Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation
Teamkonflikte
Außenwirkungen ungelöster Teamkonflikte
Der interne Energieverschleiß bleibt nicht ohne Folgen für die Wirkungen nach außen. Betrachten wir zunächst wieder die Verhältnisse in der äußeren Realität von Abteilungen, Parteien, Gruppierungen aller Art. Ich sehe Auswirkungen in vierfacher Hinsicht:
Infolge der internen «Reibungsverluste» kommt es zu einer Leistungsminderung bis hin zum völligen Versagen .
Die Kommunikation nach außen ist unklar und widersprüchlich – die eine sagt «Hü!», der andere «Hott!» –, und falls es einen gemeinsamen Sprecher gibt, so bleibt er wie ein Regierungssprecher nichtssagend, nebulös, vage – wenn auch vielleicht auf rhetorisch geschliffenem Niveau.
Kundenvergraulung : Wer einmal Kunde in einem Hotel/Kaufhaus/Krankenhaus war, wo intern ein zerstrittenes Klima herrschte, hat einiges an Spänen abgekriegt, welche dort herumfliegen, wo gehobelt wird («Ein Kunde? Auch das noch!»). Ebenso ist bekannt, was Kinder durchmachen, wenn Ehepaare in permanenter Konfliktspannung leben.
Image- und Vertrauensverlust : Wenn zum Beispiel eine politische Partei ihre (notwendigen) internen Auseinandersetzungen nicht produktiv und konsensfähig gestaltet, wenn der Streit auf der Sach- und/oder auf der Beziehungsebene spürbar gehässige Formen annimmt und in ewige Querelen mündet, dann führt dies zu einem Image- und Vertrauensverlust («Mit denen ist kein Staat zu machen, die wissen nicht, was sie wollen, und haben zu viel mit sich selbst zu tun!»).
Bei den Außenwirkungen sind die Parallelen zu einem Individuum und seinem Kontakt zur Umwelt besonders auffällig. Auch hier finden wir, als Folge ungelöster innerer Teamkämpfe, die vier genannten Effekte (s. Abb. 33).
Diese wollen wir im Folgenden anhand von Beispielen genauer anschauen. Wir beginnen mit dem Phänomen der unklaren/nebulösen/widersprüchlichen Kommunikation , setzen die Betrachtung fort mit der Vergraulung , das heißt, der kommunikativen Misshandlung des Gesprächspartners auf der Beziehungsebene, und kommen dann, etwas ausführlicher, auf den Umstand zu sprechen, dass das von inneren Teamkonflikten gequälte Individuum in der wirkungsvollen Auseinandersetzung mit seiner Umwelt enorm beeinträchtigt sein kann – bis hin zur völligen Lähmung, zum «inneren Patt».
Unklare/nebulöse/widersprüchliche Kommunikation
Klare Kommunikation setzt innere Klarheit voraus, zumindest das Bewusstsein innerer Ungeklärtheit. Diese Voraussetzung ist, wann immer zwei Menschen miteinander reden, häufig nicht gegeben, sodass in Wahrheit die Begegnung zweier «Gruppen» stattfindet, die aufgeregt zu einem Thema verhandeln, über das sie untereinander noch nicht (hinreichend) gesprochen haben.
Das folgende Beispiel berichtet eine junge Frau. Es geht um die Frage: Wo und wie feiern wir Weihnachten?
Meine Freundin Karla bekam im November ihr erstes Kind. Bereits einige Monate vorher hatten wir verabredet, Weihnachten gemeinsam zu kochen und einen gemütlichen Abend zu viert plus Kind zu verbringen. Anfang Dezember veränderte sich die Situation dahingehend, dass mein «kleiner» (26-jähriger) Bruder mit seiner Freundin Weihnachten mit mir und meinem Mann feiern wollte. Da unsere Eltern geschieden sind, ist es mir besonders wichtig, meinem Bruder immer eine offene Tür anzubieten. Einer Feier zu sechst hätte weder von Karlas Seite noch von der Seite meines Bruders aus etwas entgegengestanden. Ein Besuch bei Karla zwei Wochen vor Weihnachten ließ bei mir dann allerdings Zweifel aufsteigen, ob eine Feier zu sechst wirklich eine gute Idee war. Für mich, die selbst keine Kinder hat, ist es ungewohnt, wenn mindestens die Hälfte der Aufmerksamkeit auf die Lebensäußerungen eines Babys gerichtet werden. Ich empfinde das als extreme Störung im Kontakt. Da Karla und ich uns schon ewig kennen, war es für sie zudem selbstverständlich, dass sie sich nicht über den Abend quälen musste, sondern nach Bedarf ins Bett gehen konnte. Ihr Mann Peter vermittelte uns (nicht willentlich) dann den Eindruck, dass er sich am liebsten mit seiner Familie zusammen zurückziehen möchte. So fuhren wir also mit dem Gefühl eines verunglückten Abends nach Hause. Drei Tage später kam es zu folgendem Telefonat:
Abb. 34:
Telefonat der Freundinnen vor Weihnachten
Im Großen und Ganzen sei sie danach mit ihrer Äußerung zufrieden gewesen. Als jedoch die Freundin mit Unmut reagierte und die Weihnachtsfeier nun ihrerseits
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