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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Draper
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können, ohne dass ich kauen muss, und ach, sie sind so lecker!
    »Du willst sie Bonbon nennen?«, fragte Dad.
    Ich schüttelte meinen Kopf, um zu verneinen – vorsichtig, damit der schlafende Welpe nicht aufwachte.
    »Karamell?«, fragte Mom.
    Ich schüttelte noch einmal vorsichtig den Kopf.
    »Warum nennen wir sie nicht Stinky?«, schlug Dad grinsend vor.
    Mom und ich warfen ihm nur einen finsteren Blick zu. Ich zeigte weiter auf die Bonbonschüssel.
    Schließlich sagte Mom: »Ich weiß es! Willst du sie Toffee nennen?«
    Am liebsten hätte ich gekreischt, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Ich gab mir wirklich Mühe, nichts zu tun, was den Welpen von meinem Schoß werfen würde. »Ah«, sagte ich leise, während ich das seidige Hundefell weiter streichelte. Ich hatte nicht gewusst, dass es so etwas Weiches gab. Und sie gehörte ganz allein mir. Es war der beste Geburtstag, den ich je hatte.
    Toffee schläft jede Nacht am Fußende meines Bettes. Es kommt mir vor, als hätte sie das Handbuch für Hunde gelesen, in dem steht, wie sich ein toller Hund zu verhalten habe: nur bellen, wenn ein Fremder an der Tür ist, niemals im Haus pinkeln oder kacken (sie ist über das Welpenstadium hinaus) und Melody glücklich machen. Toffee ist es egal, dass ich nicht mit ihr reden kann – sie weiß, dass ich sie liebe. Sie versteht es einfach.
    Eines Tages, ein paar Monate, nachdem ich sie bekommen hatte, fiel ich aus meinem Rollstuhl. Das kommt vor. Mom hatte mich mit meinem Mittagessen gefüttert, mich aufs Klo gebracht und mich in meinem Rollstuhl zurück in mein Zimmer geschoben. Toffee trottete hintendrein – niemals im Weg, aber stets in meiner Nähe. Mom legte eine DVD für mich ein und versicherte sich, dass meine Hände richtig positioniert waren, damit ich den Film vor- und zurückspulen konnte. Ihr fiel nicht auf, dass mein Sitzgurt nicht geschlossen war, und mir auch nicht.
    Sie lief mit mehreren Wäscheladungen die Treppen rauf und runter – ich mache schrecklich viel Dreck –, und wahrscheinlich hatte sie begonnen, das Abendessen zuzubereiten. Der Geruch nach leckerer, vor sich hin köchelnder Tomatensoße zog durchs Treppenhaus nach oben. Mom weiß, dass ich Spaghetti liebe.
    Sie steckte ihren Kopf herein, um nach mir zu sehen und sagte: »Ich lege mich für ein paar Minuten hin, Melody. Kann ich dich kurz allein lassen?«
    Ich nickte und deutete mit meinem Arm Richtung Tür, um ihr zu sagen, dass sie ruhig gehen kann. Mein Film war sowieso gerade so spannend. Toffee lag zusammengerollt neben meinem Rollstuhl; sie war zu groß für meinen Schoß geworden. Also warf Mom mir einen Handkuss zu und schloss die Tür.
    Ich schaute einen Film, den ich schon eine Million Mal gesehen hatte – 
Der Zauberer von Oz
. Wahrscheinlich können die meisten Menschen auf der Welt Szenen aus diesem Film zitieren – dafür braucht man keinen Extra-Grips -, weil er ständig im Kabelfernsehen läuft. Aber ich kenne jedes einzelne Wort darin. Ich weiß, was Dorothy sagen wird, bevor sie überhaupt ihren Mund aufmacht. »Toto, es scheint mir, als ob wir nicht mehr in Kansas wären!«. An der Stelle muss ich immer lächeln. Ich war noch nie in Kansas oder Oz oder irgendwo weiter weg als ein paar Meilen von zu Hause.
    Obwohl ich genau wusste, wann die Szene kommt, in der der Zinnmann sein steifes kleines Tänzchen zur Musik von
If I Only Had A Heart
aufführt, lachte ich mich schlapp. Ich lachte so heftig, dass ich in meinem Rollstuhl nach vorne ruckelte und mich mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden wiederfand.
    Toffee sprang sofort auf, beschnüffelte mich und vergewisserte sich, dass ich nicht verletzt war. Mir ging es gut, ich konnte nur nicht zurück in meinen Rollstuhl. Schlimmer noch, ich würde die Stelle verpassen, wo der feige Löwe von Dorothy eins auf die Nase bekommt. Ich fragte mich, wie lange Moms Mittagsschlaf dauern würde.
    Ich schrie nicht wie damals, als Ollie aus seiner Glaskugel gesprungen war. Ich war nicht beunruhigt, es war nur ein bisschen ungemütlich. Ich versuchte, mich umzudrehen, schaffte es aber nicht aus der Position heraus, in der ich gelandet war. Hätte ich den Fernseher von dort, wo ich hingefallen war, sehen können, hätte es mir wahrscheinlich nichts ausgemacht, eine Weile auf dem Boden zu liegen. Toffee gibt ein tolles Kissen ab.
    Aber Toffee ging zur geschlossenen Tür und kratzte. Ich konnte hören, wie ihre Krallen das Holz aufrissen. Dad würde nicht sehr erfreut sein,

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