Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Songs erklärt sie mir, warum Bobby Brown ein Genie oder Lita Ford der Wahnsinn ist.
Caroline war damals der einzige Mensch auf der Welt, mit dem ich über Mädchen reden konnte. Das klingt vielleicht seltsam, weil sie damals erst zwölf war, aber sie war immer schon mutiger und draufgängerischer als ich und tat ihr Bestes, mir die Grundbegriffe des sozialen Umgangs zu vermitteln. Sie sagte immer zu mir: »Wer braucht schon Mädchen? Du hast ja mich.« Carolines Haar war auftoupiert wie das von Joan Jett in dem Video »I Hate Myself for Loving You«, und sie trug eine schwarze Lederjacke, um ihre Ähnlichkeit mit Joan noch zu unterstreichen. Sie bestand sogar auf »Joan« als ihrem Firmnamen.
Langsam wurden die New Kids im ganzen Land berühmt, so wie New Edition oder Bobby Brown ein paar Jahre zuvor. Caroline war an den Flurfunk der katholischen Schulmädchen angeschlossen und wusste somit immer ganz genau, wo die New Kids sich gerade befanden. Das versetzte sie natürlich in die Lage, ganze Rudel ihrer Freundinnen anzuführen, wenn es darum ging, den New Kids aufzulauern. Sie war auch jedes Mal im Bilde, wenn eine ihrer Freundinnen eine Freundin hatte, die eine Freundin hatte, die die Jungs beispielsweise beim Kondomekaufen in der Osco-Drogerie in Dorchester gesehen hatte. Ihre Lieblinge waren Joey und Donnie. Einmal traf sie Donnie sogar backstage, und er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Noch Monate danach meldete sie sich am Telefon mit: »Donnie hat mich geküsst!«
Einmal, als mir Caroline mal wieder Joey-Mac-Geschichten erzählte, erwähnte sie, dass sein Spitzname in der High School »Wedgie« gewesen sei. Mit »Wedgie« wird auch der Schulhofscherz bezeichnet, bei dem ein vermeintlich cooler Schüler einem vermeintlich uncoolen Schüler mit einem Ruck die Unterhose hochzieht. Das veranlasste sie aber bloß, ihn noch glühender zu verehren. Die New Kids hatten immer etwas Bescheidenes, Liebenswürdiges an sich. Sie waren auch nie von verhängnisvollen Post-Teenie-Idol-Abstürzen betroffen. Nachdem ihre Hits verklungen waren, lebten sie einfach ihr Leben weiter. Desiree, eine Freundin von mir, war letzten Winter sogar auf einer New-Kids-Kreuzfahrt. Wenn man dort den Kabinenservice rief, erschienen Donnie oder Jordan und brachten einem das Essen.
Caroline schenkte mir in jenem Winter noch eine groß artigere Kassette, auf der sie die New Kids interviewte. Sie stellte eine Frage ins Mikro und nahm dann als Antwort eine Zeile aus einem ihrer Songs auf.
CAROLINE:
»Gibt es etwas, das ihr mir unbedingt sagen wollt?«
JOEY MCINTYE:
»Please don’t go, girl! You’re my best friend! You’re my everything!«
Sie inszenierte die ganze Kassette als einen Radiobericht (»Hier ist Caroline Sheffield für WNOB, live aus Dorchester«) über einen Streit zwischen den New Kids und Lita Ford, der »selbst ernannten First Lady des Rock«. Natürlich tritt Lita ihnen allen in den Arsch. Die New Kids fragen Lita: »Wat’cha Gonna Do About It?« Lita antwortet mit einer Zeile aus »Under the Gun«: »Now the time has come, it’s your turn to die.« Der Streit eskaliert, und immer mehr Rockstars mischen sich ein: Ozzy, Poison, Public Enemy. Aber ich muss sagen, mit folgendem Dialog setzte Caroline der ganzen Sache dann die Krone auf:
AXL ROSE (aus »One in a Million«)
»Hey man, won’t you cut me some slack?« (»Jetzt lass mal locker, Mann!«)
NEW KIDS (aus »Hangin’ Tough«):
»We ain’t gonna cut anybody any slack!« (»Wir lassen nie locker!«)
Sogar die Psychedelic Furs lässt sie irgendwann zwi schendurch zu Wort kommen. Allerdings mit nur einem Wort aus dem Titelsong von Pretty in Pink :
CAROLINE:
»Joey, wie heißt deine Freundin?«
JOE Y / Psychedelic Furs :
»Caroline.«
Heute hört sie fast nur noch Taylor Swift, weil ihre Kinder total darauf abfahren. Sydney und Jack spielen gern ein Spiel, bei dem sie abwechselnd so tun, als seien sie Taylor. Einer singt »White Horse«, während der andere jubelt und klatscht, dann tauschen sie die Rollen. Die Musik ändert sich vielleicht, aber das Fan-Gen bleibt dominant.
Caroline und ich streiten uns noch immer über Musik, weil uns diese Auseinandersetzungen eine so lieb gewonnene Gewohnheit sind, dass wir sie nur ungern aufgeben würden. Es ist einfach unsere Art, miteinander zu kommunizieren. Caroline liebt die Replacements noch immer so sehr, dass sie tatsächlich Tommy Stinsons Soloalben kauft, obwohl ich ihr dringend davon abrate. Weihnachten
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