Mit Schwert und Magie
seiner Gürtelscheide und legten ihm einen weiten, weichen Mantel um.
»Das wirst du sehen dürfen, wenn es soweit ist. Eines können wir dir sagen. Es ist nur ein Schritt vor dem Ort, an dem sich alles entscheiden wird. Du mußt bereit sein. Wir alle werden in dieser Stunde bereit sein, Luxon!«
Binnen weniger Zeit war Luxon bis zur Unkenntlichkeit verkleidet. Unter einer mehrfachen Schicht dunkler Schleier oder Tücher bekam er gerade noch genügend Luft, um nicht zu ersticken. Aber er sah nichts mehr und vermochte kaum mehr etwas zu hören. Die Diener faßten ihn an den Handgelenken und den Ellenbogen und führten ihn vorsichtig aus dem Raum.
Wieder war er auf eine ganz besondere Art eingeschlossen - von der Umgebung, der wirklichen Welt abgesondert.
Er spürte unter seinen Sohlen eine gerade Fläche, dann ging es schräg aufwärts und um zahllose Ecken und Kanten.
Stufen schlossen sich an. Sie führten aufwärts und abwärts; einmal zählte er neunundneunzig Schritte, die ihn weiter nach oben brachten. Er merkte es auch an der Anstrengung seiner Muskeln.
Da Luxon nicht ahnte, wie lange seine seltsame Wanderung dauerte, griff er nach dem einzigen Mittel, das er kannte, um sich wirklich abzulenken.
Er blickte durch Necrons Augen.
Und abermals sah er ein Bild, das ihm zeigte, daß auch Necron zu kämpfen hatte und sich in äußerster Gefahr befand.
Zwei, drei Herzschläge lang benutzte er Necrons Augen. Als er merkte, daß er dadurch seinen Augenbruder in Lebensgefahr bringen konnte, löste er sich von Necron und versuchte abermals, noch mehr verwirrt, die wahre Natur des unsichtbaren Weges zu entschlüsseln, auf dem man ihn wie einen Blinden führte.
Immer wieder blitzte das Bild vor seinem inneren Auge auf:
Necron stand zwischen den dicken Stämmen zweier grüner Gewächse, die niedrigen Palmen ähnelten. Sein Blick glitt über Dächer und Mauern, Türme und Gassen hinweg. Er blickte zweifellos von einem höheren Punkt des Palasts hinunter auf Hadam. Als sich Necron umdrehte, sah er drei schwarze Gestalten auf ihn eindringen. Sie trugen lange Mäntel und dünne, schwarze Handschuhe. Hinter den schmalen Schlitzen der metallenen Masken blitzten die Augen, als die Achar-Priester von drei Seiten schnell und lautlos auf Necron eindrangen.
Der Alleshändler hatte einen solchen Angriff hier und jetzt nicht erwartet, aber seine Wachsamkeit hatte sich, seit er in den Mauern des Palasts lebte, verschärft. Er duckte sich unter den zugreifenden Händen hinweg, warf sich nach vorn und überschlug sich. Mit der Schulter traf er das Knie eines Priesters und warf den Mann um. Dann riß er das Schwert aus der Scheide, wirbelte um eine Säule halb herum und hob die Waffe.
»Bleibt mir vom Leib!« keuchte er auf. »Aus dem Weg!«
Die Gestalten antworteten nicht, aber sie ließen auch nicht von ihm ab. Sie waren schnell; die Mäntel behinderten sie nicht. Zwei von ihnen hielten lange Stäbe in den Händen, deren Enden merkwürdig verzierte, ineinandergekrümmte Widerhaken trugen. Necron hatte durch seine gemeinsamen Abenteuer mit Uinaho und anderen Männern inzwischen große Kunstfertigkeit im Umgang mit dem gekrümmten Schwert erreicht. Er wußte, daß er diese Fertigkeit jetzt und hier gegen diese Übermacht brauchen würde.
Er hob das Schwert senkrecht über seinen Kopf, stieß einen Angriffsschrei aus und schlug zu. Im letzten Moment änderte er die Richtung des herunterfauchenden Metalls und zertrümmerte die rätselhafte, magische Waffe des Priesters.
Wieder fühlte er in seinen Händen einen Schlag aus seltsamer Energie.
Das Schwert pfiff waagrecht durch die Luft, zuckte zurück und traf den ersten Dämonenpriester, nachdem es die Kleidung und Teile einer unsichtbaren Rüstung durchschnitten hatte. Mit einem gellenden Schrei taumelte der Angreifer zurück und krümmte sich nach vorn. Die Maske wurde vom Kopf geschleudert und klirrte zwischen die Beine der zwei anderen Dämonisierten. Nur ganz kurz sah Necron das zerfallende Gesicht des Sterbenden - über der narbigen, zerfurchten Haut glänzte fahl eine gläsern anmutende Schicht.
Der zweite Angreifer stolperte über die Maske mit den strahlenförmigen Verzierungen und sprang förmlich in einen abwärts geführten Hieb Necrons hinein. Die Spitze des Schwertes glitt scharrend an den metallenen Verzierungen ab und bohrte sich in die Brust des Dämonenpriesters. Mit einem gewaltigen Satz sprang Necron zurück und fühlte Zweige und Blätter hinter sich
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