ich wusste aber nicht, dass ich neben der Spur war, Clay. Ich bin eine Frau, die ihre eigenen Kinder beschützen muss – ich muss vorsichtig sein. Es tut mir leid, ich … “
Plötzlich langte er mit seiner Hand quer über den Sitz des SUVs und griff nach ihrer. „Bitte entschuldigen Sie sich nicht, Dory. Ich sollte mich entschuldigen. Ich habe nur an mich gedacht. Ich möchte, dass Sie vorsichtig bleiben. Sie sollten kein Risiko bei Männern eingehen, die sie nicht kennen. Und mir hätte bewusst sein sollen, dass ein paar Mal Rasen mähen nicht reicht, um Vertrauen zu erwecken. Und ja – ich würde mich freuen, wenn ich noch ein paar Mal Ball mit Ihren Kindern spielen dürfte. Aber ich sorge dafür, dass die Kinder Sie vorher fragen.“
Dory grinste. „Sie haben keine Ahnung, auf was Sie sich einlassen! Sie werden fragen, fragen, fragen!“
Ab da lachten sie miteinander wie kichernde Teenager, sie lachten, bis ihnen die Tränen kamen – ihm vor lauter Übermüdung und ihr, weil sich die Atmosphäre zwischen ihnen entspannt hatte.
3. KAPITEL
Sonntags erledigte Dory üblicherweise das, wofür sie sonst keine Zeit hatte, vorausgesetzt, sie musste nicht im Supermarkt arbeiten. Wann immer es möglich war, versuchte sie die Wochenenden freizunehmen, weil die Kinder dann nicht in der Schule waren und es sehr teuer wurde, wenn sie über die Müttergruppe keinen Babysitter organisieren konnte. Meistens schaffte sie es jedoch, nur an Wochentagen und ab und zu mal am Samstag im Supermarkt anzutreten.
Also konnte sie sonntags Hausputz machen, Wäsche waschen und die Familie auf eine weitere Woche Arbeit und Schule vorbereiten. Es war außerdem ein guter Tag, ehrenamtliche Mitarbeiter zurückzurufen, falls die auf ihrer Agenda standen. Und sie hatte meist ein bisschen Zeit übrig, um sich um aktuelle Aufgaben zu kümmern, zum Beispiel Zuschüsse zu beantragen. Gerade jetzt im Frühling arbeitete sie an der Vorbereitung für die Sommertagung, plante Kursangebote und Dozenten, Werbung und noch zu mietende Räume. Corsica hatte ihnen Kontakte zur örtlichen Kirche und anliegende Gebäude vermittelt, aber Räume gab es natürlich dennoch nicht umsonst.
Wenn man mit Menschen zu tun hatte, deren Bedürfnisse eher grundsätzlicher Natur waren – Essen, ein Dach über dem Kopf – und für die das Überleben erst einmal an erster Stelle stand, vergaß man darüber manchmal, wie enorm wichtig die Workshops waren, in denen es um Entwicklung des Selbstwertgefühls, Bewerbungsgespräche, berufliche Fortbildung und wie man eine stabile Beziehung führte, ging. Doch damit diese Frauen nicht nur einfach überlebten, sondern sich erfolgreich weiterentwickelten, musste zuerst der Kern ihres Wesens wiederentdeckt und gestärkt werden. Das hatte Dory bei den Workshops im Zoë-Institut gelernt.
Inzwischen leitete sie selbst einige Seminare, und es erfüllte sie mit Freude und Stolz, dass sie so weit gekommen war.
Ein weiteres Anzeichen ihrer eigenen Weiterentwicklung war das verbesserte Verhältnis zu ihrem Nachbarn. Die letzten Wochen, seit ihr Wagen repariert worden war, waren sehr angenehm zwischen ihr und Clay verlaufen. Wenn er seine freien Tage genoss und Dory und die Kinder am späten Nachmittag nach Hause kamen, spielte er entweder mit Sophie und Austin Ball oder ging mit ihnen zum Fluss hinunter, damit sie eine halbe Stunde angeln konnten, oder er fuhr jedes Kind auf seinem Sitzrasenmäher auf dem Grundstück herum. Dory gewöhnte sich daran, dass, während sie arbeiten war, ihr Rasen gemäht und ihre Mülltonne zur Straße heruntergebracht wurde. Es bestand eine herzliche Freundschaft – ohne Druck, ohne Versuche, sie zum Ausgehen zu überreden. Dory überlegte sogar, ob sie Clay an einem Sonntag zum gemeinsamen Essen mit den Kindern einladen sollte.
Als sie gerade wieder einmal darüber nachdachte, blickte sie aus dem Fenster zu seinem Haus hinüber und was sah sie da? Clay, ein Bier in der Hand haltend, lehnte am Geländer seiner Veranda und
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