Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
mich wie Christoph Kolumbus, der Amerika entdeckt. Es war die ganze Zeit da, aber er war der Erste aus seiner Welt, der es gefunden hat. Ich frage mich, ob sein Herz genauso schnell schlug wie meines.
Wir finden schnell heraus, dass der Medi-Talker mehr als ein Dutzend Ebenen hat, alle rasch mit nur einem Tastendruck abrufbar. Also geben wir auf der ersten Ebene die Namen aller Leute ein, die ich kenne – meinen Namen, alle Mitglieder meiner Familie, Kinder und Lehrer in der Schule, meine Ärzte, die Nachbarn, Freunde meiner Eltern und natürlich Mrs V. Sie besteht darauf, dass wir auf der zweiten Ebene alle Vokabeln ergänzen, die wir auf unseren verschiedenfarbigen Karteikarten gesammelt haben.
Tippen, speichern. Tippen, speichern. Mrs V.s Finger fliegen nur so über die Tastatur, während sie immer mehr Wörter für mich hinzufügt. Viele unserer Vokabeln sind bereits im Speicher der Maschine vorhanden, aber sie gibt mir mehr. Mehr. Mehr.
Nomen, Verben, Adverben und Adjektive – Tausende –, dazu einen coolen Satzbilder, der sich auf einer anderen Ebene befindet. Wir können Hunderte von Formulierungen und Sätzen vorbereiten und mit einem Tastendruck abrufen.
Hast du ihren neuesten Song gehört?
Total cool!
Wie hast du beim Diktat abgeschnitten?
Gewöhnliche Worte. Normale Unterhaltung. Das hatte ich noch nie. Wahnsinn.
Auf einer anderen Ebene befinden sich Zahlen, und der Computer rechnet sogar – jetzt kann ich in Mathe mitmachen. Vielleicht verheimliche ich den Lehrern diese Ebene.
Und dann gibt es noch eine Ebene voller abgedroschener Witze und alberner Sprichwörter und ausreichend Speicherplatz, um noch mehr hinzuzufügen. Eine andere Ebene spielt Musik! Ich kann das Gerät an einen Computer anschließen und jeden Song, den ich will, herunterladen. Ich kann es kaum erwarten, iTunes zu durchforsten. Vielleicht kann ich Rose fragen, welche Songs gerade angesagt sind.
Rose! Ich kann jetzt richtig mit Rose reden!
Nach einer Weile hören wir auf zu programmieren. Penny muss die Windeln gewechselt bekommen und beschäftigt werden. Aber um mich auszuruhen, bin ich viel zu aufgeregt.
Nachdem Mrs V. Penny also vor ihr Puppenhaus an der Couch gesetzt hat, fügen wir noch mehr Wörter und Sätze hinzu. Schließlich hört sie auf zu tippen und sagt: »Möchtest du es ausprobieren?«
Im Zimmer ist es absolut still. Ich streichle sanft über die Kanten der Maschine, dann drücke ich zwei Tasten.
»Danke, Mrs V.« , sagt die Computerstimme.
Sie blinzelt heftig. Ich auch. Sie greift nach einem Papiertaschentuch. Wir brauchen beide eins.
Mrs V. stopft das Taschentuch in ihre Tasche, dann liest sie weiter in der Bedienungsanleitung. »Hey, hör dir das mal an!«, sagt sie. »Mit diesem Verbindungskabel kannst du auch längere Sachen, die du schreiben willst – wie Geschichten oder Gedichte –, auf dem Computer speichern!«
»Wow« , sagt die Maschine.
Mrs V. nickt zustimmend. »Das wird Spaß machen. Aber du wirst viel Übung brauchen, um die Maschine sagen zu lassen, was du willst, Kind.«
Sie hat recht.
Viele Ebenen sind unbeschrieben, damit die Nutzer ihre eigenen Informationen beisteuern können – Wörter, Sätze, Telefonnummern, sogar Bilder. Die Informationen können direkt in die Maschine getippt oder von einem Computer heruntergeladen werden. Es ist ein bisschen überwältigend.
»Wir können ihn so einstellen, dass er auf
dich
zugeschnitten ist, Melody«, sagt Mrs V. zu mir. »Das wird
deine
Welt sein, also nehmen wir uns Zeit und machen sie genau so, wie du sie brauchst.«
Ich bin so glücklich – am liebsten würde ich die Maschine umarmen, aber das würde albern aussehen. Stattdessen gebe ich ihr einen Namen. Wahrscheinlich ist das ziemlich dumm, aber manchmal ist es gut, etwas zu haben, von dem niemand etwas weiß außer man selbst. Ich werde den Namen nicht in die Maschine tippen, weil er privat ist, aber in meinem Geist werde ich den Medi-Talker »Elvira« nennen, nach dem Lied, das mir gefällt. Yep, »my heart’s on fire«, mein Herz schlägt für Elvira!
Während Mrs V. für eine Weile mit Penny spielt, erkunde ich weiter, was Elvira alles kann. Eines der ersten Dinge, die ich ändern möchte, ist die Willkommensbotschaft und die Stimme, von der sie gesprochen wird. Die computergenerierte Begrüßung klingt total künstlich. Die Maschine hat jedoch verschiedene weibliche Stimmen zur Auswahl und auch eine Reihe verschiedener Sprachen.
Ich suche mir eine Stimme
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