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Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Mithgar 10 - Die schwarze Flut

Titel: Mithgar 10 - Die schwarze Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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sie im Sattel und spekulierten dabei viel über die nächtlichen Reiter. »Nein, ich glaube nicht, dass das Truppen von Modru waren, auch wenn sie nachts geritten sind«, meinte Danner. »Das waren Menschen, und sie waren unterwegs zur Feste.«
    »Jawohl, sie sind bestimmt dem Ruf des Königs gefolgt, genau wie wir«, sagte Finn. »Abgesehen davon, hätten wir es wahrscheinlich gespürt, wenn es Modrus Leute gewesen wären. Es heißt, Ghule lösen Angst aus.«
    »Nein, das sind nicht die Ghule, die Angst auslösen«, widersprach Sandor, »sondern die Gargonen. Die verwandeln einen angeblich sogar in Stein.« Bei dem Wort Gargonen gefror Tuck schier das Blut, denn es handelte sich bei diesen um grausame Sagengestalten.
    »Aber wenn die Gargonen Angst auslösen, was machen dann die Ghule?«, wollte Finn wissen. »Ich habe gehört, die sind äußerst furchterregend.«
    »Wilde Räuber zu Pferde sind sie«, antwortete Sandor, »im Grunde nicht umzubringen, denn sie sollen mit dem Tod selbst im Bunde stehen.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Finn, »jetzt weiß ich es wieder. Ich glaube mich allerdings zu erinnern, dass sie keine richtigen Pferde reiten, sondern Tiere, die so ähnlich sind. Und muss man Ghule nicht mehr oder weniger in Stücke hacken, bevor sie sterben?«
    »Ein Holz durchs Herz oder eine Klinge aus reinem Silber«, murmelte Tuck in Erinnerung an alte Sagen.
    Und weiter ritten sie, den ganzen Tag über mit nur kurzen Ruhepausen. Die Sonne zog ihren Bogen über den blauen Himmel, aber das Land darunter war kalt. Der Schnee knirschte unter den Hufen der Ponys, und die Wurrlinge zogen ihre Kapuzen über den Kopf und blinzelten in die gleißende Winterlandschaft, doch alles, was sie sahen, war endlose Eintönigkeit.
    Langsam versank die Sonne, und als es Nacht wurde, kampierten sie in einem schmalen Geländeeinschnitt der ansonsten konturenlosen Ebene von Rian.
    Am folgenden Tag änderte sich das Land allmählich, und die Wurrlingskolonne kam in sanft gewelltes Grasland. Gelegentlich passierten sie ein einsames Gehöft, aber nur bei einem, das rund eine Meile östlich der Straße lag, stieg Rauch aus dem Kamin. Sie ritten weiter, ohne sich dort umzusehen.
    Am Abend lagerten sie im südlichen Windschatten eines niedrigen Hügels, in einem kleinen Wäldchen aus Walnussbäumen. Die Jungbokker hatten sich seit ein, zwei Stunden niedergelassen, als trommelnder Hufschlag in nördlicher Richtung erklang und ein einsamer Reiter auf der nahen Straße vorübersprengte. Wiederum grüßten sie nicht. Doch sie schickten Finn zum Kamm des Hügels hinauf, damit er den Weg des Reiters im hellen Mondlicht verfolgte.
    »Ai-oü«, schrie Finn kurz darauf von oben herab. »Hierher, Bokker. Wir sind am Ziel!« Die gesamte Kompanie kämpfte sich den Hang hinauf zu Finn, der nach Norden deutete. » Da ist sie.« Darauf schwieg er ehrfurchtsvoll.
    Vor ihnen fiel das Land im Mondlicht sanft ab. Auf der Straße raste der Reiter dahin, der jetzt nur noch ein flüchtiger dunkler Fleck auf einer silberweißen Decke war. Doch alle Blicke zog es nach Norden, denn dort, etwa zehn Meilen entfernt, funkelte in Myriaden von Lichtern, wie eine Sternenkrone auf einem schneebedeckten Felsturm, der sich aus der silbrigen Ebene erhob, ihr Ziel - die Feste Challerain. »Ist die aber groß. Seht nur die vielen Lichter«, flüsterte Dilbi, als die Wurrlinge schweigend und staunend auf die erste Stadt blickten, die sie alle jemals gesehen hatten. »Das müssen ja Hunderte sein, ach was, Tausende.«
    »Vielleicht sehen wir nicht nur die Hausbeleuchtung einer Stadt vor uns, sondern auch die Lagerfeuer einer Armee«, mutmaßte Patrel.
    »Sieht mir eher nach mehreren Armeen aus«, sagte Danner. »Schau, dort rechts scheinen drei Sammelpunkte zu sein, und links noch einmal zwei. Ich halte es für fünf Armeen plus eine Stadt.«
    »Na, morgen werden wir es ja erfahren, wenn wir in die Feste reiten«, erwiderte Patrel. »Aber wenn wir vor dem König einen guten Eindruck machen wollen, dann wird es jetzt Zeit zum Schlafen.« Widerstrebend machte Tuck kehrt und trabte mit den übrigen Wurrlingen hinunter zu ihrem Lager im Walnusswäldchen. Er war von wilder Aufregung erfüllt; die fernen Feuerstätten ließen ihn über die Leute fantasieren, die um sie herum versammelt sein mochten. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und er nahm sich die Zeit, in sein Tagebuch zu kritzeln. Doch als er es beiseitelegte und in seine Decken kroch, dauerte es noch lange,

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