Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
bezweifle, dass wir wissen, wer den ersten Burger zubereitet hat, aber du kannst in der Tat deinen Aufsatz über den Mann schreiben, der McDonald’s gegründet hat. Er wurde durch Hamburger und Pommes reich.«
»Genial. Ganz mein Typ«, sagte Connor.
Rose meldete sich. Ich finde es toll, dass sie in all meinen Integrationsklassen ist. »Miss Gordon, wann müssen wir das alles abgeben?«
Rose gehört zu der Sorte Schüler, die alle möglichen Notizen in einen leuchtend roten Spiralblock schreiben und nie eine Hausaufgabe vergessen.
»Keine Sorge, Rose. Ihr habt bis Ende Mai Zeit und ich werde euch alles Schritt für Schritt erklären. Morgen sprechen wir darüber, wie ihr eure Erinnerungen aufschreibt.«
Rose schien zufrieden, aber ich sah, wie sie fast eine ganze Seite in ihrem Notizbuch vollkritzelte. Ich würde alles dafür geben, so etwas zu können. Doch es ist schon total genial, an Sachen zu arbeiten, die die Lehrer in den normalen Klassen aufgeben.
Geschichte ist sogar noch besser als Englisch, obwohl der Lehrer, ein Mann namens Mr Duming, nichts von Miss Gordons ansteckender Begeisterung hat. Mit beginnender Glatze und untersetzter Statur unterrichtet er schon seit über zwanzig Jahren an der Schule und es heißt, dass er noch nie einen Tag gefehlt hat – nicht ein einziges Mal. Er macht seinen Job eindeutig gerne. Sein Auto steht immer auf dem Parkplatz, wenn unser Bus heranrollt, und es ist immer noch da, wenn wir am Ende des Tages wieder gehen. Er kleidet sich wie ein Fernsehpfarrer – meistens trägt er dreiteilige Anzüge mit Weste. Ich habe ihn noch nie ohne ein frisch gebügeltes weißes Hemd und eine bunte Krawatte gesehen. Ich frage mich, ob seine Frau sie für ihn aussucht – einige der Krawatten sind wirklich schräg.
Mr D. liebt Geschichte. Er kann Ereignisse und Daten und Kriege und Generäle herunterbeten wie jemand in einer Quizshow. Ich wette, er könnte bei
Jeopardy
gewinnen.
Die anderen Schüler scheinen Mr Duming nicht sehr zu mögen. Hinter seinem Rücken nennen sie ihn »Dummer Duming«. Ich finde das irgendwie gemein, denn Mr D. ist wirklich klug – klug genug, die Quizmannschaft zu leiten.
Als die amerikanischen Präsidenten in Mr Dumings Unterricht drankamen, war ich ein Genie! Er verteilte eine Liste mit den Präsidenten und all ihren Vizepräsidenten an die Schüler und verkündete, dass wir in einer Woche einen Test schreiben. Catherine las mir die Namen mehrere Male vor.
»Von einigen dieser Männer habe ich noch nie was gehört«, gab sie zu, als wir die Liste zum ersten Mal durchgingen. »Hannibal Hamlin war Abraham Lincolns erster Vizepräsident. Wer hätte das gewusst?«
Ich lernte sie alle auswendig.
Als Mr Duming den Test schreiben ließ, musste ich nur auf die richtigen Antworten zeigen. Er vergewisserte sich, dass Catherine mir nicht half. Ich war sogar vor einigen anderen fertig.
Als Mr D. die Arbeitsblätter zurückgab, ließ er der Klasse einen Moment Zeit, um Stifte zu spitzen, sich zu strecken oder zu quatschen. Überrascht sah ich, dass Rose zu meinem Tisch kam.
»Wie hast du bei dem Test abgeschnitten, Melody?«, fragte sie. »Ich habe nur fünfundsiebzig gekriegt.« Sie sah enttäuscht aus.
Ich hatte fünfundachtzig, aber ich war so aufgeregt, weil sie zu mir rübergekommen war, dass ich es völlig durcheinanderbrachte. Ich zeigte erst auf die 5 und dann auf die 8 auf meiner Tafel.
Sie berührte meinen Arm, ihre Augen voller Mitleid. »Mach dir nichts draus«, sagte sie. »Nächstes Mal machst du es besser.«
Und das tat sie geradewegs vor Molly und Claire und dem Rest der Klasse. Ich würde ihr auf keinen Fall sagen, was ich wirklich in dem Test bekommen hatte.
Ich überlegte, was ich sagen könnte, damit sie länger blieb. Hübsch und T-Shirt war alles, was ich mithilfe meiner lahmen Tafel hervorbrachte. Ich könnte definitiv eine andere Wortwahl, zum Beispiel
cooles Outfit,
brauchen, aber irgendwie war Mrs V. dieser Spruch durch die Lappen gegangen.
Doch Rose strahlte. »Du siehst heute auch nett aus!«
Das war echt nicht der Fall. Ich trug ein ausgeblichenes blaues Sweatshirt und eine passende Jogginghose. Mom kaufte mir neuerdings kaum noch etwas anderes. Dabei
hasse
ich Jogginganzüge! Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich Jeans mit glitzernden Aufnähern, eine Bluse mit Zierknöpfen und eine Weste tragen!
Aber ich hatte keine Möglichkeit, es Rose zu sagen, also deutete ich nur auf Danke . Unglaublicherweise berührte
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