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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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wurde.« Eine neue Welle von Schmerz breitete sich über Hobs Züge aus, und bis auf das stoßweise Atmen war er lange still. »Wo sind wir? Und wo sind die Vulgs?«, fragte er schließlich.
    »Wir sind auf der Spitze der Krähenruh«, antwortete Tarpi, »und es war ganz schön schwer, dich hier raufzuschleppen. Wir anderen mussten alle klettern, während du, Bokker, kostenlos befördert wurdest.«
    »Tut mir leid, dass ich so ein Faulpelz bin. Aber die Vulgs, was ist mit den Vulgs?«, flüsterte Hob.
    »Ach, zerbrich dir wegen denen nicht den Kopf«, antwortete Tuck. »Sie sind unten, und da werden sie auch bleiben.« Hob schloss die Augen und gab keine Antwort. Tuck drückte die Wange an Hobs Stirn. »Er glüht, Tarpi, als hätte er Fieber.«
    »Oder Gift im Leib«, ergänzte Tarpi.
    Langsam kroch die Nacht dahin. Eine Stunde verstrich, dann eine zweite, und weder aufseiten der Vulgs noch der Wurrlinge gab es Bewegung. In dem Bemühen, Hobs Bein zu retten, lockerte Tuck dann und wann die Aderpresse, um das Blut in dem Glied zirkulieren zu lassen. Doch jedes Mal, wenn er das tat, schien ein fürchterlicher Blutverlust die Folge zu sein, deshalb widerstrebte es Tuck, die Presse zu lockern, und es widerstrebte ihm ebenso, es nicht zu tun. Er war gerade im Begriff, die Aderpresse erneut zu lockern, als er Danners Schrei hörte. »Sie kommen! Alle vier!« Tuck packte seinen Bogen und sah an der Seite der drei anderen, wie die Vulgs auf den Hügel zurannten. Und schon sprangen sie nach oben, der Reihe der Bogenschützen entgegen.
    »Hier, du Ausgeburt der Nacht!«, knurrte Danner und ließ einen Pfeil von der Sehne schnellen. Er sauste auf den vordersten Vulg zu, der sich den Fels heraufmühte. Der Schaft drang dem Ungeheuer mitten in die Brust und vor bis zum Herzen. Die Bestie sackte tot als schwarzer Haufen zusammen. Die übrigen heulten vor Furcht und Enttäuschung und flohen nach unten.
    Tuck sah ihnen nach, bis sie die Felsen der Krähenruh wieder verlassen hatten. Dann drehte er sich um und schrie bestürzt auf. »Hob!« Der verwundete Wurrling stand schwankend auf den Beinen und versuchte, dem Ruf zu den Waffen zu folgen. Tuck sprang auf ihn zu, aber bevor er den Bokker erreicht hatte, stürzte Hob mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. »Cor, seine Wunden brechen auf«, schluchzte Tuck, zog die Aderpresse fest und drückte Tarpis Wams wieder auf Hobs Seite. »Tuck, es ist so kalt... so kalt«, sagte Hob, und seine Zähne klapperten. Tuck legte seinen Mantel ab und breitete ihn über den Verwundeten, aber es schien wenig zu nützen. Der Silbermond zog lautlos seine Bahn, und die Sterne leuchteten hell am kalten Himmel. Drei Vulgs pirschten um den Fuß des dunklen Felsturms, von dem die Wurrlinge mit grimmigen Mienen herabblickten. Sie konnten nichts tun, um die Wunden zu stillen, die der mörderische Biss gerissen hatte, und zwischen den kalten, dunklen Felsen wich langsam das Leben aus Hob. Nach weniger als einer Stunde war er tot.
    Kurz vor Anbruch der Dämmerung ging der Mond unter, und die drei Vulgs flohen in die schwindende Nacht. Beim ersten Tageslicht stieg ein schwarzer, übel riechender Dampf von den zwei toten Vulgs auf, da Adons Fluch selbst die Kadaver der Ungeheuer traf. Nur zwei verdorrte, leere Hüllen blieben von ihnen zurück, die bei der ersten Berührung des Windes zu Staub zerfielen.
    Oben auf der Krähenruh weinten Tuck, Danner, Patrel und Tarpi, während sie Steine für Hobs Grabmal zusammentrugen. Sie wuschen den Toten mit Schnee, kämmten ihm das Haar und legten ihm die Hände über die Brust. Dann breiteten sie Hobs Dorngängermantel über ihn und legten den Bogen an seine Seite. Zuletzt schichteten sie langsam und sorgfältig das Grabmal über ihm auf, und als das vollendet war, stieg Patreis klare Gesangsstimme zum Himmel empor. Es rollt die dunkle Flut Übers endlos schwarze Meer, Und silberne Sonnenglut Lockt ohne Wiederkehr.
    Fahr hin im sanften Sog, Setz deine Segel weit, Treib mit dem dunklen Strom Ans Ende aller Zeit.
    Du segelst fort allein, Hinaus aufs düstre Meer, Einst werd ich bei dir sein, Der Tag ist nicht mehr fern.
    Daraufhin weinten alle vier lange um den jungen Wurrling, mit dem sie nun nie gemeinsam am Dornwall patrouillieren würden. Schließlich jedoch verstummte ihr Weinen, und müde, abgezehrte Gesichter blickten in den bleichen Morgen. Und in Tucks Züge trat langsam ein grimmiger, düster entschlossener Ausdruck, er wischte sich eine letzte Träne aus dem Auge,

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