Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Es gibt nur Freddie und mich.« Einen Augenblick lang zögerte sie, dann sagte sie mit monotoner Stimme: »Freddies Vater hat uns verlassen, bevor er geboren wurde.«
Himmel!
»Hören Sie, Sie können ablehnen, wenn Sie nicht wollen«, platzte Barney heraus, »aber ich würde Sie wirklich gern wiedersehen. Können wir uns nicht irgendwann auf einen Drink treffen? Oder zum Essen? Oder zum Kino? Was immer Sie mögen. Sie dürfen entscheiden!«
Mittlerweile hatten sie die Straße überquert. Mel wühlte in ihrer Jackentasche nach den Wagenschlüsseln. »Warum nicht. Klingt gut. Nur … «
Warum zögerte sie? Barneys Hoffnungen fielen in sich zusammen. Freddie nieste einen schleimsprühenden Babynieser.
»Gesundheit«, sagte Barney geistesabwesend. »Nur was?«
»Der Babysitter könnte ein Problem sein.« Mel schien verlegen. »Ich meine, finanziell ist meine Lage ein wenig … «
»Aber das ist doch kein Problem! Wir bleiben zu Hause. Ich bringe ein Video mit und wir lassen etwas zu Essen kommen … das würde mir genauso gut gefallen.« Ach, diese Woge der Erleichterung.
»Ganz sicher?«
»Absolut sicher!« Barney nickte heftig. »Das gefällt mir sogar noch besser.«
Mels Gesicht wurde weich. Sie schloss die Beifahrertür auf und sagte: »Und was ist mit Ihnen? Sind Sie verheiratet?«
Barney lachte. »Sehe ich etwa verheiratet aus?«
»Das weiß man nie.«
»Nein, ich bin nicht verheiratet. Ehrenwort. Und jetzt geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer.« Glücklicherweise hatte er einen Füllfederhalter dabei. Er schraubte ihn schwungvoll auf. »Ich weiß noch nicht, welche Schicht ich bekomme, aber sobald ich es herausfinde, rufe ich Sie an.«
»Dann hoffe ich, von Ihnen zu hören.« Sie lächelte vom Fahrersitz zu ihm auf.
»Sie hören ganz bestimmt von mir«, versprach Barney. Er winkte Freddie zu, der neben ihr wie ein Astronaut festgeschnallt war. »Tja dann … Bye.«
Die Tür auf der Fahrerseite stand noch offen. Mel hob die Augenbrauen und meinte neckisch: »Haben Sie nicht etwas vergessen?«
Barney zögerte. Was hatte er nicht getan, obwohl er es hätte tun sollen? Herrje, sie würde doch wohl keinen Kuss von ihm erwarten?
Er riskierte, wie der Dorftrottel zu klingen, und fragte: »Was?«
»Ich warte immer noch auf das Fruchtgummi.«
18. Kapitel
Das Telefon klingelte, als Tara gerade die Tür zum Cottage öffnete. Ausnahmsweise hob sich dadurch nicht automatisch ihre Stimmung. Sie hatte Maggie vor dem Laden getroffen und zu hören bekommen, dass der Waschmaschinentechniker anrufen würde, um ihnen mitzuteilen, wann er mit dem wichtigen Ersatzteil eintreffen würde.
Sie beeilte sich folglich nicht, zog erst ihren Mantel aus und kickte ihre Schuhe unter den Couchtisch.
»Hallo?«
»Tara?«, fragte eine männliche Stimme. »Bist du das?«
Sie erstarrte, erkannte die Stimme sofort.
»Tara? Hallo? Bist du da?«
Tara hängte ein.
Warum? Warum rief er sie an? Wie konnte er es wagen , sie anzurufen? Welches verdammte Spiel spielte er mit ihr?
Leider konnte sie ihn das jetzt nicht mehr fragen, denn sie hatte ja eingehängt.
Zehn Minuten später wählte Tara die 1471, auch wenn sie sich hasste, weil sie so ein Kümmerling war. Der letzte Anruf, informierte sie eine Computerstimme hohnlächelnd, kam von einem Netzwerk, das keine Nummern übermittelte.
Das war ärgerlich, aber wahrscheinlich auch besser so.
Mittlerweile hatte Tara völlig die Fassung verloren. Sie öffnete eine Dose Tomatensuppe und schob zwei Scheiben Toast in den Toaster. Während sie darauf wartete, dass die Suppe heiß wurde, verspachtelte sie sieben Schokoladenkekse und führte die imaginäre Unterhaltung in ihrem Kopf, die sie am Telefon geführt hätte, wenn sie nicht sofort eingehängt hätte. Bei diesem Gespräch teilte sie ihm sarkastisch, geistreich und überaus wortgewandt mit, was sie von ihm hielt.
Phantasiegespräche waren etwas Großartiges: Man verhaspelte sich nie und behielt immer Oberwasser.
Das Telefon klingelte erneut, als Tara gerade den ersten Löffel Suppe zum Mund führte.
Sei nicht so dämlich, das wird jetzt der Waschmaschinenmann sein.
»H-hallo?« O Gott, warum musste ihre Stimme so verräterisch beben? Warum konnte sie nicht so gelassen sein wie in ihren Phantasiegesprächen?
»Tara, ich bin’s. Leg bitte nicht wieder auf. Schenk mir nur ein paar Minuten deiner Zeit.«
Mit einem Mund so trocken wie Maismehl sagte Tara: »Warum sollte ich?«
Hör auf! Ihr Gewissen griff sich ein Megaphon
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