Mit Pflanzen verbunden
klinische Untersuchungen zur Behandlung der Borreliose mit der Karde sind vonnöten. Selbstverständlich hätte ich nach meiner Kur mit der Kardentinktur eine Blutuntersuchung machen lassen sollen, um zu sehen, ob sich Antikörper gebildet haben oder noch Spirochäten nachweisbar sind. Mir ging es aber dann so gut, dass ich das auf die lange Bank schob. Dieser Beitrag soll lediglich einen möglichen Weg zur phythotherapeutischen Behandlung der Lyme-Borreliose aufzeigen. Ich für meinen Teil bin der Karde sehr dankbar.
Hilfe der Ahnen
Dass ich die Weberkarde zur Heilung meines Leidens überhaupt in Erwägung zog, ist sicherlich nicht nur Zufall. Die Karde kannte ich nämlich schon lange, sie gehört mit zu meiner Familiengeschichte. Soweit ich es zurückverfolgen kann – nachweislich seit dem 15. Jahrhundert – waren die Vorfahren meines Großvaters mütterlicherseits Tuchmacher und Weber und haben auch innerhalb ihrer Zunft geheiratet. Bis ins 19. Jahrhundert transportierten sie die in mühsamer Arbeit gewobenen Stoffballen auf „Schiebeböcken“ (lange Schubkarren) die Pleiße entlang, zur großen Messe nach Leipzig. Mit der Industrialisierung wurde aus der Familienmanufaktur eine Volltuchfabrik und aus Armut Wohlstand. Und all die Jahrhunderte über begleitete das stachelige Skabiosengewächs diese Familie. Mit der Karde kämmten die Frauen die Fasern, die sie anschließend am Spinnrad zu dem Garn spannen, das die Männer am Webstuhl zu Tuch webten.
Als ich noch ein kleiner Junge war, nahm mich mein Großvater oft bei der Hand und ich durfte ihn auf seinem morgendlichen Rundgang durch die Tuchfabrik begleiten, die mein Ururgroßvater 1843 in der sächsischen Textilstadt Crimmitschau im Zwickauer Land gegründet hatte. Zuerst ging es in den Heizraum, eine fast schon glühende Hölle, wo rußige Arbeiter ständig Kohle in einen feurigen Schlund schaufelten. Dann gingen wir durch Werkstätten und Lagerhallen, wo riesige Haufen Wolle, Lumpen und Baumwolle lagerten – ich war damals felsenfest davon überzeugt, dass die Wolken im Himmel aus riesigen Baumwollanhäufungen bestünden. Unser Weg führte uns weiter in die Halle mit den Krempelmaschinen, wo die Fasern zur Vorbereitung auf die Spinnmaschinen gekrempelt oder „kardiert“ wurden. In der sich anschließenden Spinnerei summten und surrten die Fäden, dass man meinen konnte, wir wären mitten in einem riesigen Bienenkorb. Daneben befand sich eine weitere riesige Halle, in der die mechanischen Webstühle so laut ratterten, dass die Arbeiter schreien mussten, um sich zu verständigen. In der Färberei, die unmittelbar nebenan lag, war es dagegen absolut still. Der Rundgang mit meinem Großvater endete immer in der Appretur, wo die fertigen Tuchballen überprüft und für den Abtransport vorbereitet wurden.
Später einmal, als mein Großvater schon steinalt und die Fabrik längst von utopiegläubigen Genossen weggenommen worden war, holte er ein Kästchen hervor und zeigte mir einige getrocknete Kardenblütenköpfe. Er zeigte sie, als wären sie Familienjuwelen. Noch immer, erklärte er mir, sogar in den modernen Maschinen, würden diese Blütenköpfe halbiert und auf Bretter montiert zum Kardieren verwendet. Trotz der Entwicklung metallener Kratzapparate sei man heute, wegen der mangelnden Elastizität der Stahlspitzen, wieder auf die Weberkarde zurückgekommen. Seit dem Tag kann ich an keiner Karde vorbeigehen, ohne an meine Vorfahren zu denken. Wer weiß, vielleicht waren sie es, die mich ahnen ließen, dass mich diese Pflanze von der Krankheit, die mich befallen hatte, heilen könne.
Irgendwie bin auch ich noch immer ein Weber und führe die Familientradition fort. Nur sitze ich nicht an einem Webstuhl, sondern am PC, und die Fäden, die ich spinne und zusammenwebe, bestehen nicht aus Wolle oder Baumwolle, sondern aus geistigen Fasern, aus Gedanken, die genauso sorgfältig „kardiert“ werden müssen.
Fußnoten
1 Es werden Tees aus schweißtreibenden Kräutern wie etwa Holunderblüten oder Wilder Goldmelisse getrunken, um das Schwitzen zu unterstützen.
2 Falkenrath, Monika, „Volkskrankheit Borreliose”, Norderstedt, Books on Demand, 2003
3 Shoemaker, Richie C., „ Desperation Medicine“, Baltimore: Gateway Press Inc., 2001
4 Burrascano, J. J., Dr. med. in Borreliose-Magazin Heft 6. Publikation des Borreliose Bund Deutschland e.V., Seite 32: „Klinisch beobachtet man, dass die Beschwerden in periodischen Abständen von vier Wochen
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