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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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On the Block!« Caroline meinte das auch so. Sie nahm die Aufgabe sehr ernst, den New Kids on the Block nachzustellen, die damals noch hauptsächlich ein Bostoner Phänomen waren. Als sie in der Schule einen Aufsatz zum Thema »Wen ich am meisten bewundere« schreiben musste, entschied sie sich für Joey McIntyre.
    Leider habe ich die Kopie dieses Aufsatzes nicht mehr, weil ich einmal den Fehler beging, sie ihrem Mann zu schenken, woraufhin Caroline sie sich schnappte und in kleine Fetzen riss. Sie trichterte ihren Geschwistern ein, dass keiner ihrer vier Kinder je erfahren dürfe, wie verrückt sie nach den New Kids on the Block gewesen war. Das hat etwas damit zu tun, dass sie mit ihrer fanatischen Schwärmerei gegen das erste Gebot verstoßen hat, das es verbietet, andere Götter anzubeten (und Donnie Walberg war definitiv ein Abbild Gottes). Also sind meine Lippen versiegelt. Sydney, wenn du das hier liest, dann leg sofort das Buch weg! Es läuft gerade Dora im Fernsehen! Los!
    Caroline war eine knallharte kleine Schwester. Sie hatte nicht mit all den Neurosen zu kämpfen, unter denen ihr großer Bruder litt. Eigentlich hatte sie vor gar nichts Angst. Wir größeren Geschwister blieben nie die ganze Nacht weg, machten keinen Aufstand und stellten keinen Popstars nach. Wir wussten nicht einmal, dass es überhaupt möglich war, so knallhart zu sein. Unsere Eltern vertrauten uns so hoffnungslos blind, dass wir es nie übers Herz brachten, gegen ihre Regeln zu verstoßen. Wir mussten nie zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein, also hatten wir auch keinen Grund, zu spät zu kommen. Sie schlossen auch den Alkohol nicht weg, deshalb kam es uns nicht einmal in den Sinn, etwas davon hinauszuschmuggeln. Wenn wir keine Lust hatten, in die Schule zu gehen, zuckten sie nur mit den Schultern und sagten: »Gut.« Warum hätten wir also schwänzen sollen? Es war zum Verrücktwerden.
    Aber Caroline? Sie stellte Sachen an, die ihren älteren Geschwistern im Traum nicht eingefallen wären – und kam damit durch. Keiner von uns hätte jemals am Essenstisch etwas wie »Leck mich am Arsch« gesagt. »Leck mich am Arsch« vor meiner Mutter zu sagen wäre in etwa so gewesen, wie vor der heiligen Inquisition zu knien und die Hostie mit der Zunge zu einem Papierflieger zu falten. Aber als Caroline zu Tracey sagte, sie könne sie mal am Arsch lecken, war alles, was Mom machte, sie eine Liste mit fünfundzwanzig Dingen schreiben zu lassen, die sie stattdessen hätte sagen können. Carolines Liste der fünfundzwanzig »Leck mich am Arsch«-Alternativen fing ziemlich stark an, aber gegen Ende hatte sie doch sehr zu kämpfen – die letzten beiden Varianten, die sie sich abrang, lauteten »Verlass mich« und »Hinfort«. »Verlass mich!« ist noch heute eine beliebte Gesprächsabbruchsformel unter uns Geschwistern.
    Meine anderen Schwestern und ich waren schockiert. Keiner von uns traute sich, zu Hause auch nur »verdammt«, »bescheuert« oder »Volltrottel« zu sagen. Nicht mal »Voll-T«, das ich einmal versucht hatte, setzte sich durch. Wir hatten ganz klar die Arschkarte gezogen, denn wir waren früher geboren worden, als unsere Eltern einfach noch viel mehr Energie hatten.
    Caroline und ich tauschten immer Kassetten und versuchten, uns gegenseitig zu der Musik zu bekehren, die wir am liebsten mochten. Ich überspielte ihr die Replacements und die Ramones; sie nahm Bon Jovi und Tiffany für mich auf. Ich kopierte ihr das Replacements-Album Let It Be zum Geburtstag (verantwortungsvoller Bruder, der ich war, ließ ich »Gary’s Got a Boner«, das von einem Jungen mit Erektionsproblem handelte, selbstverständlich weg). Uns gefiel die Musik des jeweils anderen besser, als wir je zugegeben hätten. Bon Jovis »Wild in the Streets« beeindruckte mich besonders, eine Doof-Rock-Einkaufszentrumshymne, die alle Einkaufszentrumshym nen toppte, alle Hymnen toppte, alle Einkaufszentren toppte. Unterdessen machte Caroline »Sixteen Blue« von den Replacements zu ihrem Anrufbeantwortersong. Jedes Mal, wenn wir zugaben, dass uns die Musik des anderen gefiel, fühlten wir uns geschmeichelt und waren zugleich enttäuscht.
    In jenem Winter nahm mir Caroline eine Kassette zu meinem dreiundzwanzigsten Geburtstag auf. Auf der Hülle stand: »Dies ist den Männern in meinem Leben gewidmet – Jordan, Rob, Jon, Joe, Danny & Donnie.« »Rob« bin ich. Die anderen fünf sind die New Kids on the Block. Das Tape heißt »Robs Kulturerlebnis«, und zwischen den

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