Mitch - Herz im Dunkeln
Bars geöffnet sind, werde ich mich auch dort umhören.“
„Nimm es mir nicht übel, Lieutenant, aber du siehst noch schlimmer aus, als du riechst“, meinte Bobby. „Vielleicht solltest du dich lieber ein paar Stunden hinlegen.“
„Wir müssen in zwölf Stunden wieder Kontakt zum Captain aufnehmen“, erinnerte Lucky. „Ich bin nicht scharf darauf, ihm die gleiche Meldung zu machen wie heute Morgen – dass wir noch immer keinen blassen Schimmer haben.“ Lucky stand ebenfalls auf und warf Geld für sein Frühstück auf den Tisch. „Ich werde schnell duschen, für mehr habe ich keine Zeit. Wir treffen uns um ein Uhr im Motel.“
„Mann, ich wollte ein richtiges Frühstück!“ Wes blickte sehnsüchtig auf die Rühreier mit Speck, die auf der Speisekarte abgebildet waren. Dann stand auch er auf.
„Ich spendiere dir ein Super-de-luxe-Frühstück zum Mitnehmen“, erklärte Bobby, „wenn du den Job mit mir tauschst.“
„Computerrecherche gegen die Kirchenladys?“ Wes winkte ab. „So dringend will ich das Frühstück nun auch wieder nicht.“
Die Aldens reisten ab.
Mitch winkte zum Abschied, als der Van die lange Auffahrt hinunterfuhr.
Die Ereignisse der vergangenen Nacht waren zu viel für die Familie gewesen. Ihr Urlaub sei vorbei, hatte Ted Alden Mitch erklärt und sich noch einmal bei ihm bedankt. Außerdem wollten sie Chip von ihrem Hausarzt in New York untersuchen lassen.
„Haben Sie vollkommen den Verstand verloren?“
Mitch drehte sich um und entdeckte Becca hinter sich. Sie hielt ein Stück Papier in der Hand und …
Er wandte sich wieder ab. Es handelte sich um den großzügigen Scheck – ein „Dankeschön“ hatte der Mann es genannt –, den Ted Alden ihm zum Abschied in die Hand drücken wollte.
„Wie konnten Sie sich weigern, den anzunehmen?“, wollte Becca wissen. Sie baute sich vor ihm auf und hielt ihm das verdammte Ding unter die Nase.
Wie sollte er ihr erklären, dass es ihm unerträglich wäre, Geld für die Rettung eines Kindes zu nehmen? Zumal seine ständigen Albträume die Frage aufwarfen, ob er sich das Geldbündel in seinem Stiefel womöglich verdient hatte, indem er andere Leute umbrachte.
„Ich bin nicht in diesen Fluss gesprungen und habe den Jungen gerettet, weil ich eine Belohnung wollte“, erklärte er. „Ich habe es getan, weil ich den Jungen mochte.“ Er schüttelte den Kopf. Nein, das entsprach nicht ganz der Wahrheit. „Unsinn, ich hätte es natürlich auch dann getan, wenn ich den Jungen nicht besonders gut hätte leiden können. Ich … ich hab’s einfach getan, klar? Ich will Aldens Geld nicht. Er hat sich bei mir bedankt, das reicht mir völlig.“
Mitch ging zurück zum Stall. Es gab noch Boxen auszumisten und andere Arbeiten, die erledigt werden mussten. Er hatte heute spät angefangen. Und wegen des Telefonmastes, der ihn im Fluss getroffen hatte, war er auch etwas langsamer. Er glaubte zwar nicht, dass seine Rippen gebrochen waren, aber angeknackst waren sie ganz sicher. Das spielte auch keine Rolle, da er deswegen ohnehin nichts unternehmen konnte. Er hatte seinen Oberkörper bandagiert mit einem Verband aus dem Erste-Hilfe-Kasten im Stall – was auch nicht besonders half. Es tat weh, aber das würde mit der Zeit nachlassen.
Becca folgte ihm. Wegen einer plötzlich aufkommenden Brise musste sie ihren Cowboyhut festhalten. „Casey … Mitch. Meine Güte, das ist ein Scheck über hunderttausend Dollar! Solche Beträge sind nichts für Ted Alden – der scheffelt tonnenweise Geld an der Wall Street. Aber für jemanden wie Sie und mich … So etwas dürfen Sie nicht einfach ablehnen!“
Er blieb so unvermittelt stehen, dass sie fast gegen ihn gelaufen wäre. „Komisch, ich dachte, das hätte ich schon getan.“
Sie stand ratlos und perplex vor ihm. Sie sah aus, als versuche sie, seine Gedanken zu lesen. „Ich habe Ted versprochen, dass ich Sie überreden würde, den Scheck anzunehmen.“
„Sie werden Ihr Versprechen brechen müssen, denn ich will das Geld nicht“, wiederholte Mitch. Er griff nach dem Scheck, in der Absicht, ihn zu zerreißen. Aber Becca wich zurück und hielt den Scheck außerhalb seiner Reichweite – als könnte sie tatsächlich seine Gedanken lesen.
„Wagen Sie es ja nicht! Ich werde ihn für Sie aufbewahren, bis Sie in Ruhe darüber nachgedacht haben. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.“
Verärgert setzte er seinen Weg zum Stall fort. „Ich brauche keine Zeit! Ich habe bereits darüber
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