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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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verhärmt, die Stirn voller Sorgenfalten, und zupfte mit nervösen Fingern an einem losen Faden ihrer Strickjacke. Bob fragte sich, wie jemand an einem so warmen Tag eine Strickjacke tragen konnte. Als er vor der Tür stand und darauf wartete, daß sie ihn hineinbat, konnte er aus den Augenwinkeln die niedrigen weißen Gebäude der Schweinefarm in einer Viertelmeile Entfernung im Westen sehen. DerGeruch war nicht allzu aufdringlich, möglicherweise weil der Wind aus Osten wehte.
    »Ja«, sagte sie, »wir sind direkte Nachbarn dieser Schweinefarm, und um ehrlich zu sein, muß ich sagen, daß ich wirklich nicht weiß, was aus uns werden soll. Momentan ist es nicht so schlimm, aber wenn der Wind sich dreht und die Ventilatoren laufen, dann ist es ganz schlimm. Mein Mann leidet sehr darunter. Im Haus haben wir neun spezielle Klimaanlagen und sechs Luftumwälzer, die die ganze Zeit laufen, da ist es weitgehend erträglich, aber draußen, wenn der Wind aus der richtigen Richtung bläst, da kriegen Sie sofort entzündete Augen und Halsschmerzen. Deshalb verlange ich nur fünfzig Dollar im Monat für das Apartment. Sonst würde es zweihundert kosten. Wenn Sie den Geruch von der Schweinefarm aushalten, dann haben Sie eine günstige Wohnung. Neigen Sie zu Asthma?«
    »Nein«, sagte Bob, der beschloß, es mit der Wohnung zu versuchen. Wenn er den Geruch nicht ertrug, konnte er immer noch umziehen. »Ich will es versuchen«, sagte er.
    »Und das Telefon benutzen Sie einfach, als wäre es Ihres, und wir gehen dann zusammen die Rechnung durch. Das ist bequemer, und Sie müssen nicht GTE anrufen, die ekelhafteste Telefongesellschaft von ganz Texas. Da muß man stundenlang idiotische Mitteilungen und scheußliche Musik anhören, bis man jemanden an der Strippe hat. So ist es einfacher.«
    Die Wohnung war sonnig, tadellos sauber und einladend; es gab ein großes Schlafzimmer mit Teppichboden und cremefarbenen Wänden, aus dessen Fenster mit Spitzenvorhängen man auf die Schweinefarm blickte, ein großes komfortables Wohnzimmer mit Fernsehgerät, einem alten Rollpult und einem roten Sofa mit blauen Kissen und ein eigenes Bad mit dem sagenhaften Whirlpool. Vor den Fenstern waren Hagelschutzgitter angebracht. Die summende Luftumwälzung hielt den Schweinegestank ab, und Bob begann ihn als geringfügige Belästigungzu betrachten, deren schädliche Auswirkungen völlig übertrieben dargestellt wurden. Wenn Tater sich diese Luftumwälzungs- und Klimaanlage zulegte, hätte er keine Sorgen mehr. Bob verzichtete auf Leutnant Abert, verbrachte einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher und kletterte nach einem genußvollen Bad im Whirlpool in das rosa bezogene Bett und schlief ein.
    Am nächsten Morgen rief er Ribeye Cluke an – bequemer- weise, ohne extra zum Old Dog mit dem Münzfernsprecher fahren zu müssen.
    »Sir, ich habe eine neue Unterkunft, diesmal mit Telefonanschluß. « Er nannte die Nummer. »Und ich dachte mir, Sie sollten wissen, daß Evelyn Chine schwerverletzt im Krankenhaus liegt.«
    »Verletzt?«
    »Man hat auf sie geschossen. Sie wurde in einem Motel mit einem verheirateten Mann im Bett erwischt. Die Ehefrau hat auf beide geschossen. In der Zeitung steht, daß Evelyn Chine im Zentralklinikum in Amarillo liegt.«
    »Verstehe.« Langes Schweigen trat ein; dann erhob Mr. Cluke seine Stimme zum Befehlston. »Bob, ich möchte, daß Sie Evelyn Chine aufsuchen und sich mit dem Arzt unterhalten und mir lückenlos Bericht über ihren Zustand erstatten. Rufen Sie mich an, wenn Sie die Informationen haben. Sie stand kurz vor dem Abschluß einer bedeutenden Transaktion mit einem der Rancher aus der Gegend. Ein Bursche namens Keister. Es könnte sein, daß Sie die Sache übernehmen müssen, wenn sie eine Weile nicht einsatzfähig ist. «
    »Mr. Cluke, Sie wollen, daß ich sie besuche?«
    »Klar. Und besorgen Sie Blumen.«
    »Blumen? Das könnte etwas dauern. Blumengeschäft gibt es hier keines. Das ist in ein Café umgewandelt.«
    »Die Klinik, Bob. In Kliniken gibt es Blumenläden.«
    »Okay, ich kümmere mich darum. Aber Sie sollten wissen, daß Mr. Keister tot ist. Er ist der Mann, mit dem sie im Bett war.«
    »Verstehe. Das ist natürlich schlecht. Vielleicht ließe die Witwe sich überzeugen. Vielleicht können Sie der das Land abschwatzen. Bob, noch etwas. Sollen wir noch immer den Geldboten zu Mr. Crouch schicken?«
    »Ja, Sir, sicher, aber er ruft mich am besten vorher an, damit ich weiß, wann er kommt. Und bitte nicht

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