Mitten ins Herz - Roman
drei aufgebahrt, was darauf hindeutete, dass sich seine Angehörigen bei der Auswahl des Sarges mit der Billigvariante zufrieden gegeben hatten. Die Personen, die durch ein schreckliches Unglück zu Tode gekommen waren, und diejenigen mit den teuersten handgeschnitzten, bleiverlöteten, für die Ewigkeit geschaffenen Behältnissen bekamen »Schlummerraum« Nummer eins zugewiesen.
Ich ließ Grandma mit Rusty allein und sagte ihr, ich würde sie in einer Stunde an dem Tisch mit den Plätzchen abholen.
Es war ein schöner Abend, und ich wollte mir die Beine vertreten. Ich schlenderte die Hamilton hinunter und bog nach Burg ab. Noch war es nicht ganz dunkel. In vier Wochen würden die Menschen zu dieser Tageszeit draußen auf ihrer Veranda sitzen. Ich redete mir ein, ich wollte nur spazieren gehen, mich entspannen, vielleicht ein wenig nachdenken. Ehe ich mich’s versah, stand ich vor Eddie DeChoochs Haus, und ich war alles andere als entspannt. Genervt war ich, weil ich DeChooch immer noch nicht festgenommen hatte.
Die Haushälfte von DeChooch sah total verlassen aus; aus der anderen Hälfte, der von den Marguchis, tönte brüllend laut der Fernseher. Ich marschierte auf die Haustür zu und klopfte.
»Na, so eine Überraschung«, sagte Mrs. Marguchi. »Ich habe mich schon gefragt, wie es Ihnen mit DeChooch ergangen ist.«
»Er läuft immer noch frei herum«, sagte ich.
»Ts, ts«, machte Angela. »Das ist ein ganz gerissener Bursche.«
»Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen? Haben Sie irgendwas nebenan rumoren hören?«
»Wie vom Erdboden verschluckt, der Mann. Nicht mal sein Telefon habe ich in letzter Zeit läuten hören.«
»Ich sehe mich mal ein bisschen um.«
Ich ging einmal ums Haus, schaute in die Garage, blieb vor dem Schuppen stehen. Ich hatte DeChoochs Hausschlüssel dabei, und ich schloss auf. Kein Anzeichen, dass DeChooch da gewesen war. Auf dem Küchentresen lag hingefächert ein Stapel ungeöffneter Briefe.
Zum zweiten Mal klopfte ich an Angelas Tür. »Holen Sie DeChoochs Post rein?«
»Ja. Ich bringe jeden Tag die Post rein und schaue nach, ob sonst alles in Ordnung ist. Was soll ich machen? Ich dachte erst, Ronald wäre mal vorbeigekommen, um die Post reinzuholen, aber den habe ich hier noch nicht gesehen.«
Wieder zurück im Beerdigungsinstitut, fand ich Grandma wie erwartet neben dem Tisch mit den Plätzchen, in ein Gespräch mit Mooner und Dougie vertieft.
»Ej, Mann, ej«, sagte Mooner.
»Habt ihr euch hier mit jemandem verabredet?«, fragte ich.
»Negativ. Wir sind nur wegen der Plätzchen gekommen.«
»Die Stunde ist wie im Flug vergangen«, sagte Grandma. »Es sind viele Leute da, mit denen ich noch nicht gesprochen habe. Hast du es eilig?«, fragte sie mich.
»Wir können Sie nach Hause bringen«, bot Dougie Grandma an. »Wir gehen nie vor neun Uhr, weil Stiva erst dann die Plätzchen mit der Schokoladenfüllung auslegt.«
Ich war hin und her gerissen. Eigentlich wollte ich nicht mehr bleiben, andererseits war ich mir unsicher, ob ich Dougie und Mooner Grandma anvertrauen konnte.
Ich nahm Dougie beiseite. »Ich will nicht, dass ihr was raucht.«
»Kein Pot, versprochen«, sagte Dougie.
»Ich will auch nicht, dass ihr mit Grandma in Stripperlokale geht.«
»Kein Stripperlokal, versprochen.«
»Ich will nicht, dass sie in irgendwelche Entführungsgeschichten verwickelt wird.«
»Mann, ej, ich bin geheilt«, sagte Dougie.
»Na gut«, sagte ich. »Ich verlasse mich auf euch.«
Um zehn Uhr rief meine Mutter an.
»Wo ist deine Großmutter?«, fragte sie. »Und warum bist du nicht bei ihr?«
»Freunde von mir wollten sie nach Hause bringen.«
»Was für Freunde? Hast du deine Großmutter schon wieder verloren?«
Mist. »Ich melde mich wieder.«
Ich legte auf, und der nächste Anruf kam. Es war Grandma.
»Ich habe ihn!«, sagte sie.
»Wen?«
»Eddie DeChooch. Im Bestattungsinstitut hatte ich plötzlich einen Einfall, und ich wusste, wo sich DeChooch heute Abend aufhält.«
»Wo?«
»Er holt seine Rente ab. In Burg kriegen alle ihre Rente am selben Tag, und heute ist es wieder so weit. Ich habe mir gedacht, er wird warten, bis es dunkel ist, und dann fährt er los und holt sich seine Rente ab. Und genauso war’s.«
»Wo steckt er jetzt?«
»Das ist etwas kompliziert. Er ist ins Haus gegangen, um seine Post abzuholen, und als wir versucht haben, ihn festzunehmen, zog er eine Pistole, da haben wir Angst gekriegt
und sind weggelaufen. Mooner hat es nicht so
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