Mithgar 18 - Drachenkrieg
Heer verstand, mit Ausnahme vielleicht einiger weniger Seher. Dass Dalavar jedoch in ihrer Sprache redete, gab den Drachen zu denken, und sie blickten jetzt nicht das Phantasma an, sondern den, der es wirkte. Ihre Drachensicht enthüllte ihnen etwas von Dalavar, was sonst niemand erkennen konnte: Er war weder ein Magier noch ein Dämon noch ein Rüpt, sondern etwas von allem, ein Mischling, ein Bannwirker, ein Gestaltwandler, der von sechs echten Draega aus Adonar beschützt wurde. Das allein war sehr bedeutungsvoll, denn diese Draega schenkten ihre Loyalität nur sehr bedacht.
»Nein, Lord Rotklaue«, antwortete Dalavar durch sein Phantasma. »Ich weiß, dass ich Euren Blick nicht täuschen kann, ebenso wenig wie den jedes anderen Drachen. Ich habe diese Illusion nur gewirkt, um Eure Aufmerksamkeit und die Eurer Art zu gewinnen. Merkt auf, denn dies sage ich zu Euch.« Die schwebende Illusion deutete nach unten auf das Heer des Hochkönigs. »Die dort versammelt sind, sind nicht Eure Feinde, sondern Verbündete, denn sie dienen Adon.«
»Ssah«, zischte Rotklaue. »Was kümmert uns Adon der Ebenen-Scheider? Er hat argumentiert, dass sich keiner in die Angelegenheiten eines anderen einmischen soll, so wie Er es für richtig hielt. Doch seht, was Er getan hat, um sich als Lügner zu beweisen: Er hat alle Wege zwischen den Ebenen getrennt, bis auf die des Blutes. Dadurch hat er sich in die Angelegenheiten der Drachen eingemischt, denn sollten wir nach Kelgor zurückkehren, in eine Welt voller unvergleichlicher Schönheit und Wunder, in ein Land voller donnernder, Flammen speiender Berge, über deren Flanken geschmolzener, glühender Stein rinnt, ein Land voller brausender Stürme und wilder Blitze, mit Feuerbergen und dampfenden Geysiren, rauschenden Mahlströmen und sturmgepeitschten Meeren und anderen wilden Wundern - sollten wir also in diese Welt zurückkehren, so wäre uns für immer versagt, zu diesem Ort zurückzugelangen, wo so viele unserer Freunde leben. Und wir wissen nicht, ob sie uns über den unterseeischen Übergang ins Dazwischen und in unsere Welt zum Ort der Paarung folgen würden. Doch merk auf: Er hat nicht nur Seine eigenen Worte der Lüge überführt, indem er diese Scheidung der Wege wirkte, Er hat auch die Drachen ihres Feuers beraubt, jedenfalls diejenigen, welche Modru in diesem Kampf halfen, den Ihr den Großen Krieg nanntet. Großer Krieg, bah! Und er hat jene mit einem Bann belegt, die auf dieser Welt blieben, sie für immer in die Dunkelheit gezwungen. Also ist es Adon der Einmischer, Adon Falschzunge, der uns dies angetan hat. Warum also sollten wir nicht jene, die sich an Seine Seite stellen, als unsere Feinde betrachten? Warum sollten wir in ihnen also unsere Verbündeten sehen?«
»Vieles von dem, was Ihr sagt, mächtiger Rotklaue, ist wahr«, antwortete Dalavar. »Dennoch, Euer wahrer Feind steht dort.« Das Phantasma deutete auf die Fäuste von Rakka und die Goldene Horde.
»Warum sagst du das?«, zischte Rotklaue.
Dalavars Worte in der Sprache der Drachen hallten weit über die Roten Hügel, auf dass alle Drachen ihn hörten. »Ich sage das, weil sie Gyphon dienen!«
Bei seinen Worten brüllten alle Drachen ihre Wut heraus. Die Luft waberte unter ihrem Donnern, und des Hochkönigs Männer erzitterten unter diesem Dröhnen ebenso wie die der Fäuste von Rakka und der Goldenen Horde. Vor allem jedoch die Südländer und die Krieger aus dem Osten, denn jetzt richteten alle Drachen ihr Augenmerk auf sie, in nahezu unbändigem Hass.
In seiner Goldenen Horde drehte sich Kutsen Yong herum, um den Grund für dieses mächtige Gebrüll zu finden. Er sah sich suchend um, bis sein Blick schließlich auf die winzige Gestalt fiel, die vor den Drachen schwebte. Der Masula Yongsa Wang wandte sich zu Ebonskaith herum. »Was ist das da in der Luft? Ein fliegender Mensch?«
»Es ist nur die Illusion eines Magiers«, zischte Ebonskaith, der von dem Stein in der Hand Kutsen Yongs gezwungen wurde zu antworten.
Der Magier-Kriegerkönig streichelte den Drachenstein. »Was will er dort bewirken?«
»Er will die Drachen überzeugen, auf seine Seite zu wechseln.«
Kutsen Yong lachte. »Der Narr! Ich bin es, ich, der den Drachenstein besitzt!«
Jetzt war es Ebonskaith, der seine Wut herausbrüllte, und sein mächtiger Schrei mischte sich mit denen seiner Brüder.
Die Drachen brüllten lange, sehr lange ihren Zorn heraus. Doch als das Gebrüll schließlich verebbte, senkte Rotklaue seinen
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