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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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Heißhunger auf einen Big Mac bekamen. Wir hatten Burger bestellt, aber die schmeckten komisch. Mein Vater vermutete, dass sie aus Pferdefleisch gemacht waren, und meine Mutter verdrehte die Augen, biss ab und verkündete, der Geschmack sei lediglich auf die landestypischen Gewürze zurückzuführen. Da mein Vater den Nachmittag freihatte, nahmen wir beide den Bus vom Hotel zum Markt. Mein Vater war sehr charismatisch.“ Mitch lächelte. „Ich erinnere mich daran, wie er alle im Bus dazu brachte, den aktuellen McDonald’s-Song zu singen. Anschließend begleiteten uns die meisten Fahrgäste sogar ins Restaurant. Ein paar amerikanische Geschäftsleute waren darunter. Eine Gruppe von Touristen, Mütter mit ihren Töchtern im Teenageralter. Ich glaube, sie kamen aus Frankreich.“
    Er konnte sich an die Speisekarte erinnern, die über dem Tresen hing, und zwar in Englisch und einer nicht zu entziffernden Sprache.
    „Ich sah sie nicht hereinkommen“, fuhr er fort. „Aber ich hörte etwas knallen und wusste, dass es Ärger gibt. Schüsse fielen. Mein Vater drückte mich nach unten, doch es war vorbei, ehe es richtig begonnen hatte. Terroristen hatten die Wachleute am Eingang erschossen und die McDonald’s-Filiale besetzt – das Symbol schlechthin für alles Amerikanische. Und wir waren ihre Geiseln.“
    Der Wagen glitt durch die Nacht. Ein Schild tauchte aus der Dunkelheit auf. Clines Corners, zwanzig Meilen.
    Becca schwieg und ließ ihn seine Geschichte in dem Tempo erzählen, das er dafür brauchte.
    „Sie schafften uns nach hinten, durch eine Tür und in den Hauptteil des Gebäudes. Die Wachleute dort waren ebenfalls tot. Die ganze Sache war offenbar geplant und kein spontaner Überfall. Die Terroristen führten uns in einen Vorratsraum, der zuvor leer geräumt worden war. Es gab keine Fenster, nur die Tür. Wie gesagt, es war alles gut geplant. Einige der Frauen und Kinder weinten. Die Terroristen machten ebenfalls einen nervösen Eindruck. Sie schrien, alle sollten still sein. Mein Vater trat vor und versuchte alle zu beruhigen. Er redete auf die Frauen und Kinder ein und versuchte, den Anführer der Terroristen davon zu überzeugen, sie gehen zu lassen. Ich erinnere mich …“
    Ist das dein Dad, mein Junge?
    „Da stand ein Mann hinter mir. Ein Schwarzer. Amerikaner. Er musste schon im Restaurant gewesen sein, als wir dort ankamen. Jedenfalls hatte ich ihn nicht im Bus gesehen.“
    Sag deinem Dad, er soll sich zurückhalten. Die Stimme des Amerikaners und der Ausdruck in seinen Augen signalisierten, dass es ihm sehr ernst damit war.
    „Er forderte mich auf, meinem Vater zu erklären, dass diese Terroristen nicht verhandeln würden und weder sein Kreuz noch seinen Priesterkragen respektierten. Die Tatsache, dass er Amerikaner sei, bringe ihn in zusätzliche Gefahr.“
    Los, sag es ihm! Schnell!
    Dad! „Ich ging also zu meinem Vater und zog ihn am Arm, um ihn wieder zu den anderen zurückzuholen.“
    Sein Vater hatte sich nur halb umgedreht. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß. Bleib bei den anderen, Mitch!
    „Er wollte nicht auf mich hören.“ Mitch erinnerte sich an seine Angst. Die Panik, als er die tiefe Besorgnis im Gesicht des schwarzen Amerikaners sah, ja geradezu das Entsetzen in dessen braunen Augen.
    Noch ehe er sich umdrehte, wusste Mitch, dass sein Vater so gut wie tot war.
    „Alles ging so schnell. Der Terrorist hob seine Waffe und feuerte. Zwei Kugeln, direkt in den Kopf meines Vaters. In der einen Sekunde stand er noch da, und in der nächsten …“
    Sein Vater war leblos zu Boden gesunken.
    „Es war alles so unwirklich“, sagte Mitch gequält. „Es schien unmöglich zu sein, dass er tot war. Wie konnte er tot sein? Er war doch so lebendig gewesen. Aber da war das Blut. Damals habe ich es nicht gemerkt, aber wir waren mit seinem Blut bespritzt. Ich sah nur diesen roten Fleck, der sich auf dem Boden unter ihm ausbreitete. Ich wollte zu ihm gehen und ihm helfen, die Blutung stoppen. Doch der Amerikaner hielt mich zurück und mir den Mund zu.“
    Es tut mir schrecklich leid, mein Junge! Die Stimme des Amerikaners war fast so rau, wie seine Hände sich anfühlten.
    Lassen Sie mich los! Ich will ihm helfen! Mitch hatte versucht, sich zu befreien.
    „Und dann sagte er mir, mein Vater sei tot.“
    Tu das nicht! hatte der Amerikaner gezischt.
    „Er warnte mich, dass sie mich auch umbringen würden, wenn ich zu viel Lärm machte.“
    Das ist mir egal! Mitch hatte die Worte nicht schreien

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