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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Krieg.«

14
    Ich unterbrach das Gespräch mit Morelli und besorgte mir die Adresse von Mary Maggie. Jetzt stand ich vor einem Problem: Ich hatte keinen Partner dabei. Es war Freitagabend, und Lula hatte eine Verabredung. Ranger würde bestimmt auf meine Bitte reagieren, aber nach der Schussverletzung wollte ich ihn nicht gleich wieder bedrängen. Außerdem hatte er seinen Preis, und ich bekam schon Herzrasen, wenn ich nur daran dachte. Dicht neben ihm stehend, bei funktionierender Körperchemie, begehrte ich ihn sehr. Aus der Ferne dagegen machte mir die Möglichkeit, mit Ranger zu schlafen, höllische Angst.
    Wenn ich bis morgen wartete, hinkte ich der Polizei hinterher. Es blieb nur noch eine Person übrig, aber bei dem Gedanken, einen Fall mit ihr zusammen zu bearbeiten, brach mir der kalte Schweiß aus. Diese Person war Vinnie. Als Vinnie die Agentur gründete, hatte er alle Festnahmen noch selbst vorgenommen. Mit Anwachsen des Betriebs hatte er Mitarbeiter eingestellt, er selbst saß von nun an nur noch hinterm Schreibtisch. Gelegentlich macht er noch eine Festnahme, aber seine Lieblingsbeschäftigung ist es nicht. Vinnie ist ein guter Kautionsdetektiv, aber es geht das Gerücht, er sei nicht gerade der zimperlichste Kopfgeldjäger.
    Ich sah auf die Uhr. Die Entscheidung musste bald fallen.
Ich wollte sie nicht so lange hinauszögern, dass ich Vinnie erst aus dem Bett scheuchen musste.
    Ich holte tief Luft und wählte seine Nummer.
    »Ich habe eine Spur, die uns zu DeChooch führt«, sagte ich zu Vinnie. »Ich würde ihr gerne nachgehen, aber ich habe niemanden zur Unterstützung.«
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde im Büro.«
     
    Ich stellte das Motorrad hinterm Haus ab, neben Vinnies nachtblauem Cadillac. Im Büro brannte Licht, und die Hintertür stand offen. Als ich hereinschlenderte, schnallte sich Vinnie gerade eine Waffe ans Bein. Er trug das unvermeidliche Schwarz der Kopfgeldjäger, inklusive schusssicherer Kevlar-Weste. Ich dagegen hatte Jeans und ein olive-beiges T-Shirt an, dazu ein blaues Baumwollhemd, das ich über der Hose trug. Meine Pistole lag zu Hause in der Keksdose. Hoffentlich fragte mich Vinnie nicht, ob ich sie dabei hatte. Ich hasse die Waffe.
    Er warf mir eine Weste zu, und ich schlüpfte hinein.
    »Eins verstehe ich nicht«, sagte er und schaute mich dabei an, »wie gelingen dir bloß immer die Festnahmen?«
    »Glück«, sagte ich.
    Ich nannte ihm die Adresse und folgte ihm nach draußen zum Wagen. Noch nie war ich mit Vinnie losgezogen, es war ein komisches Gefühl. Unser Verhältnis war schon immer ein eher friedliches gewesen. Wir wussten zu viel voneinander, um je Freunde zu werden, und beiden war klar, dass der andere, in Bedrängnis geraten, dieses Wissen rücksichtslos ausnutzen würde. Ich gestehe, in Wahrheit bin ich nicht ganz so rücksichtslos wie Vinnie, aber drohen kann ich auch ganz gut. Wahrscheinlich gilt für Vinnie das Gleiche.
    Sobas Haus befand sich in einem Viertel, das vermutlich
aus den Siebzigerjahren stammte. Die Grundstücke waren groß und die Bäume einige Jahre alt, die Häuser die klassischen Halbgeschösser mit Doppelgarage und eingezäunten Gärten auf der Rückseite, um Kinder und Hund einzusperren. In den meisten Häusern brannte Licht, die Erwachsenen waren wahrscheinlich vor den Fernsehgeräten eingeschlafen, und die Kinder hielten sich in ihren Zimmern auf und machten Hausaufgaben oder surften im Internet.
    Vinnie glitt an Sobas Haus vorbei.
    »Bist du ganz sicher, dass es hier sein soll?«, fragte er.
    »Mary Maggie sagte, sie sei hier mal auf einer Party gewesen, und es passte auf die Beschreibung von Grandma.«
    »Mann o Mann«, sagte Vinnie. »Ich soll also auf die bloße Vermutung einer Schlammwrestlerin in ein Haus einbrechen, nicht irgendein Haus, nein, das Haus von Pinwheel Soba.« Er umfuhr den Block zur Hälfte und stellte den Wagen ab. Wir stiegen aus und gingen zu Fuß zurück. Auf dem Bürgersteig blieben wir einen Moment stehen und horchten, ob jemand in der Nähe war.
    »An den kleinen Fenstern im Erdgeschoss sind schwarze Fensterläden angebracht«, sagte ich. »Sie befinden sich auf der Außenseite, und sie sind geschlossen, genau wie Grandma beschrieben hat.«
    »Also gut«, meinte Vinnie, »wenn wir reingehen, gibt es folgende Möglichkeiten: Es kann sein, dass wir das falsche Haus erwischt haben. In dem Fall sitzen wir ganz schön in der Scheiße, weil wir igendeine blöde Kleinfamilie aufgescheucht haben. Es kann aber

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