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Mitten ins Herz - Roman

Titel: Mitten ins Herz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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heute waren sie kirschrot.
    Neben Lula komme ich mir immer ein bisschen blass vor. Ich bin Amerikanerin italienisch-ungarischer Abstammung in der dritten Generation. Von meiner Mutter habe ich die helle Haut und die blauen Augen, dazu die gute Verdauung. Ich kann Kuchen essen und kriege - meistens jedenfalls - anschließend immer noch den obersten Knopf meiner Jeans zu. Väterlicherseits habe ich einen nicht zu bändigenden braunen Haarschof und eine Vorliebe für italienische Gesten geerbt. Ohne Begleitung, mit tonnenschwerer Wimperntusche und zehn Zentimeter hohen Absätzen gelingt es mir, einiges Aufsehen zu erregen - wenn ich einen guten Tag erwische. Im Vergleich zu Lula bin ich Aschenputtel.

    »Ich würde dir ja gerne dabei helfen, den Kerl wieder hinter Gitter zu bringen«, sagte Lula. »Den Beistand einer Frau mit Übergröße könntest du bestimmt gut gebrauchen. Schade nur, dass ich den Anblick von Toten einfach nicht ab kann. Sehe ich einen Toten, kriege ich das kalte Grausen.«
    »Ich weiß gar nicht, ob er wirklich tot ist«, sagte ich.
    »Na gut«, sagte Lula. »Dann bin ich dabei.Wenn er lebt, poliere ich ihm die Fresse; wenn er tot ist, mache ich die Biege.«
    Lula hatte eine große Klappe, aber in Wahrheit sind wir beide die reinsten Waschlappen, wenn Fresse polieren angesagt ist. Lula war früher mal Nutte, heute macht sie die Aktenablage bei Vinnie. Als Nutte war sie so gut wie heute bei der Aktenablage, und Akten ablegen kann sie echt schlecht.
    »Sollen wir nicht lieber unsere Westen überziehen?«, sagte ich.
    Lula holte ihre Handtasche aus der untersten Schreibtischschublade hervor. »Wie du willst, aber ich ziehe diese Kevlar-Weste nicht an. Wir haben sowieso keine in meiner Größe da, außerdem würde sie meine individuelle modische Note kaputtmachen.«
    Ich trug Jeans und T-Shirt, keine besonders individuelle modische Note, also deswegen holte ich mir eine Weste aus dem hinteren Zimmer.
    »Meine Fresse«, sagte Lula, als wir nach draußen auf den Bürgersteig traten, »was haben wir denn da?«
    »Ich habe mir ein neues Auto gekauft.«
    »Recht so, Mädchen. Ein Klasseschlitten.«
    Es war ein schwarzer Honda CR-V, und die Raten brachten mich um. Ich musste mich entscheiden, wofür ich mein Geld ausgeben wollte, Essen oder cooles Auftreten, und cooles Auftreten hatte eindeutig den Vorrang. Alles hat schließlich seinen Preis.

    »Wo fahren wir überhaupt hin?«, fragte Lula und ließ sich neben mir nieder. »Wo wohnt der Scheißer?«
    »Wir fahren nach Burg. Eddie DeChooch wohnt drei Straßen weiter, vom Haus meiner Eltern aus.«
    »Trifft er sich wirklich mit deiner Oma?«
    »Sie hat ihn vor zwei Wochen zufällig bei einer Trauerfeier mit Leichenaufbahrung in Stivas Beerdigungsinstitut kennen gelernt, und anschließend sind sie Pizza essen gegangen.«
    »Glaubst du, dass die beiden einen losgemacht haben?«
    Beinahe hätte ich das Auto gegen die Bordsteinkante gesetzt. »Ihh! Sag so was nicht!«
    »Man wird doch noch fragen dürfen«, erwiderte Lula.
    DeChooch lebt in einem kleinen Zweifamilienhaus aus Backstein. Die eine Hälfte wird von Angela Marguchi, siebzig und ein paar Zerquetschte, und ihrer Mutter, neunzig und ein paar Zerquetschte, bewohnt, die andere Hälfte von DeChooch. Ich hielt vor DeChoochs Hälfte an, und Lula und ich gingen zur Haustür. Ich trug meine kugelsichere Weste, Lula ein elastisches Leopardenoberteil und eine gelbe Stretchhose. Lula ist von üppiger Gestalt, und sie neigt dazu, die Dehnbarkeit von Lycra voll auszureizen.
    »Du gehst vor und guckst nach, ob er tot ist«, sagte Lula. »Wenn sich herausstellt, dass er nicht tot ist, sagst du mir Bescheid, und ich komme und poliere ihm die Fresse.«
    »Von wegen.«
    »Hm«, sagte sie, die Unterlippe vorgestreckt. »Glaubst du, ich würde mich nicht trauen, ihm die Fresse zu polieren?«
    »Stell dich lieber neben die Tür«, sagte ich. »Nur für den Fall.«
    »Gute Idee«, meinte Lula und trat zur Seite. »Normalerweise habe ich vor nichts Angst, aber ich will keine Blutspritzer auf mein Oberteil kriegen.«

    Ich drückte die Klingel und wartete auf eine Reaktion. Es kam keine. Ich schellte ein zweites Mal. »Mr. DeChooch?«, rief ich.
    Die Tür zum Nachbarhaus ging auf, und Angela Marguchi steckte den Kopf hindurch. Sie war fünfzehn Zentimeter kleiner als ich, hatte weißes Haar, einen vogelartigen Schädel, eine Zigarette zwischen den Lippen, und ihre Augen waren vor Alter und Qualm ganz schmal. »Was soll der

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