Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
den friedlichen kleinen Hafen und die kleinen Boote unter sich sah, die geschäftig zwischen dem Ufer und dem vor Anker liegenden Schiff pendelten, so schnell war der Angriff abgeschlagen worden.
›Nun‹, sagte Verner abrupt, meinen Vater aus seinen Gedanken reißend. ›Wir haben zwei Operationsziele, Captain. Das größere Gebäude dort, das an den Hang des Hügels grenzt, ist gewiß das Lager dieser feindseligen Kreaturen und muß Van Ouisthovens Hauptquartier gewesen sein. Wie Sie sehen können, wurden dahinter offenerdige Grubenarbeiten durchgeführt, und es befindet sich auch ein Kanal dort. Das ist er, der point d’appui Ihrer Gruppe. Ich hingegen werde mich mit dem Schiff im Hafen befassen müssen und versuchen, seine völlige Vernichtung zu gewährleisten. Habe ich mich klar ausgedrückt?‹
Wenn er sich nicht klar ausgedrückt hatte, so hatte er zumindest Befehle gegeben; und ein britischer Offizier gehorcht Befehlen, sobald er einen Vorgesetzten erst einmal anerkannt hat – oder er tat dies zumindest in jenen unaufgeklärten Tagen, bevor dieser moralische Unsinn ins Spiel kam.« (Hier muß ich sagen, daß dies die einzige Gelegenheit war, bei der ich Ffellowes jemals ›meckern‹ hörte, und später erwiderte er darauf, daß er einfach die Worte seines Vaters wiederholt habe.)
»Die Vorstellung einer ›Gruppe‹, die in der englischen Armee den Einsatz einer Kompanie oder mehr impliziert, war lächerlich. Mein Vater«, sagte Ffellowes, »empfand seine erste Erheiterung über Verners Mißbrauch der Militärsprache irgendwie tröstlich. Der Mann war nicht Gott und wußte also doch nicht alles. Das war eine Militäroperation, die am besten nach militärischen Maßstäben durchgeführt wurde. Von den acht ›niedrigeren Rängen‹, die am Kampfgeschehen teilgenommen hatten, waren drei verwundet und nicht imstande, sich zu bewegen. Von den anderen hatten alle Schnitte und Prellungen davongetragen, einschließlich Umpa und der alte Burung, der einen großen Lappen abgetrennter Haut mit Blut zurück unter seinen Turban gesteckt hatte. Doch sie konnten weitermachen.
Letzten Endes nahm mein Vater drei, und Verner zwei Männer mit.
›Sollten wir uns nicht wiedersehen, danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung‹, sagte Verner in seiner kühlen Art. ›Vielleicht tröstet es Sie, zu wissen, daß Sie in eine Angelegenheit verstrickt waren, die weit über die Zuständigkeit eines durchschnittlichen Offiziers der indischen Armee hinausgeht.‹ Fürwahr, ein aufmunternder Abschied! Darüber hinaus wurde die Munition allmählich knapp. Jeder Mann hatte nur noch fünfundzwanzig Schuß für sein Gewehr, und mein Vater lediglich diese Anzahl für seine beiden Revolver. Er erwähnte dies, wurde jedoch von Verner mit einer Handbewegung unterbrochen.
›Hoffen Sie auf das Treffen am Hafen, mein lieber Ffellowes‹, war alles, was er darauf zu hören bekam. Mit diesen Worten marschierte der Mann los, und sein mitgenommener weißer Tropenanzug verschwand bald im Urwald. Um dem Mann Gerechtigkeit angedeihen zu lassen – mein Vater hat ihn niemals für einen Feigling gehalten. Und er trug immer noch nicht mehr als seinen schweren Stock bei sich.
Mein Vater konnte nichts anderes tun als das hervorstechende Gebäude anzugreifen, den hierherversetzten Sitz des örtlichen Landjunkers oder was auch immer. Es schien sich, durch den Morgennebel gesehen, in der Mitte der Felder zu befinden, unmittelbar vor dem Hügel; und wie Verner gesagt hatte, lag direkt dahinter der steile, grüne Abhang, wobei in der Morgensonne die rote Erde sichtbar wurde und deutlich zeigte, daß dort gewisse Arbeiten ausgeführt wurden. Dort war sogar das Funkeln eines Gleises zu sehen. Mein Vater war Infanterist, kein Pionier, doch er konnte eine Eisenbahn erkennen, wenn man ihm eine zeigte. Eine dunkle Ahnung des Schreckens, den Verner angedeutet hatte, überkam ihn nun. Irgend etwas Monströses und, was die gesamte Welt betraf, Unfertiges lag vor ihm. Die emsigen kleinen Boote, die zu dem Schiff hinausfuhren, der friedliche Hafen, der wahnwitzige Angriff der großen, Werkzeuge tragenden Ungetüme, all das setzte sich allmählich zu einem schrecklichen Muster zusammen. Der Anblick dieser strahlenden Gleise, die von dem Zentralgebäude zur Mine im Hügel führten, kristallisierte diese Ahnung zu einer Furcht, die irgendwann einmal die Träume jedes vernunftbegabten Wesens plagt.
Wenn ich Ihnen sage, daß mein Vater ein überzeugter
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