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Mit Schwert und Magie

Mit Schwert und Magie

Titel: Mit Schwert und Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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neuen Gefahr entkommen konnte. Er war nicht dämonisiert worden. Ein wildfremder Krieger hatte sein Leben und seinen Verstand gerettet. Selbst die Wachen, die Sklaven und alle, die in diesem Teil des Palasts waren, standen unter dem Schock dieses Vorfalls. Es hatte sich unter ihnen blitzschnell herumgesprochen, und die Wachen wisperten noch immer aufgeregt miteinander.
    »Du sollst mein Leibwächter sein!« sagte Shallad schließlich voller Nachdenklichkeit.
    »Ich weiß nicht, ob Odam damit einverstanden ist«, wich Necron aus. »Es mag sein, daß er eigene Pläne hat. Ich habe bisher ihn geschützt.«
    Es war nicht seine Art, zu heucheln. Er wollte, daß Luxon nicht durch Dämonenwerk zu seinem Recht kam. Daß ausgerechnet er den Shallad schützen sollte, war grotesk. Er würde also auch weiterhin verhindern müssen, daß Hadamur dämonisiert wurde.
    »Odam wird tun, was ich befehle!« sagte Shallad Hadamur finster. »Los! Gehe zu ihm, sage es ihm. Nein! Du wirst von den Gardisten begleitet!«
    Necron erkannte, daß Hadamur in ihm, Necron, seine letzte Möglichkeit sah. Er war in die Enge getrieben wie ein Raubtier und packte alles, was sich ihm als Rettung bot. Genau in diesem Moment war Necron aufgetaucht.
    Necron stand auf und schob das Schwert in die Scheide. Er nahm den Pokal, den ihm eine zartgliedrige Sklavin reichte.
    »Nun gut«, sagte er und bekräftigte sein Wort mit einem Schluck. Es war, schätzte er, der beste Wein, den er in seinem Leben getrunken hatte.
    »Bringt ihn zu Odam, und dann bringt ihn wieder hierher!« schrie Hadamur.
    »Wir gehorchen!«
    Necron mußte sich aus dem aufgeregten Wirbel zurückziehen, der rund um den Shallad herrschte. Luxon war also fester Bestandteil des Machtkampfs der Dämonen. Er mußte mit Hilfe aller Freunde befreit werden, und nur Necron selbst wußte, wie der Plan Achars aussah. Er wartete, bis sich ein Trupp Gardisten formiert hatte, und sagte dann zu Hadamur:
    »Ich komme wieder zurück und werde versuchen, dich vor den Dämonen zu schützen!«
    »Du mußt es tun, Necron!«
    Necron stapfte mürrisch aus dem Saal und ging schweigend und tief in Gedanken versunken zwischen den Gardisten zurück in die Richtung auf sein Quartier. Die Wachen schwiegen grimmig; dieser Mann war Zeuge ihrer Niederlage und Hilflosigkeit gewesen, und überdies kam er viel schneller zu Ehren und Vorteilen, als sie es je geschafft hatten. Necron wandte sich an den Anführer und sagte knurrend:
    »Ich habe nur dem Befehl gehorcht. Wie ihr. Du kannst mir glauben, daß ich andere Ehren suche als die, von denen wir sprechen.«
    »Es sind schaurige Zeiten, Mann! Die Dämonenpriester gehen im Palast ein und aus.«
    »Auch diese Zeiten gehen vorüber«, wagte Necron zu prophezeien. »Verlasse dich darauf!«
    Mit Prinz Odam mußte er absprechen, was sie tun konnten. Die magische Wirkung der Beschwörung indes war verflogen. Aber die Drohung blieb - der Shallad sollte dämonisiert und geopfert werden, und Luxon, als willenloser Diener, würde ihn ersetzen müssen. Diese zweite Hälfte der Drohung erregte Necron, der an seinen wehrlosen Freund dachte.
    Es durfte nicht so weit kommen!
*
    Vor etwa einer Stunde hatte der Herzpfänder Luxon verlassen.
    Mehr tot als lebendig lag Luxon auf seinem Lager. Sein zusammengekrümmter Körper entspannte sich nur langsam. Luxon wußte, daß sich die Entscheidung näherte, aber die Furcht, die jeder Besuch des Herzpfänders hinterließ, wich nicht.
    »Kalathee!« stöhnte er auf.
    Er befand sich in einem goldenen Käfig mit undurchdringlichen Mauern. Er konnte nicht entkommen. Aber Kalathee und ihre seltsamen Diener brachten ihm Nahrung und Wein, und sogar Salz, bemerkte er bitter, hatte er im Überfluß. Er wurde liebevoll umhegt, aber noch immer bestand seine Verbindung zur Außenwelt nur dadurch, daß er die Augen Necrons benutzte. Eine Menge geschriebener Botschaften hatte bewirkt, daß nun beide recht genau wußten, was in den nächsten Tagen geschehen würde - aber Luxon hatte Necron nicht mitteilen können, wo er sich befand und was Kalathee mit ihm zu tun beabsichtigte.
    Der dumpfe Laut schreckte ihn hoch. Die Tür war geschlossen worden. Der Vorhang rauschte zur Seite, und Kalathee eilte auf ihn zu. Ihre zierliche Gestalt warf im Licht der Ölflammen gespenstisch große Schatten an die Wände. Die Quader waren voller gekritzelter und halbwegs wieder ausgelöschter Botschaften.
    »Die Zeit ist da«, flüsterte Kalathee aufgeregt und schmiegte sich an ihn.

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